Unfall verursacht, Bahn ausgebremst
Ausgebüxte Kälber in Traunstein: Dritter Ausreißer verursacht Autobahnsperrung

16.04.2024 | Stand 16.04.2024, 17:02 Uhr

Bis Dienstagvormittag dauerte die Abenteuerreise des dritten Jungrinds – hier auf dem Weg zur Autobahn, wo es Polizei und Landwirte schließlich unversehrt einfangen konnten. − Foto: Wittenzellner

Einen turbulenten Abend hatten Feuerwehren, Polizei, Bundespolizei, ein Tierarzt und etliche Landwirte am Montag im Landkreis Traunstein. Der Grund: Drei ausgebüxte Kälber. Die sorgten nicht nur für Behinderungen im Bahnverkehr, sondern verursachten auch einen Unfall und eine kurzzeitige Sperrung der Autobahn.



Das erste Mal aus dem Stall auf die Weide – da gingen den Kälbern am Montagnachmittag vor lauter Frühlingsgefühlen sozusagen die Gäule durch. Sie büxten aus, hielten Feuerwehr und Polizeikräfte stundenlang auf Trab und sorgten nicht nur für Behinderungen im Bahnverkehr, sondern verursachten auch einen Verkehrsunfall, der zum Glück glimpflich abging, und eine kurzzeitige Sperrung der Autobahn.

Knapp drei Stunden lang suchten 30 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren Vachendorf und Haslach, drei Streifen der PI Traunstein, eine Streife der Bundespolizeiinspektion Freilassing und ein Tierarzt in Vachendorf sowie im angrenzenden Traunsteiner Stadtteil Axdorf nach den drei entlaufenen Tieren.

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Die Kälber waren schon am Nachmittag einem Landwirt aus dem Siegsdorfer Ortsteil Schweinbach von der Weide abhanden gekommen. Einen der tierischen Ausreißer konnte der Bauer relativ schnell selbst wieder einfangen.

Kalb verursacht Unfall mit zwei Autos

Ein weiteres Kalb lief jedoch bis nach Vachendorf und überquerte die dortige Bahnlinie München-Salzburg. Eine Spaziergängerin beobachtete dies und verständigte gegen 20.30 Uhr die Polizei, die dafür sorgte, dass der Bahnverkehr zeitweise auf Sicht fuhr.

Das Kalb setzte, wie die Traunsteiner Polizei schildert, seinen Weg fort bis zur Staatsstraße 2095 zwischen Vachendorf und Axdorf – und wurde dort von zwei Autos erfasst. Die beiden Lenker blieben unverletzt, an ihren Fahrzeugen entstand aber Sachschaden. Unbeirrt von den Kollisionen lief das Kalb weiter in westliche Richtung, ehe es in Axdorf von den Einsatzkräften eingefangen werden konnte. Das Tier kam vorübergehend im Stall eines Haslacher Feuerwehrlers unter, ehe es dem Besitzer übergeben werden konnte. Ein Tierarzt untersuchte das Tier, und zumindest nach dem ersten Augenschein hatte es die Zusammenstöße mit den Autos ohne lebensbedrohliche Verletzungen überstanden, wie die Feuerwehr berichtet.

Unterdessen ging die Suche nach dem dritten Kalb weiter – ohne Erfolg. Das Tier genoss noch seine Freiheit, es wurde in einem Waldstück zwischen Vachendorf und Schweinbach vermutet. Die großangelegte Suchaktion wurde gegen 22.30 Uhr beendet. Dabei hatten auch mehreren ortsansässige Landwirte geholfen. Ein Mitglied eines örtlichen Tierschutzvereins stellte eine Drohne zur Verfügung, deren Einsatz jedoch nicht mehr erforderlich wurde.

Dritter Ausreißer sorgt für Autobahnsperrung

Am Dienstagvormittag schließlich konnte auch das dritte Kalb wohlbehalten eingefangen werden. Es befand sich jedoch nicht mehr im Wald, sondern hatte seine Abenteuerreise fortgesetzt. Dabei lief es unserem freien Mitarbeiter Andreas Wittenzellner über den Weg, der mit dem Fahrrad unterwegs war, sofort die Polizei informierte und den Ausreißer fotografierte. „Das Kalb stand auf dem Radweg nach dem Siegsdorfer Schwimmbad kurz nach der Autobahnbrücke und vor dem unbeschrankten Bahnübergang“, schildert Wittenzellner die ungewöhnliche Begegnung. Das relativ nervöse Tier habe zuvor fast einen weiteren Fahrradfahrer über den Haufen gerannt, dann aber über die Traun schnell das Weite gesucht.

Die verständigte Polizei traf wenig später ein – und entdeckte das Kalb auf der Autobahn A8 zwischen den Anschlussstellen Schweinbach und Traunstein. „Möglicherweise aufgrund des Temperatursturzes wollte das Rind seinen Weg auf der Richtungsfahrbahn Salzburg in südlichere Gefilde fortsetzen“, schreibt die Polizei dazu scherzhaft.

Ein zufällig vorbeikommender 41- Jähriger Landwirt aus Ebbs (Tirol) nahm sich der Sache an und unterstützte die Einsatzkräfte der Verkehrspolizei und PI Traunstein sowie der Grenzpolizei Piding mit vollem Körpereinsatz. Da sich das widerspenstige Tier nicht bändigen ließ, wurde es zunächst von der Autobahn auf ein nahe gelegenes Feld getrieben. Dort konnte es mit der Hilfe zweier weiterer Landwirte angehängt und letztlich auf einen Anhänger verladen werden. Ein ebenfalls hinzugerufener Tierarzt musste mit seinem Betäubungsgewehr nicht mehr eingreifen.

A8 kurzzeitig gesperrt



Glücklicherweise wurde bei der Aktion niemand verletzt. Auch kam es zu keinen Unfällen. Das Tier blieb ebenfalls unverletzt und wurde auf seinen Hof zurückgebracht.

Die Autobahn A8 musste für eine Viertelstunde in beide Fahrtrichtungen gesperrt werden. Es kam zu leichten Verkehrsbehinderungen, die sich schnell wieder auflösten. Aufgrund der Nähe zur Bahnstrecke Traunstein-Ruhpolding musste der Zugverkehr erneut gedrosselt werden.