Landtag live
KLJB-Frauen erhalten Einblick in die Landespolitik

Drei junge Frauen aus dem Landkreis Traunstein begleiten Landtagsabgeordneten in ihrem Arbeitsalltag

01.04.2024 | Stand 01.04.2024, 19:00 Uhr

Während der Woche im Landtag trafen die Teilnehmer von „Landtag Live“ unter anderem Landtags-Vizepräsident Tobias Reiß (CSU).  − Fotos: Thomas Bernard (KLJB Bayern)

Eine Woche Landespolitik pur: Gleich drei junge Frauen aus dem Landkreis Traunstein durften Mitte März am Projekt „Landtag live“ teilnehmen und Abgeordnete verschiedener Parteien bei ihrer Arbeit im Maximilianeum aus nächster Nähe begleiten. Ermöglicht haben das die Kolpingjugend und die Katholische Landjugend (KLJB) Bayern, die das Projekt seit 2003 organisieren. Umrahmt wird es von politischer Bildung für die jungen Menschen aus den beiden Jugendverbänden. Hannah Wastlhuber von der KLJB St. Georgen schildert ihre Eindrücke:

Zugeteilt wurde ich der Abgeordneten Petra Högl aus dem Landkreis Kelheim, einer der wenigen CSU-Frauen. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Thema Landwirtschaft. Zeit für private Gespräche blieb zwischen den zahlreichen Terminen wenig, Högls Kalender war voll: CSU-Agrararbeitskreis, Gespräch mit Landwirten, Vortrag zur aktuellen Wirtschaftslage, CSU-Fraktionssitzung samt Ministern und Ministerpräsident, Plenumssitzung, Außentermin im Amt für Waldgenetik in Teisendorf.

Nicht mal Pausen zum Essen

Letzterer war besonders interessant: Vor Ort wurde uns gezeigt, wie intensiv das Amt in seinen Laboren und Wäldern bereits am so wichtigen klimaresistenten Baum-Saatgut forscht. Auch die internen Sitzungen, aus denen inhaltlich nicht berichtet werden darf, waren spannend zu beobachten: Selbst für das Essen hatten die Abgeordneten teilweise keine Pausen, stattdessen wurde es während der Sitzungen aufgetischt. Die Handys waren immer griffbereit, Unterhaltungen mit dem Nachbarn und Telefonate während der Sitzungen keine Seltenheit. Politik machen ist sehr zeitintensiv, so mein Eindruck, und bedeutet vor allem, ständig erreichbar, bestens informiert und mit guten Argumenten oder der entsprechenden Position ausgestattet zu sein.

Die meisten Abgeordneten erschienen dennoch nahbar. Das machte unter anderem ein gemeinsames Abendessen mit Teilnehmenden und Abgeordneten deutlich, bei dem sich ganz selbstverständlich geduzt und locker unterhalten wurde. Nicht eingeladen zum Programm von „Landtag Live“ war die AfD, häufiges Gesprächsthema war sie trotzdem. Bestand seitens der CSU zu den anderen beiden Oppositions-Parteien abseits der Öffentlichkeit durchaus guter Kontakt, war das bei der AfD kaum der Fall. Ihren Einfluss auf das demokratische Miteinander im Maximilianeum bekamen wir bei der Plenumssitzung zu sehen, wo ein AfD-Abgeordneter vor unseren Augen eine Rüge erhielt, weil er lautstark die Rhetorik eines Freien Wählers beschimpft hatte.

Informative Begegnung auf Augenhöhe

Bei all den Eindrücken wurde mir deutlich, wie sehr sich das Verständnis vom „Politik machen“ doch unterscheidet. Die einen provozieren mit jedem Satz, andere sprechen ruhig und konstruktiv. Die eine will nur ihre Meinung bestätigen lassen, der andere begegnet seinem Gegenüber mit der offenen Haltung, von ihm etwas lernen zu können. Die einen merken sich Namen und sprechen ihre Gesprächspartner persönlich an; andere erzählen lieber von sich selbst.

Über die Erlebnisse des Tages konnten wir Teilnehmenden uns dann beim gemeinsamen Abendessen austauschen: „Es war sehr spannend, so nah im Alltag der Politik dabei zu sein. Für beide Seiten war es sehr informativ und eine Begegnung auf Augenhöhe. Man hat sich sehr gut austauschen können, auch wie wir die Themen als Jugendverbände sehen“, findet Elisabeth Kiermaier, KLBlerin aus Heiligkreuz. Auch die Truchtlachingerin Zoe Maier zeigt sich begeistert: „Ich fand es sehr spannend, die die fachliche Auseinandersetzung hinter den Kulissen zu sehen und, dass Opposition und Regierung abseits des Plenums nicht nur gegeneinander arbeiten. Ganz konkret war das im Verkehrsausschuss sichtbar, wo alle Parteien konstruktiv miteinander diskutiert haben und zu einem gemeinsamen Konsens gekommen sind. Außerdem ist mir ist bewusst geworden, wie komplex und stressig dieser Job ist.“

Was also bleibt nach dieser einmaligen Woche im Landtag? Die Erkenntnis, dass Politik wesentlich mehr ist als das öffentlich Sichtbare. Dankbarkeit für unser demokratisches System und Nachdenklichkeit über den Rechtsruck. Vor allem aber der Eindruck, dass diejenigen, die „da oben“ die Geschicke unseres Bundeslandes lenken, auch nur Menschen sind.