Theater an der Rott
„Warten auf Godot“ ab 24. Februar in Eggenfelden – Schauspieler Norman Stehr im Gespräch

21.02.2024 | Stand 23.02.2024, 17:02 Uhr

„Es ist eine Ehre, dieses Stück zu spielen“, sagt Schauspieler Norman Stehr (rechts) im Gespräch mit unserer Zeitung. Links Alexander Mitterer. − Foto: Sebastian Hoffmann

Es ist ein großartiges und verrücktes Theaterstück. Im Wesentlichen warten da zwei Männer auf jemanden, der aber nie kommt. Es ist auch nicht klar, ob sie am richtigen Ort zur richtigen Zeit warten. Und ob es den, auf den sie warten, überhaupt gibt, das ist fraglich. Vor über 70 Jahren wurde Samuel Becketts Stück „Warten auf Godot“ 1953 in Paris uraufgeführt, es gilt heute als Inbegriff des „absurden Theaters“ und einer der großen klassischen Texte des modernen Theaters.

Worum es dabei geht – um ein Leben ohne höheren Sinn, eine Welt ohne Gott, um die existenzialistische Erfahrung des Menschseins – darüber kann man nächtelang debattieren, etwa nach der Premiere am kommenden Samstag, 24. Februar am Eggenfeldener Theater an der Rott. Die Theaterleiter Elke Schwab-Lohr und Dean Wilmington haben den Klassiker auf den Spielplan und damit ein Zeichen gesetzt, dass das Landkreistheater den Bildungsauftrag ebenso ernst nimmt wie den berechtigten Wunsch nach Unterhaltung.

„Ich liebe dieses Stück“, sagt Schauspieler Norman Stehr (61), seit drei Jahren Mitglied im Ensemble des Hauses, der in der Inszenierung von Andreas Schmitz den Estragon spielt, eine der beiden Hauptrollen. „Es ist für uns eine ganz, ganz große Freude und Ehre, dieses Stück zu spielen.“ Stehrs Pendant ist der Österreicher Alexander Mitterer (55) als Wladimir. Gemeinsam verhandeln sie auf der Bühne die großen Themen des Lebens: Beziehungsmuster, symbiotisches verhalten, Einsamkeit, das Suchen nach sich selbst, das Reiben am anderen.

Vladimir und Estragon, diese beiden „sind fast wie ein altes Ehepaar, sie können nicht ohne einander“, findet Norman Stehr, ein furchtloser Darsteller, dem in der letzten Spielzeit das Meisterstück gelungen ist, allein Adolf Hitlers „Mein Kampf“ als Musical auf die Bühne zu stellen. Die Hauptfiguren stellen Fiktionen auf, wie das wohl so wäre, allein, und sind konfrontiert mit der Angst und Wut, die das auslösen kann. Wer das Stück, das noch nie in Eggenfelden gespielt wurde, nicht kennt, sollte keinen falschen Respekt vor dem großen Namen und den großen Themen haben. Denn auf der Bühne stehen vor allem: zwei Menschen mit ihren Nöten, die immer wieder scheitern und dabei stets menschlich bleiben – im Gegensatz übrigens zum zweiten Paar im Stück, dem Herrn Pozzo und seinem Knecht Lucky.

„Vladimir und Estragon sind von sich aus keine Nihilisten“ beschreibt Stehr die Charaktere, „beide haben eine Liebenswürdigkeit mitbekommen, die das Stück nicht düster werden lässt.“ Zusammen mit Alexander Mitterer will er das Prinzip Hoffnung spürbar machen. Die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit.

Der Video-Trailer des Theaters ist mit fröhlichem Swing unterlegt – und genauso, verspricht Norman Stehr, darf im Theater bei aller Tiefe der Thematik auch „ganz viel gelacht werden.“

Raimund Meisenberger


Premiere am 24.2. um 19.30 Uhr im Theater an der Rott, Theaterstraße 1, weitere Vorstellungen 1., 2., 3., 8., 9., 10.3., Beginn 19.30 Uhr, sonntags 17 Uhr, Karten gibt es auf theater-an-der-rott.de