Die Selbstversorgung als Ziel
Wie die Rottal Terme unabhängiger von fossilen Energien werden kann

27.09.2023 | Stand 27.09.2023, 19:00 Uhr

Bei der Vorstellung des Energiekonzeptes für die Rottal Terme: (von links) Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl, Bad Birnbachs Bürgermeisterin Dagmar Feicht und der per Video zugeschaltete Vertreter des IfaS-Instituts, Karsten Wilhelm. − Foto: Wanninger

Was tun, um die Rottal Terme unabhängiger von fossilen Energien zu machen? Mit dieser Frage beschäftigen sich Bezirk, Landkreis und Marktgemeinde als Träger der Therme schon länger. Und so hatte man das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) der Hochschule Trier damit beauftragt, ein Energiekonzept zu erstellen.

Das Ergebnis ist am Dienstag im Artrium vorgestellt worden. Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, die im Bau- und Werkausschuss des Zweckverbandes Thermalbad auch mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit diskutiert werden sollen. Dass deren Umsetzung nicht einfach ist, wurde deutlich, als es um Freiflächen-Photovoltaikanlagen ging.

Passgenaue Lösungen für die Thermen, an denen der Bezirk beteiligt ist, finden, und zwar in Absprache mit den Kommunen – dies sei das Ziel, sagte der Vorsitzende des Zweckverbandes, Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich, einleitend. Man wolle das Vorgehen in Bad Birnbach auf die Planungen vor Ort abstimmen, und natürlich sei auch der Landkreis Rottal-Inn im Boot. Dass man das Thema ernst nehme, würden der Bezirk und die Zweckverbände der einzelnen Thermen auch dadurch zeigen, dass über zehn Millionen Euro an Umlagen bereitgestellt würden, und zwar vor allem für den investiven Bereich. Man wolle die Weichen für eine Selbstversorgung der Thermen stellen.

Karsten Wilhelm von IfaS, der per Video zugeschaltet war, erläuterte das Ergebnis der Studie zur Rottal Terme. Diese hat demnach einen Wärmebedarf, der 410 Wohngebäuden entspricht, und einen Strombedarf wie etwa 1600 Haushalte.

Er stellte grundsätzlich fest, dass in der Therme schon vieles gemacht worden sei oder erledigt werde. So nannte er den in der Umsetzung befindlichen Pumpentausch, die Umstellung der Beleuchtung auf LED (45 % sind bereits umgerüstet) oder die Lüftungsanlage, die auf aktuellem Stand der Technik sei.

Mit Blick auf erneuerbare Wärme brachte Wilhelm eine Grauwasserwärmepumpe ins Spiel. Hier hält er eine Energieeinsparung von rund 297000 kWh im Jahr für möglich. Und auch Solarthermie (4400 m² Kollektorenfeld/25 Prozent solarer Anteil an der Wärmeversorgung) und Hackschnitzel-Kesselleistung (3500 kWh) sowie die Nutzung von Biogas in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren war Thema. Hier sah Wilhelm durchaus großes Potenzial und den Vorteil der regionalen Wertschöpfung.

Feicht: Absage an PV-Anlagen in der Fläche



Als besonders vielversprechend erachtet er die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen. Zwei geeignete Grundstücke mit 2,4 Hektar seien im Eigentum des Zweckverbandes. Man könnte dort 1 bis 1,2 Millionen kWh/Jahr produzieren und somit rund 25 Prozent des derzeitigen Strombedarfs decken. Die Netzeinspeisung von 180000 bis 300000 kWh könne durch eine Optimierung über Batteriespeicher um die Hälfte reduziert werden.

Dieser Idee einer Freiflächen-PV-Anlage erteilte Bürgermeisterin Dagmar Feicht unverzüglich eine Absage. „Hierfür gibt es bei uns keine Genehmigung. Und diesen Weg gehen wir vorerst so weiter.“ Die Flächen würde zudem mitten im Kurpark liegen. Kein Problem seien PV-Anlagen auf Dächern. Feicht verwies zudem auf ein geplantes Fernwärmenetz, das man im nächsten Jahr zusammen mit der Erdgas Südbayern (ESB) auf den Weg bringen will.

Der Vorsitzende des Bau- und Werkausschusses des Zweckverbandes, Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl, unterstrich, dass die Hausaufgaben in der Rottal Terme gemacht worden seien. Alle künftigen Maßnahmen würden mit der Kommune abgestimmt und gemeinsam erarbeitet. Es läge jetzt ein Potpourri an Möglichkeiten auf dem Tisch. Man müsse alles im Detail prüfen und sinnvolle Maßnahmen angehen. Es sei aber unbedingt nötig, weitestgehend unabhängig zu werden beim Decken des Energiebedarfs. Man benötige zudem bezahlbare Energie und müsse hierfür zentrale wie dezentrale Lösungen für die Zukunft suchen.

− wa