„Ein Vorbild für die Menschen“
Trauerfeier für Altbürgermeister Georg Weindl am Pfarrkirchner Gartlberg

22.11.2023 | Stand 22.11.2023, 18:00 Uhr |

Domkapitular Dr. Wolfgang Schneider zelebrierte das Requiem in der Gartlbergkirche. − Fotos: Wagle

Unter großer Anteilnahme ist am gestrigen Mittwoch Georg Weindl auf dem Friedhof am Gartlberg beigesetzt worden. Zuvor fand in der Wallfahrtskirche das Requiem für den im Alter von 92 Jahren verstorbenen Altbürgermeister und Ehrenbürger statt. Dabei würdigten die Trauerredner in ehrenden Nachrufen das Leben und Wirken des gebürtigen Pfarrkirchners.



Neben den Angehörigen und Freunden nahmen zahlreiche Vertreter von Politik, Verbänden und Vereinen sowie Würdenträger, Weggefährten und Gläubige aus seiner Heimatpfarrei Abschied von Georg Weindl. Auch eine Delegation aus dem Schweizer Rottal war anwesend, lagen dem Verstorbenen die Städtepartnerschaften doch sehr am Herzen. Besonders eng war die Freundschaft mit den Partnern aus den vier schweizerischen Gemeinden.

Stattlicher Mann mit innerer und äußerer Größe

Das Requiem in der voll besetzten Gartlbergkirche zelebrierte Domkapitular Dr. Wolfgang Schneider. Er brachte noch einmal den Lebenslauf Weindls in Erinnerung. Geboren wurde dieser 1931 in Pfarrkirchen. Er war Jungpostbote und später Hauptpostsekretär. Seine Liebe zur Familie, sein tiefer Glaube, sein politisches Engagement und die Verwurzelung zur Pfarrcaritas prägten sein Leben. Der Stadtpfarrer erwähnte weiter sein technisches Interesse am Computer, das ihn, trotz nachlassender Sehkraft, als virtuellen Piloten um die Welt fliegen ließ. Seine vier Enkel und sechs Urenkel seien ihm sehr am Herzen gelegen, auch weil er für sie und für seine drei Kinder im Alter Zeit gehabt habe. Weindl sei ein stattlicher Mann mit äußerer und innerer Größe gewesen. Sein Sinnspruch ,Hab lang und glücklich gelebt. Hab an wenig genug gehabt. Hab nichts verlangt und viel bekommen‘ spiegele die Dankbarkeit, Bescheidenheit und das Engagement für andere wider. Seiner Familie, besonders seiner Ehefrau Hedi, wünschte Schneider viel Trost und Licht, „sooft Ihr einander von Schorsch erzählt“.

Bürgermeister Wolfgang Beißmann sprach dem verstorbenen Altbürgermeister seinen Dank aus „für alles, was du für die Stadt Pfarrkirchen sowie deren Bürgerschaft und im Ehrenamt geleistet hast“. Beißmann erinnerte an die Amtszeit Weindls von 1972 bis 1990, in der viel passiert sei, in der sich das Gesicht Pfarrkirchens durch die Gebietsreform verändert habe und große Herausforderungen zu bewältigen waren. Gerade in diesen Zeiten sei Weindl eine hervorragende Besetzung im Bürgermeisteramt gewesen. Der Rathauschef sprach von Meilensteinen, die Weindl gelegt habe, und von richtungsweisenden Projekten, die Pfarrkirchen bis heute positiv prägten. Bis zu seinem Tod sei es ihm ein großes Anliegen gewesen, zu wissen, dass sich Pfarrkirchen gut entwickelt, was er auch stets mit großer Aufmerksamkeit und viel Interesse verfolgt habe. „Es war sein Pfarrkirchen, seine Stadt, deren Geschicke er mit viel Herzblut gelenkt und begleitet hat.“

Ein gutes wie auch stets solidarisches Miteinander sei dem Verstorbenen wichtig gewesen und habe seinen Lebensweg geprägt, sagte Beißmann. Im Mittelpunkt seines Schaffens standen stets das Wohl der Menschen und die Belange der Stadt. So verliere Pfarrkirchen einen unendlich wertvollen sowie besonnenen Menschen und eine herausragende Persönlichkeit.

