Seeon-Seebruck
Alarme im Minutentakt: Feuerwehr und Rettungskräfte üben an sieben Stationen

21.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:49 Uhr
Hubert Hobmaier

Am Sportplatz hatte ein Traktorfahrer die Kurve zu schnell genommen. Das Gefährt kippte um und begrub eine Person unter sich. −Fotos: Kreisfeuerwehrverband Traunstein

Ein herrenloses Schlauchboot auf dem Seeoner See, Waldunfall bei Seebruck und ein Arbeiter, der in Truchtlaching einen Stromschlag erlitten hatte – dies waren nur drei der Aufgabenstellungen für die Übungsteilnehmer am Samstag in der Gemeinde Seeon- Seebruck. Zahlreiche Führungskräfte der drei gemeindlichen Feuerwehren sowie Vertreter des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein hatten sich wochenlang auf den Tag vorbereitet. Bürgermeister Martin Bartlweber besichtigte einige Übungen und zeigte sich von der guten Zusammenarbeit beeindruckt.

„Ich danke Euch für die Bereitschaft zur kontinuierlichen Verbesserung der Abläufe“, sagte Kreisbrandinspektor Josef Egginger bei der kurzen Abschlussbesprechung auf dem Gelände der Brauerei „Camba Bavaria“. Dort kamen die rund 160 Übungsteilnehmer sowie die Helfer und Übungsbeobachter zum Abschluss des Übungstages zusammen, um bei einer von der Gemeinde Seeon-Seebruck spendierten Brotzeit den Nachmittag ausklingen zu lassen.

13 Feuerwehren arbeiten die Aufgaben ab

Ein zufriedenes Gesicht machte auch der Hauptverantwortliche Martin Hochreiter. „Manche Einheiten haben fünf oder sogar sechs Übungen geschafft, die Organisation hat also wunderbar funktioniert, und ich bin richtig stolz auf meine 13 Feuerwehren“, sagte er am Ende der Übungen.

Insgesamt sieben Stationen hatten die Verantwortlichen vorbereitet. In Truchtlaching am Wertstoffhof war in einem Auto ein Kanister umgefallen, in dem sich eine ätzende Flüssigkeit befand. Zu allem Überfluss war diese Flüssigkeit einer Frau über die Arme gelaufen. Deshalb war schnelles Handeln gefragt, damit der verletzten Person geholfen werden konnte und sich der Schaden nicht vergrößerte. Nur wenige hundert Meter weiter erlitt ein Arbeiter in einem Kraftwerk einen elektrischen Stromschlag. Er musste über eine Treppe ins Obergeschoß gerettet werden.

Ein lauter Warnton war schon von weitem in Seebruck zu hören. Die Brandmeldeanlage der Firma Regnauer hatte ausgelöst. Die anrückenden Einsatzkräfte stellten vor Ort fest, dass die Sprinkleranlage in einer großen Produktionshalle aktiviert war. Ein geparkter Stapler hatte Feuer gefangen und die Anlage ausgelöst. Der Löschangriff unter Atemschutz war dann meist schnell erfolgreich.



„Mei Oider is so blöd!“ – „Schickt’s die Oide endlich weider!“


Zur Höchstform liefen die Schauspieler der Realistischen Unfalldarstellung vom Malteser Hilfsdienst in einem Waldstück bei Pullach auf. Ein Ehepaar war dort mit Baumfällarbeiten beschäftigt. Ein Baumstamm war auf die Beine des Ehegatten gefallen. Neben einem täuschend echt geschminkten offenen Unterschenkelbruch wirbelten die Eheleute das Szenario ordentlich auf. „Mei Oider is so blöd, ich hab noch gesagt, er soll auf die Seite gehen, und der Depp stellt sich genau unter den Baum.“ Der noch Eingeklemmte wetterte im Hintergrund: „Schickt’s die Oide endlich weider! Ich halte sie nicht mehr aus!“ Neben der medizinischen Erstversorgung musste der Verunfallte aus seiner misslichen Lage befreit und anschließend aus dem Wald getragen werden.

Am Sportplatz in Seeon war ein Traktor samt Anhänger zu schnell um die Kurve gefahren. Die Konsequenz: ein umgefallener Anhänger, der eine Person unter sich begraben hatte, die von den Rettungskräften zügig befreit werden musste. Vier bewusstlose Jugendliche waren die Folge einer Grillparty in einem geschlossenen Raum. Unter Atemschutz gingen die Einsatzkräfte vor und retteten die jungen Leute aus dem Übungsraum.

Auf dem Seeoner See trieb außerdem ein herrenloses Boot, Badebekleidung lag am Ufer. Letztlich wurden zwei Personen vermisst, die an Land und im Wasser gesucht werden mussten. Dies war somit eine Paradedisziplin für die beteiligten Wasserrettungseinheiten der Wasserwacht Obing sowie der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Seeon-Truchtlaching, die im Wasser nach den Vermissten suchten. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk unterstützen an Land.

Besucher dürfen im Mannschaftsbus mitfahren

Die Einsatzleitung mit dem Führungsfahrzeug aus Seebruck hatte ihre Zelte auf dem Firmengelände der „Camba Bavaria“ aufgeschlagen. Das Team koordinierte die Einsätze und schickte eine Einheit nach der anderen zu den Einsatzstellen. Vor Ort waren jeweils erfahrene Feuerwehrkräfte, die als Übungsbeobachter die Abläufe in Augenschein nahmen und anschließenden Feedbackgespräche leiteten. Rund 35 Helfer und Verletztendarsteller verteilten sich auf die sieben Stationen. Seeons Kommandant Stefan Anderl übernahm die Rundfahrten für interessierte Besucher. Mit einem Mannschaftsbus der Feuerwehr fuhr er von Einsatz zu Einsatz und erklärte die Abläufe der Retter.

Einsatzkräfte von Altenmarkt bis Waldhausen

Das Abschlussgespräch unter den Führungskräften zog ein einhelliges Fazit des Übungstages in der Gemeinde Seeon-Seebruck: „Wir haben erneut viel dazu gelernt, die Übungen waren allesamt sehr gut ausgearbeitet.“ Kreisbrandmeister Martin Hochreiter dankte allen Teilnehmern für ihre Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzubilden, allen, die in die Vorbereitungen und bei der Durchführung eingebunden waren und die Übungsobjekte zur Verfügung gestellt hatten. Bürgermeister Martin Bartlweber freute sich, „so viele Rettungskräfte bei uns in der Gemeinde begrüßen zu dürfen“. Neben den Floriansjüngern aus Seeon, Seebruck und Truchtlaching nahmen Frauen und Männer der Feuerwehren Altenmarkt, Rabenden, Pittenhart, Kienberg, Kirchstätt, Schnaitsee und Waldhausen am Übungssamstag teil. Zahlreiche Ehrenamtliche des Bayerischen Rote Kreuzes waren mit Rettungswagen und Einsatzleitung vor Ort. Vom Technischen Hilfswerk nahmen Helfer der Ortsverbände Traunstein und Traunreut teil. Zwei Vertreter des Kreisverbindungskommandos Traunstein besichtigten die Übungen. Die organisationsübergreifende Zusammenarbeit ist eines der erklärten Ziele der Übungssamstage des Kreisfeuerwehrverbandes Traunstein.