Traunstein
Neue spezielle Kamera: Der beste Blick in kleinste Augen

Top-Gerät für die Neonatologie der Kliniken Südostbayern AG

10.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:08 Uhr

Der Augenhintergrund eines Neugeborenen kann mit der neuen RetCam“ hochauflösend dargestellt werden, und die Untersuchung ist wesentlich einfacher und sanfter. −Foto: Christian Holzner

Die neue „RetCam“ macht Augenuntersuchungen auf höchstem Niveau möglich. Sie entspricht einer Ausstattung, wie sie an großen Universitätskliniken zu finden ist. Dank einer freizügigen Spende konnte dieses hochkomplexe Gerät nun auch für die Kinderklinik am Klinikum Traunstein angeschafft werden. Die Kamera stellt beginnende Sehbehinderungen von Frühgeborenen hochauflösend dar, und die Untersuchung und Früherkennung ist wesentlich einfacher und sanfter.

Extrem unreife Frühgeborene, die nicht selten weit weniger als 1500 Gramm wiegen, sind sehr sensibel und verletzlich. Ihre ersten Lebenswochen verbringen sie in der geschützten Umgebung einer neonatologisch-pädiatrischen Intensivstation. Dort werden sie in speziellen Inkubatoren sorgsam gepflegt und engmaschig medizinisch versorgt.

Im Fokus steht dabei auch die eingehende Beobachtung der kleinen, „noch unfertigen“ Augen, denn durch die frühe Geburt kann es bei der Reifung der Augen außerhalb des Mutterleibs zu einer übermäßigen Entwicklung von Blutgefäßwucherungen auf der Netzhaut kommen. Diese sogenannte Frühgeborenen-Retinopathie kann sogar zur Erblindung führen. „Werden hohe Sauerstoffgaben und viele Bluttransfusionen nötig, verstärken diese das Risiko einer ungünstigen Gefäßentwicklung“, erklärt Dr. Virgina Toth, Oberärztin der Neonatologie. Die Augen der Frühgeborenen müssen deshalb bis mindestens zur 40. Schwangerschaftswoche regelmäßig kontrolliert werden.

Mit der neuen RetCam, die die Kinderklinik Traunstein mit einer hochherzigen Spende angeschafft hat, ist diese Untersuchung der Frühchen-Augen nun wesentlich angenehmer für die Kinder. Denn üblicherweise ist die Diagnose ein aufwändigerer Prozess. Frühgeborene sollten aber so viel Ruhe wie möglich haben, damit viel Kraft für das gesunde Wachstum zur Verfügung steht. „Die Kamera ist also ein echter Segen“, so Toth.

Die extrem teure Spezialkamera macht es möglich, den Augenhintergrund in bester Qualität zu fotografieren und eine objektive Bilddokumentation der Netzhaut abzugeben. Das macht die Befunde vergleichbar. „Mit der RetCam kann der Hintergrund des kindlichen Auges exakt, zuverlässig und schonend abgebildet und die Entwicklung krankhafter Veränderungen von Blutgefäßen am Augenhintergrund in Sekundenschnelle erfasst werden", so Toth.

Mithilfe dieser Bilddokumentation ist dann im Anschluss an die Untersuchung eine genaue Analyse des Krankheitsstadiums möglich, ohne dass das Kind zusätzlich belastet werden muss. „Bei weiteren Kontrollen können wir mit den so dokumentierten Befunden den Krankheitsverlauf präziser bewerten. In kritischen Fällen, bei denen es um die Entscheidung für eine Therapie geht, können mehrere Augenärzte die gespeicherten Bilder zeitnah mitbeurteilen. Das erspart den Frühchen Mehrfachuntersuchungen“, so Toth.

Die gängigen Methoden, um die Augen von Frühgeborenen zu untersuchen, sind um ein Vielfaches aufwendiger und können nur von spezialisierten Augenärzten durchgeführt werden. Die Kinderklinik Traunstein arbeitet hier seit Jahren mit einem externen Spezialisten zusammen, der dafür mehrmals im Jahr in die Kinderklinik kam. Die neue RetCam ist in der Anwendung sehr viel einfacher, so dass sie Toth und ihre Kollegen auch selbst bedienen können.

Angenehmes Ambiente für kleine Kinderseelen

In der Kinderklinik Traunstein werden jährlich etwa 120 bis 140 Frühchen betreut, durchschnittlich 40 bis 60 davon mit einem Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm, bei denen die augenärztliche Kontrolle erforderlich ist.

„Die Medizintechnik entwickelt sich rasant, und da wollen wir natürlich immer ganz vorne mit dabei sein. Spendengelder helfen uns, Spezialgeräte, die sonst nur an großen Unikliniken vorgehalten werden, zu erwerben. Damit können wir heimatnah eine Behandlung auf exzellentem Niveau anbieten. Gerade auch solche Geräte, die für die Telemedizin ausgerüstet sind, sehen wir als sehr förderlich. Schnell und einfach können wir dann auch Spezialwissen hinzuziehen oder uns in einem interdisziplinären Kreis austauschen und gemeinsam gute Entscheidungen treffen“, erklärt Prof. Dr. Gerhard Wolf, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Traunstein.

Sein Team und er freuen sich über das neue Gerät und auch über jede neue Entwicklung, die den Start der Frühchen ins Leben wieder etwas sanfter und sicherer macht. Für den Neubau der Kinderklinik stehen noch andere Dinge auf der Wunschliste, darunter auch viele, die ein beruhigendes und wohltuendes Umfeld für die kleinen Patienten und ihre Eltern schaffen, aber nicht Teil der öffentlichen Krankenhausfinanzierung sind. Wer gerne mithelfen will: Mitarbeiter der KSOB stehen gerne unter Tel. 0861/705-1534 oder per E-Mail an spenden@kliniken-sob.de für Fragen zur Verfügung. Das Spendenkonto hat die IBAN DE23 7109 0000 0000 201480, Verwendung „Neue Kinderklinik - TS 373223“.

− red