Traunstein
Lebenshilfe Traunstein trauert um Alois Glück

Über fünf Jahrzehnte als betroffener Vater und Politiker für Menschen mit Behinderung eingesetzt

29.02.2024 | Stand 29.02.2024, 11:00 Uhr

Alois Glück (Vierter von links) in der Heilpädagogischen Tagesstätte der Lebenshilfe Traunstein – dies waren die Anfänge der Lebenshilfe Anfang der 1970er-Jahre im Schloss Pertenstein. − Fotos: Lebenshilfe

Mit großer Betroffenheit hat die Lebenshilfe Traunstein mit allen ihren Einrichtungen und Gremien den Tod von Alois Glück aufgenommen. „Seine großen Verdienste als Wegbegleiter der Behindertenhilfe in Stadt und Landkreis Traunstein werden immer sichtbar und unvergessen bleiben“, sagte Geschäftsführerin Annemarie Funke.

Alois Glück habe sich über ein halbes Jahrhundert hinweg als Mitglied des Lebenshilfe Traunstein in besonderer Weise für die Entwicklung der Lebenshilfe als Elternvereinigung eingesetzt. Nicht nur als betroffener Vater, sondern auch in seinem beispielhaften politischen Engagement habe er den Aufbau und die Entwicklung der Lebenshilfe mitgeprägt. „Durch seine Besonnenheit, seine beeindruckende Menschlichkeit und seinen unermüdlichen Einsatz in den sozialen Fragen unserer Zeit hat Alois Glück großen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung und den Weichenstellungen der 55-jährigen Geschichte der Lebenshilfe Traunstein.“

Funke erwähnte insbesondere die Zeit des Aufbaues der Wohneinrichtungen während der langjährigen Vorstandstätigkeit des jetzigen Ehrenvorsitzenden Peter Bantlin. „Altenmarkt war ein großer Meilenstein und ein Projekt, das allen Verantwortlichen sehr am Herzen lag.“ Alois Glück bezeichnete die Schaffung des Schwerstmehrfachbehindertenzentrums dort sowie die Arbeit aller Lebenshilfe-Einrichtungen als „Segen und als Entlastung für die betroffenen Eltern“.

Der Landtagspräsident war auch Gründungsmitglied der 2003 gegründeten Stiftung Hans Georg Lohr und wurde in der ersten Sitzung zum Vorsitzenden des Stiftungsvorstandes gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod auch inne. „Es war ihm dabei immer wieder ein großes Anliegen, Projekte, Maßnahmen und individuelle Anliegen zu fördern, die direkt und unmittelbar den Menschen mit Behinderung bei der Lebenshilfe Traunstein zugutegekommen sind“, so Funke. Alois Glück gehörte auch zu den elf Gründungsmitgliedern des Freundes- und Förderkreises der Lebenshilfe Traunstein, der 2007 ins Leben gerufen wurde.

Auch auf politischer Ebene habe sich Glück für die Behindertenhilfe umfassend stark gemacht, würdigte Funke: 1974 legte er die Grundlage für die Schaffung des Bayerischen Landesbehindertenplanes, der Behinderteneinrichtungen im investiven Bereich mit finanziellen Zuschüssen unterstützt. Ein besonderes Augenmerk richtete Alois Glück auch auf die Arbeit im Werkstättenbereich. So hat er 1974 auch bei Gründung eines Kuratoriums, das sich unter anderem um Aufträge für die Werkstätten beschäftigt, den Vorsitz übernommen. Von der 1977 erfolgten Gründung der Traunsteiner Werkstätten bis 2015 war Alois Glück Mitglied des Aufsichtsrates, ab 2003 auch Mitgesellschafter. Auf seine Initiative hin wurde die Chiemgau-Lebenshilfe-Werkstätten-Stiftung gegründet. Hier übernahm er ebenfalls bis 2015 das Amt des Stiftungsratsvorsitzenden.

Die Werkstätten mit ihrem Auftrag und der Förderung von Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben sowie der beruflichen Rehabilitation waren für Alois Glück immer ein wichtiges Anliegen, um die Arbeitswelt von Menschen mit Behinderung im gesellschaftlichen Kontext sicht- und begreifbar zu erleben. Noch kurz vor seinem Tod hatte ein sehr intensiver Austausch über die Zukunftsprojekte und die Entwicklung der Teilhabe der Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben sowie die Herausforderungen der Zukunft der Lebenshilfe mit dem großen Fachkräfte- und Personalmangel stattgefunden. „Alois Glück hat sich viele Gedanken um die soziale Zukunft, vor allem in der Eingliederungshilfe und den Auftrag der Lebenshilfe gemacht, er hat die Herausforderungen, Sorgen und Nöte immer wieder ernst genommen und stets versucht, das ihm so wichtige Fundament einer humanen Gesellschaft in Verbindung mit Teilhabe am Leben in der Gesellschaft für unsere behinderten Menschen umzusetzen“, so Funke. „Er hat auch immer wieder zum Ausdruck gebracht, dass er sehr dankbar ist, dass es die Lebenshilfe als Elternvereinigung, als Netzwerkorganisation und Leistungsanbieter mit ihrer Zielsetzung und Entwicklung für ein gutes Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung gibt.“ Alois Glück habe sein ehrenamtliches Engagement mit seiner ganzen Persönlichkeit ausgefüllt: „Er war immer ein Mensch, der für andere Menschen nur Gutes getan hat und ihnen Freude bereiten wollte. Alois Glück hat sich in besonderer Weise dafür eingesetzt, dass ,Behinderte‘ als Mitglied der Gesellschaft aufgenommen werden. Humanität und Gerechtigkeit lagen ihm dabei stets am Herzen. So hat er auch immer wieder versucht, die pädagogische und umfassende Förderung von Menschen, je nach den individuellen Möglichkeiten und Grenzen, in den Mittelpunkt seiner Unterstützung zu lenken.“

Alois Glück habe nicht nur die Pionierleistungen bei der Gründung des Lebenshilfe-Vereins hervorgehoben – die Sorgen und Ängste betroffener Eltern habe er durch die eigene Betroffenheit immer vor Augen gehabt, fuhr Funke fort. „Und aus dieser Erfahrung heraus war ihm immer das große Ganze besonders wichtig. Er hat die entscheidenden Entwicklungsschritte in der Früherkennung, Fürsorge und Versorgung bis zur Entwicklung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben stets auch im öffentlichen Leben verdeutlicht und gefordert.“

Für seinen jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz für die Anliegen der Lebenshilfe als Elternvereinigung hat er 2008 aus den Händen des Bundesvorsitzenden der Lebenshilfe, Robert Antretter, die Goldene Ehrennadel der Lebenshilfe verliehen bekommen. „Alois Glück war nicht nur Weggefährte, Fürsprecher und eine engagierte Persönlichkeit in der Behindertenhilfe, für die Lebenshilfearbeit im Landkreis Traunstein, dem die Lebenshilfe zutiefst Dank und Wertschätzung entgegenbringt. Er hat auch allen Verantwortlichen und der Mitarbeiterschaft sowie dem gesamten Ehrenamt der Lebenshilfe stets viel Kraft und Zuversicht und höchste Anerkennung für die Arbeit entgegengebracht. Er hat uns das Fundament einer humanen Gesellschaft mit auf den Weg gegeben“, schloss Funke.

− red