„Kraftvoll in herausfordernden Zeiten“
Volks- und Raiffeisenbanken in Rottal-Inn ziehen positive Bilanz für das Geschäftsjahr 2022

22.03.2023 | Stand 25.10.2023, 11:01 Uhr

Die beiden Genossenschaftsbanken zogen Bilanz: (von links) die Direktoren Christian Forstner, Alois Zisler, Franz Xaver Kuttenhofer, Kreisverbandsvorsitzender Albert Griebl, Stefan Sendlinger und Wilfried Pex. −Foto: Schön

Die zwei im Landkreis Rottal-Inn beheimateten Kreditgenossenschaften, die Raiffeisenbank Arnstorf eG und die VR-Bank Rottal-Inn eG, haben eine positive Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 gezogen.

Vor großem Publikum hat Albert Griebl, Vorsitzender des Kreisverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken Rottal-Inn, heuer das Geschäftsjahr 2022 Revue passieren lassen. Denn erstmals hatte das Geldinstitut die Bürgermeister des Geschäftsgebietes zur Präsentation eingeladen. Unter den Gästen war auch stellvertretender Landrat Kurt Vallée.

Die Bilanz von Albert Griebl fiel positiv aus: „2022 war der Höhepunkt der zurückliegenden Krisenjahre: Corona, Ukraine-Krieg, gestiegene Energiepreise, Lieferkettenstörungen, Inflation und Turbulenzen auf den Kapitalmärkten. All diesen Themen zum Trotz haben wir ein starkes Ergebnis erzielt.“ Die zwei im Landkreis beheimateten Kreditgenossenschaften, die Raiffeisenbank Arnstorf eG und die VR-Bank Rottal-Inn eG, würden ihre positive Entwicklung fortsetzen und befänden sich weiter auf Wachstumskurs. „Stabil und kraftvoll in herausfordernden Zeiten“, laute das Motto, so Griebl.

Albert Griebl: „Wir sind solide und spekulieren nicht“



Natürlich ging Albert Griebl auch auf die neuerliche Bankenkrise ein. Hierzu stellte er fest: „Wir spekulieren nicht. Das ist nicht unsere Welt. Die Genossenschaftsbanken stehen auf festem Boden. Wir sind solide und kümmern uns um die Region.“

Die Bilanzsumme sei um 2,5 Prozent auf 4,413 Milliarden Euro gestiegen. Dieser Wert sei aber nicht so wichtig, wie Griebl anmerkte. Interessanter sei das Kreditvolumen. Dieses sei um 5,1 Prozent auf 3,941 Milliarden Euro gestiegen. Dies sei „hervorragend“ angesichts der Zinssteigerung. Dass die Zinsen so in die Höhe gegangen seien, damit habe man nicht gerechnet, meinte Griebl. Was für die Inflationsbekämpfung ein probates Mittel sei, sei jedoch Gift für die Wirtschaft.

Im Privatkundengeschäft sei das Kreditvolumen um 6,1 Prozent auf 1,584 Milliarden Euro gestiegen. „Treiber dieses Wachstums war die bis in die Sommermonate hohe Nachfrage nach langfristigen Immobilienkrediten. Diese Nachfrage hat sich mittlerweile merklich abgekühlt.“

Im gewerblichen Bereich sei das Kreditvolumen um 4,4 Prozent auf 2,357 Milliarden Euro angewachsen. Um 3 Prozent auf 439 Millionen Euro gestiegen sei auch die Kreditnachfrage bei erneuerbaren Energien. Den Großteil davon machten mit 413 Millionen Euro Photovoltaikanlagen aus. „Die sich vollziehende Energiewende ist ein Generationenprojekt, das wir als regionaler Partner mittragen und an dem wir uns aktiv beteiligen“, sagte Griebl. „Wir sehen bei den erneuerbaren Energien eine große Chance für die lokale Wertschöpfung.“

Regionalbanken spüren geopolitische Veränderungen



Natürlich würden auch die Regionalbanken die geopolitischen Veränderungen spüren. In diesem Umfeld stabilisierte sich das Einlagengeschäft auf hohem Niveau und wuchs um 0,2 Prozent auf 4,907 Milliarden Euro, freute sich Griebl. Die betreuten Kundengelder wuchsen auf 3,059 Milliarden Euro (+ 2,1 Prozent). Angesichts der explodierenden Lebenshaltungskosten sei man mit diesen Zahlen zufrieden. Zumal viele Menschen angesichts der beschleunigten Inflation an ihr Erspartes gehen würden, um den Lebensstandard halten zu können.

