Simbach am Inn
Teenies haben neuen Zugang zu Drogen

Streetworkerin Karina Weiß hat für ihre Klienten ein offenes Ohr – Präventionsarbeit ist gefragt

02.02.2023 | Stand 17.09.2023, 4:03 Uhr

Seit mehr als zehn Jahren ist Karina Weiß Streetworkerin in Simbach. Sie steht Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei wichtigen Lebensfragen zur Seite. −Foto: red

Von Laura Stewart

Simbach. Seit mehr als zehn Jahren ist die Diplom-Sozialpädagogin Karina Weiß in Simbach. Sie kennt die Stadt und ihre Klienten sowie die größten Problempunkte. Besonders Corona habe es der jungen Generation nicht leicht gemacht. „Oft höre ich, dass meine Klienten mit Erschöpfung und Niedergeschlagenheit zu kämpfen haben.“ Die Angst vor der Zukunft spielt oft eine große Rolle. Die erfahrene Streetworkerin steht ihnen dann beiseite. Ihre Aufgabe ist es, zu beraten und Hilfestellung zu geben. „Ich begleite meine Klienten so gut es geht auf ihrem Lebensweg“, sagt die 46-Jährige.

Doch neben der Beratungsfunktion arbeiten die Streetworker im Landkreis auch präventiv. „Wir haben Workshops gegen Gewalt und Alkohol.“ Dabei geht es vor allem darum, die jungen Menschen in ihrer Realität abzuholen und Risiken aufzuzeigen. „Daher bin ich auch für eine Legalisierung von Cannabis“, so Weiß. Doch nicht, weil sie den Konsum von verändernden Substanzen befürwortet. „Ist es legal, kann man hier gute Präventionsarbeit leisten. Man kann so den jungen Leuten offen aufzeigen, was der Konsum bedeutet.“ Dabei gehe es auch um die Selbstreflexion, also zu hinterfragen, warum man Cannabis raucht oder Alkohol trinkt. „Es hat ja meist einen Grund und dieser ist in vielen Fällen das Vergessen von Problemen. Doch dadurch verschwinden sie ja nur kurzzeitig.“

Durch Corona hätten sich allgemein neue Wege aufgetan, um an Drogen aller Art zu kommen. „Das geht online und über die sozialen Medien“, so Weiß. Und dabei ist Cannabis noch harmlos. „Ich habe mal gehört, dass auch Kokain im Gespräch gewesen sein soll. Ob es ‚nur’ bei einem Gespräch geblieben ist, weiß ich nicht.“

Auch die Nähe zu Österreich würde den jungen Leuten die Möglichkeiten beider Länder bieten, ab Substanzen zu kommen. Eine extreme Häufung in Simbach kann Weiß aber nicht feststellen. Es ist allgemein ein Problem. Sind Drogen ein Thema im Freundeskreis zum Beispiel würden sie sich eher verbreiten.

Und wie geht man mit drogensüchtigen Jugendlichen um? In erster Linie ist es Weiß wichtig, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei dem Problem zu helfen, weshalb diese zu ihre gekommen sind. Das betreffe beispielsweise Job- und Wohnungssuche oder Hilfe bei Anträgen für Bürgergeld oder Ähnliches. Merke sie, dass Drogen im Spiel sind, ist es in erster Linie wichtig, Akzeptanz zu zeigen. „Wenn ich zu Beginn mit der Tür ins Haus falle, kann ich kein Vertrauensverhältnis schaffen.“ Dazu trägt auch die Schweigepflicht bei. „Nur, wenn Selbst- oder Fremdgefährdung ersichtlich ist, kann ich die Polizei einschalten.“ Und das kommuniziert die 46-Jährige offen. Ist diese Vertrauensbasis einmal geschaffen, kann es sein, dass das Drogenthema irgendwann Teil der Beratung wird. „Es ist eher die Ausnahme, dass jemand aufgrund eines Drogenproblems zu mir kommt.“

Ein weiteres Thema, mit dem Weiß tagtäglich konfrontiert wird, ist die Flüchtlingskrise. „Es kommen sehr viele zu mir, die Hilfe bei Anträgen brauchen.“ Trotz Sprachbarriere kommt Weiß gut damit klar. „Ich habe sehr viele Leute in der Nachbarschaft oder alte Klienten, die beim Übersetzen helfen können.“ Und stößt sie einmal bei einem Antrag an ihre Grenzen, so kann sie sicherstellen, dass die Betroffenen an anderen Anlaufstellen weitergeholfen wird.