Stv. Landrätin Edeltraud Plattner ging auf das Wirken von Georg Weindl auf Kreisebene ein. Der Verstorbene war in den Jahren von 1966 bis 1974 im damaligen Landkreis Pfarrkirchen und von 1972 bis 1990 als Kreisrat des neu gebildeten Landkreises Rottal-Inn tätig. „Der Landkreis verabschiedet sich heute von einem ebenso langjährigen wie bedeutenden ehemaligen Mitglied des Kreistages“ sagte Plattner. Weindl sei ein aufrechter Demokrat, ein Streiter für die Heimat Rottal-Inn gewesen. Er habe mit seiner Arbeit in den Kreisgremien Spuren hinterlassen, die heute noch sichtbar seien. „Georg Weindl war ein vorbildlicher Kommunalpolitiker, nicht nur wegen seiner Sachkenntnis, sondern vor allem auch, weil er für die Menschen da war, die um Hilfe gebeten haben.“

MdL und CSU-Kreisvorsitzender Martin Wagle, der auch für den CSU-Ortsverband sprach, nannte Georg Weindl einen Kommunalpolitiker mit Leib und Seele. „Er wollte seine Stadt, seine Region voranbringen und tat dies mit großem Einsatz und ganzer Kraft.“ Zweifellos sei er „eine der prägenden Persönlichkeiten unserer Heimat“ geworden. Nicht nur durch sein politisches Handeln, sondern auch durch seine menschliche Nähe. „Der Schorsch“, so Wagle, „war auch ein kluger Kopf mit scharfem Verstand und ein guter Stratege.“ Er bleibe ein Vorbild für die Menschen und für eine ganze Generation von Kommunalpolitikern. In der CSU, die so viele Jahre seine politische Heimat war, hinterlasse er eine große Lücke.

Im Namen des Pfarrcaritasverbandes, dessen Gründungsmitglied und Ehrenvorsitzender der Verstorbene war, richtete Vorsitzender Christian Steiger Worte an die Trauergemeinde. Weindl habe nach seiner Amtszeit als Bürgermeister einen Großteil seiner freigewordenen Zeit in die Gründung des Verbandes investiert. „Seiner großen Bekanntheit und seinem vorbildlichen Leben verdanken wir eine große Zahl an Mitgliedern“, sagte Steiger. Auch die Einrichtungen Sankt Elisabeth und das Schülerzentrum Krabat würden ihre Existenz Weindls Tatendrang verdanken. „Ein besonderes Anliegen war es ihm, dass die katholische Kirche ihrer Verantwortung als Träger von Kindertageseinrichtungen nachkommt.“

Schon als 14-Jähriger bei der Kolpingsfamilie

Stellvertretend für die Kolpingsfamilie sprach Vorsitzender Stefan Lang. Er blickte zurück auf die Zeit der Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg. Eines der ersten Jungkolping-Mitglieder sei damals der 14-jährige Georg Weindl gewesen. In den 50er und 60er Jahren habe er sich maßgeblich um den weiteren Aufbau der Kolpingsfamilie verdient gemacht. Weindl rückte in den Altkolpingausschuss auf und übernahm schließlich 1975 den Vorsitz, den er zwölf Jahre inne hatte. Lang würdigte seinen großen Einsatz in dieser Zeit und betonte zudem seine Begeisterung, immer neue Dinge offen anzugehen, auf Leute zuzugehen und Interesse für alle Belange und Themen zu zeigen. Insgesamt 77 Jahre lang war Weindl Mitglied der Kolpingsfamilie.

Das gemeinsam gesungene „Gartlberger Lied“ beendete das Requiem, das vom Kirchenchor Postmünster unter der Leitung von Irmgard Wagner würdevoll musikalisch umrahmt wurde. Ein langer Trauerzug begleitete anschließend Georg Weindl auf seinem letzten Weg.

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