Gestiegen sei auch wieder die Mitgliederzahl auf 49586, so dass man zuversichtlich sei, die 50.000er-Marke bald zu knacken. Auch die Anzahl der Kunden habe mit 117.476 im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Als Arbeitgeber spiele die Raiffeisenbank Arnstorf und die VR-Bank Rottal-Inn natürlich auch eine wichtige Rolle in der Region. „Wir beschäftigen 646 Mitarbeiter in 44 Geschäftsstellen. Das ist eine ganze Menge“, stellte Griebl heraus. Aus den Beschäftigungsverhältnissen resultiere eine abzuführende Lohnsteuer von 5,5 Millionen Euro. Zudem dürften sich die heimischen Kommunen über Gewerbesteuerzahlungen von 5,4 Mio. Euro freuen. „Und das zahlen wir gerne“, wie der Kreisverbandsvorsitzende betonte.

279.000 Euro gespendet



Ein besonderes Augenmerk würden die Banken auch auf die Förderung der eigenen Fachkräfte legen. Aktuell zähle man 44 Auszubildende. Zudem spiegle sich das regionale Engagement in einer Spendensumme von 279.000 Euro für Vereine, Kindergärten, Schulen sowie gemeinnützige, soziale und karitative Einrichtungen wider. „Uns ist es sehr wichtig, etwas zurück an die Gemeinschaft zu geben.“

Neben der Präsentation der Zahlen sprach Albert Griebl weitere aktuelle Themen an. So sei die Baukonjunktur mächtig ins Stocken geraten. Auf Grund des Preisanstiegs und der Zinswende der EZB würden auf Bauwillige erhebliche Mehrkosten zukommen. „Die Baufinanzierung sah 2022 ganz anders aus als noch in den Jahren zuvor. Die Mehrbelastung für Zinsen und Tilgung betrug im Jahresvergleich aufgrund von höheren Preisen für Material und Personal sowie steigenden Zinsen etwa 1000 Euro pro Monat“, sagt Griebl. Und für 2023 würden die Kosten noch einmal steigen. Damit hätten junge Familien kaum noch eine Chance auf ein Eigenheim, bedauerte er.

Hausbau wird für Familien immer schwieriger



Daher müsse der Staat aktiv werden und Förderungen auf den Weg bringen, um den Hausbau zu ermöglichen. Sein Vorschlag: „Man könnte ja die 3,5 Prozent Grunderwerbssteuer weglassen.“ Kritisch bewertet Griebl die Pläne der EU-Kommission, provisionsbasierte Beratung zu verbieten. Dies sichere allen Teilen der Bevölkerung einen professionellen Vermögensaufbau. „Vor allem Verbraucher mit geringen und mittleren Anlagebeträgen würden durch die Honorarberatung von der Beratung abgeschnitten.“ In Großbritannien sei dies bereits seit 2013 Realität. Mit dem Ergebnis, dass sich die Hälfte der Bevölkerung dies nicht mehr leiste.

Dass immer mehr Geldautomaten ins Visier von Kriminellen geraten, sieht Griebl mit Sorge. Besonders die Sprengungen würden auch ein Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung mit sich bringen. Deutschlandweit gab es fast 500 Angriffe, so Griebl. Daher habe er Ende Oktober 2022 Verantwortliche der Genossenschaftsbanken in Niederbayern in Pfarrkirchen versammelt, um sich mit Spezialisten des LKA und der Kripo auszutauschen. „Die Gefährdungsanalyse steht aktuell noch aus. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass die Resultate dazu führen, dass Standorte geschlossen werden“, kündigte Griebl an. „Das Risiko, dass Menschen zu Schaden kommen, will ich nicht eingehen.“ Als Präventionsmaßnahme sei aktuell an vier Standorten von 23 bis 5 Uhr kein Zugang möglich.

Die Pläne der EZB, den „digitalen Euro“ einzuführen, beobachtet Griebl mit Skepsis. „Der digitale Euro kann eine Alternative für digitale Zahlungsabwicklungen sein, darf aber nicht darauf angelegt sein, Bargeld gezielt zu verdrängen.“ Bargeld sei ein wichtiger Teil der „persönlichen Freiheits- und Selbstbestimmungsrechte“, den es zu erhalten gelte. Er halte nichts von der „Zwangsdigitalisierung“, die vor allem für ältere Menschen eine große Herausforderung sei.

Im Rahmen der Veranstaltung hatte Vorstandsvorsitzender Pascal Lang die EnergieGenossenschaft Inn-Salzach eG vorgestellt. Der Zusammenschluss von Kommunen, Firmen und Bürgern habe das Ziel, die Energiewende voranzubringen. Dazu habe man bislang 56 Millionen Euro investiert und 30 Projekte in Deutschland umgesetzt – darunter zahlreiche Photovoltaik-Anlagen. Daneben plane man auch Fernwärmenetze. Viele Projekte würden in Zusammenarbeit mit Kommunen verwirklicht werden, erläuterte Lang.