Beschneiungsanlage frei erfunden
April, April! Obing wird doch kein schneesicheres Wintersportparadies

01.04.2024 | Stand 01.04.2024, 16:37 Uhr

April, April! Max Oberleitner und Michael Lache vom TV Obing fanden: Spaß muss sein! Und so gab es am Sportplatz nicht die angekündigte Beschneiungsanlage, sondern nur den Mähroboter zu sehen. - Foto: Christa Auer

Ein Weiher, der eine Beschneiungsanlage in Obing mit Wasser versorgen soll? Der große Schritt zum Wintersportparadies wird nicht erfolgen. Denn natürlich entbehrt das Vorhaben jeglicher Realität. Schließlich ist die erstaunliche Meldung an einem ominösen Datum veröffentlicht worden: In der Osterausgabe der Heimatzeitung, die den 1. April beinhaltete - und da bindet die Redaktion ihren Lesern gerne einmal eine Bären auf.

Olympia im subtropischen Sotschi, eine Fußballweltmeisterschaft in der Wüste oder asiatische Winterspiele in der Golfregion – die Vergabe von sportlichen Großereignissen scheint derzeit nicht mehr an klimatische Bedingungen geknüpft. Warum also nicht auch ein Wintersportzentrum in Obing? Zumal der Skitourismus in der Region boomt und die Voraussetzungen in der nördlichen Eingangspforte des Chiemgaus bestens sind. Für den fehlenden Schnee sorgen Schneekanonen, die Infrastruktur zur Bewältigung der Touristenströme ist mit der LEO-Lokalbahn und einer täglichen Anbindung durch den Bürgerbus gegeben, und auch das Thema Nachhaltigkeit wird bedient. Mit der Speisung der Schneemaschinerie aus einem eigens angelegten Speicherteich, der gleichzeitig die diffizile Hochwasserthematik im Bereich des Obinger Sees entspannt, haben Gemeinde und Turnverein eine zukunftsweisende Entscheidung getroffen.

Laut Aprilscherzartikel sollten also am Ostermontag mit einer Auftaktveranstaltung auf dem Sportplatzgelände die Bevölkerung mit ins Boot geholt und großzügige Spenden für die Anschaffung der Beschneiungsanlagen und des entsprechenden Equipments akquiriert werden. Aber: Alles nur ein Scherz! Die umfangreichen Erdbewegungen dienen natürlich der Erschließung des neuen Gewerbegebiets „Am Mitterfeld“. Die Leser haben den Braten schnell gerochen und sich bei dem regnerischen Wetter nicht auf den Sportplatz locken lassen. Die Initiatoren freuten sich dennoch darüber, dass die Heimatzeitung den Aprilscherz mitgemacht hat. Und so zog auf dem Sportgelände nur der Mähroboter einsam seine Bahnen.

Hier nochmal der frei erfundene Aprilscherz-Bericht zum Nachlesen:

Skitourismus boomt in Obing, kein Wunder also, dass er zu einem festen Bestandteil der Haushaltsplanungen geworden ist. So lag es auf der Hand, dass die Gemeinde auch das aktuelle Projekt der Obinger Skifreunde aktiv fördert. Ab der kommenden Saison wird nämlich die Nutzung der Obinger Loipe durch eine Beschneiungsanlage für die gesamte Wintersaison sichergestellt. Am Ostermontag, 1. April, ab 14 Uhr können Interessierte am Sportplatz das neue Spurgerät und die Schneekanonen besichtigen. Die Skiabteilung des TV Obing hofft auf viele Gäste und freut sich über jede Spende, die dann noch gesammelt werden kann.

Sie ist schon seit vielen Jahren zum Anziehungspunkt im nördlichen Chiemgau geworden: Die Loipe der Gemeinde Obing. Als sich die Skiabteilung des TV Obing vor mehr als 20 Jahren entschloss, ein Loipenspurgerät anzuschaffen, konnte noch niemand ahnen, welche Entwicklung das Projekt einmal nehmen würde. Inzwischen hat Obing östlich von Pfaffing und zwischen Albertaich und Obing im Winter zwei bestens präparierte Loipen. Dank vieler Spenden und weiterer Investitionen der Skiabteilung sowie der großen Unterstützung der Gemeinde gibt es seit ein paar Jahren auch eine Skatingspur.

Der See ist tabu – Wasser soll aus einem Teich kommen

Die Voraussetzungen waren nie so gut wie heuer, denn das nötige Wasser für die Schneekanonen soll auf keinen Fall aus dem Obinger See genommen werden. „Uns ist es wichtig, das Ökosystem
See unangetastet zu lassen. So bedeutend der Skitourismus für uns auch ist, der See ist tabu“, mahnt Bürgermeister Josef Huber.

Erneut auf den Tisch kam das Thema durch Hansi Thurner, der Betreuer des Obinger Spurgerätes. Thurner, seit Jahren bestens vernetzt in der Pistenpflegerszene, konnte für Obing ein größeres Spurgerät sowie drei mobile Schneekanonen aus dem Bestand der Jennerbahn sichern, die – wie berichtet – ihren Betrieb eingestellt hat.

Erschließung des Gewerbegebiets nutzen

Die Kosten stemmt die Skiabteilung, es fehlte lediglich die Wasserversorgung für die Schneekanonen. Da kam die Neugestaltung des Obinger Ortsgebietes, speziell die Erschließung des neuen Gewerbegebietes, zur rechten Zeit. Die Skifreunde sahen ihre Chance, den erforderlichen Speicherteich für ihre Beschneiungsanlage zu bekommen. „Besser kann man ökologische, wirtschaftliche, Sicherheits- und Freizeitaspekte nicht zusammenführen“, so die Aussage des TV.

Ursprünglich wollte man beim Gewerbegebiet eine Regenwassersickergrube bauen, um etwaige
Überflutungen der Ortsmitte zu verhindern. Damit die geplante Regenwassergrube nicht zum Tümpel wird, schlugen die Skifahrer die Erweiterung des Teichvolumens vor, um einen besseren Hochwasserschutz zu ermöglichen. Gleichzeitig kann dort Wasser für die Schneekanonen bezogen werden. Weil das gespeicherte Regenwasser im Winter als Kunstschnee wieder auf die Felder gebracht wird, ist ein ökologischer Wasserkreislauf gewährleistet – eine Win-Win-Situation für Mensch und Natur.

Speicherteich liefert das Wasser für die Beschneiung

Die Bauarbeiten für den Obinger Speicherteich sind in vollem Gange. Daneben sind bereits die Grundlagen für die Ausweitung der Skatingspur gelegt. Mit dem Argument, dass der Speicherteich zudem ganzjährig Löschwasser liefert, gab es letztendlich keine Gegenstimme im Gemeinderat, die Kosten für die minimalinvasiven Baumaßnahmen voll zu übernehmen. „Dass hier mit einem Streich Tourismusförderung, Hochwasserschutz, Löschsicherheit und Nachhaltigkeit gewährleistet werden, hat mich und den Obinger Gemeinderat begeistert und überzeugt“, schwärmt Bürgermeister Huber.

Als Dank für so viel Unterstützung haben sich die Skifreunde noch eine besondere Überraschung ausgedacht: Mit der neuen Pistenraupe und der mobilen Schneekanone ist es jetzt möglich, auch den Parzinger Berg zu beschneien. Damit bleibt Obings beliebtester Schlittenberg auch der nächsten Generation als Winterparadies erhalten.

− red/ca/tt