Fola Olaoye hat viel vor
Von Pfarrkirchen nach Paris: Ein Weltklasse-Sprinter im Rottal − über die TuS will er zu Olympia

06.02.2024 | Stand 06.02.2024, 6:44 Uhr

Südbayerischer Meister aus Nigeria: Fola Olaoye gewann jüngst in München Im Trikot der TuS Pfarrkirchen den Titel über 200 Meter – doch sein großes Ziel sind die Olympischen Spiele. − Foto: Claus Habermann

Ein Weltklasse-Sprinter studiert seit diesem Semester an der Europa-Hochschule in Pfarrkirchen, einem Ableger der TH Deggendorf. Sein Name: Fola Olaoye. Zugleich holte der 27-jährige Läufer aus Nigeria bei seinem ersten sportlichen Auftritt für die TuS Pfarrkirchen bei den Südbayerischen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften Gold und Silber. Selbstbewusst verkündet der Sprinter: „Ich will im August bei den Olympischen Spielen in Paris an den Start gehen.“ Wer seine Leistungen unter die Lupe nimmt, erkennt, dass dieser Plan zwar sehr ehrgeizig ist, aber nicht aussichtslos.

Ein Blick zurück: Bei der Südbayerischen in München lief Fola Olaoye im Finale über 60 Meter mit 6,71 Sekunden nur drei Hundertstel hinter dem amtierenden deutschen Hallenmeister Aleksandar Askovic auf Platz 2. „Wenn ich nicht im Prüfungsstress gewesen wäre, hätte ich gewonnen“, glaubt der Sprinter aus Nigeria. Genau dafür reichte es über die 200 Meter. Olaoye war über diese Distanz mit 21,98 Sekunden der Schnellste und entschied die Südbayerische Meisterschaft für sich. Unterm Strich wird er in Deutschland in der Saison 2023/24 über 60 Meter als Fünftschnellster geführt. Afrikaweit liegt er auf Platz 19, wobei die kurze Hallendistanz dort weniger intensiv betrieben wird als in Europa.

Jenseits des Sports schloss der junge Mann 2022 sein Studium in Nigeria mit dem „Master Construction Management“ ab. Nach Deutschland kam Fola Olaoye im vergangenen Frühling. Zunächst trainierte er in Wiesbaden bei Ayo Odelusi (TV Idstein). Seit September studiert Fola Olaoye am European Campus in Pfarrkirchen in englischer Sprache. In vier Semestern will er im Rottal den „Master Healthy and Sustainable Building“ erwerben. Nach getaner Arbeit stach er bei seinen täglichen Trainingsläufen auf dem örtlichen Sportgelände am Griesberg sofort einigen TuS-Leichtathletik-Coaches ins Auge. Kurzentschlossen nahm Trainer Andreas Wiertz ihn unter seine Fittiche.

Aktuell trainiert der Nigerianer sechs Mal pro Woche. Über sein Erfolgsrezept sagt Olaoye: „Mir helfen das Gottvertrauen eines gläubigen Christen, die Neugierde auf Neues, die nötige Lockerheit sowie eine gesunde Ernährung.“ Als seine Stärken bezeichnet er „die Grundschnelligkeit und den Erfolgshunger“. Sein Krafttraining will der Leistungssportler intensivieren. „Beschleunigung ist Kraft und ist für den erfolgreichen Sprinter entscheidend“, erklärt Coach Wiertz. Darüber hinaus schätzt der Leichtathletik-Trainer bei Olaoye „die lockere Art, schnell zu laufen“.

Natürlich war Fola Olaoye bereits in Nigeria höchst aktiv. Ähnlich wie in den USA, läuft der Sport dort an den Universitäten. So holte er zunächst für die Afe-Babalole-Universität zwischen 2013 und 2017 mehrere Goldmedaillen. Danach meisterte er für das College OAU Spartan Ife (Osun State) die 100 Meter vor knapp drei Jahren in 10,44 Sekunden sowie die 200 Meter vor knapp zwei Jahren in 21,31 Sekunden. Der Sprinter zeigt sich sicher: „Ich bin jetzt noch schneller.“

Am Sonntag, 11. Februar, geht Fola Olaoye für die TuS Pfarrkirchen erneut an den Start. In der Werner-von-Linde-Halle im Olympiapark in München tritt er bei der Bayerischen Meisterschaft über 200 Meter an, auch wenn er als Nigerianer außer Wertung bleibt, also den Titel nicht holen kann. Die 60 Meter am Tag davor muss er leider sausen lassen. „Da habe ich an der Hochschule eine Prüfung“, bedauert Olaoye.

Im Frühjahr will der Kurzstreckenläufer aus dem Südwesten Nigerias für die TuS Pfarrkirchen im Freien antreten. Schließlich hofft er, bereits bei den Olympischen Spielen 2024 für Nigeria starten zu dürfen. Das Qualifikationsfenster hierfür schließt im Juli. Die Teilnahme sollte klappen, wenn er bis dahin entweder über 100 Meter eine Zeit von mindestens 10,0 Sekunden läuft oder einer der drei besten Sprinter seines Landes über 100 oder 200 Meter wird oder auf der dazugehörigen Weltrangliste zu den Top64 zählt. Um dieses Ziel zu erreichen, meldet ihn Coach Wiertz bei möglichst vielen hochkarätigen Wettbewerben an. Siege gegen starke Konkurrenz bringen wichtige Ranglisten-Punkte. Auch Unterstützung in Form von medizinischer Betreuung, physiotherapeutischer Hilfe oder Sponsoring seien gefragt.

Was auch immer beim Traum von Olympia rauskommt: Fola Olaoye mangelt es nicht an Selbstvertrauen. Im diesem Sinne sagt der 27-Jährige über sein Fernziel: „Jeder Sprinter will am liebsten den Weltrekord über 100 Meter laufen.“ Bis zu den 9,58 Sekunden, die der Jamaikaner Usain Bolt vor 15 Jahren in Berlin hinlegte, ist es allerdings noch ein weiter Weg.