La Dolce Vita im Rottal
Städtepartnerschaft ermöglicht Federica Augello einen dreimonatigen Gastaufenthalt in Pfarrkirchen

23.02.2024 | Stand 26.02.2024, 9:08 Uhr
Celina Eckert

Ein Besuch auf der Rennbahn durfte natürlich nicht fehlen. Dort hatte Federica Augello auch die Gelegenheit, mit einer Trainerin in einem Sulky mitzufahren. − Fotos: Arnold/red

Hoch über den Dächern Passaus, im Cafe Diwan, sitzen Federica Augello und Eva Arnold. Die beiden Frauen kennen sich über die Städtepartnerschaft zwischen Pfarrkirchen und San Vincenzo. Arnold ist schon von Anfang an dabei – also seit der Gründung der Italiensektion im Verein zur Förderung der Pfarrkirchner Städtepartnerschaften im Jahr 1998. Augello hat darüber nun die Möglichkeit bekommen, einen Einblick in den Alltag Pfarrkirchens zu erhalten. Über ihre Eindrücke und Erlebnisse aus den vergangenen drei Monaten sprach sie mit der Heimatzeitung.

Praktikum in der Schnapsbrennerei



Schon diesen Sonntag geht Federica Augello wieder zurück nach Italien. Daheim ist sie in der knapp 6500 Einwohner zählenden Gemeinde San Vincenzo. Das liegt etwa eine Stunde entfernt von Pisa in der Küstenprovinz Livorno in der Toskana. Knapp elf Wochen ist ihre Anreise her. Zuerst war alles fremd: die Stadt, das Land, die Sprache und die Leute. Dabei blieb es aber zum Glück nicht lange. In der Naturbrennerei Engel in Schönau blieb sie für ein sechswöchiges Praktikum und lernte dort nicht nur die Menschen und die Sprache besser kennen, auch verschiedene Traditionen wurden der 26-Jährigen näher gebracht. So durfte sie während der Weihnachtszeit zum Beispiel bei den Christkindlmarktständen der Brennerei aushelfen, was ihr – trotz der stellenweise minus 14 Grad – sehr viel Spaß bereitet hat.

Nicht nur an das etwas ruppige Klima musste sich Federica gewöhnen, gerade beim Thema Essen erwarteten sie ein paar kulturelle Besonderheiten. Das zu manchen Salatdressings Zucker gegeben wird, war der Italienerin neu. Und auch mit dem in Bayern so beliebten Sauerkraut kann sie bisher eher wenig anfangen. Am Ungewöhnlichsten erscheint Federica jedoch die deutsche Abendessenszeit. „In Italien wird selten vor halb neun gegessen, aber mittlerweile habe ich mich an die frühe Essenszeit gewöhnt“, erklärt sie teils auf Deutsch, teils auf Italienisch. Ihre bayerische Gastmutter Eva Arnold übersetzt.

Managerin in einem Weingut in Italien



Seit 13. Januar lebt Federica bei ihr – zuvor hatte sie sich sechs Wochen lang im Sonnendorf Schönau einquartiert. „Ich wollte unbedingt meine Deutschkenntnisse aufbessern“, erklärt die 26-jährige Italienerin ihre Entscheidung. Die Wintermonate sind für die Hospitality Managerin eines Weinguts in Bolgheri der perfekte Zeitpunkt für den Austausch, denn die Saison auf dem Gut geht nur von April bis Oktober. Federica hatte bereits in der Schule drei Jahre lang Deutschunterricht und wollte nun, nach ihrem Studium in Agrarwissenschaften, unbedingt die deutsche Kultur näher kennenlernen.

Nach der traditionsreichen Weihnachtszeit erlebte Federica schließlich auch die fünfte Jahreszeit: Fasching – ein weiterer kleiner Kulturschock für die Italienerin. Vor allem die verkleideten Politiker waren für sie eine richtige Sensation. „In Italien würde es nie vorkommen, dass sich Politiker unterschiedlicher Parteien verkleidet treffen“, erklärt sie. Dafür sei die Polarisierung zwischen den Parteien momentan viel zu groß.

Überrascht war Federica vor allem über die Freundlichkeit der Menschen um sie herum. Ihrer bayerischen Gastmutter fällt dazu ein Spaziergang ein, bei dem mehrere Leute sie gegrüßt hätten. Arnold: „Sie hatte mich ganz erstaunt gefragt, ob ich die Leute gekannt habe. Nein, sagte ich ihr. Sie sind einfach nur freundlich gewesen.“ Diese Freundlichkeit, sagt Federica, sei ihr auch bei ihrem nächsten Praktikum im Bauhof der Stadt Pfarrkirchen aufgefallen. Zusätzlich zu der täglichen Besprechungsrunde im Team habe ihr ein gehörloser Mitarbeiter einige deutsche Gebärdenzeichen beigebracht.

Trotz ihrer vielzähligen Praktika bei Behörden und lokalen Unternehmen hatte Federica noch genügend Zeit, um sich Bayern und das Umland genauer anzusehen. Zusammen mit Eva Arnold besuchte sie neben der Landeshauptstadt noch Burghausen, Passau, Regensburg, Landshut und Salzburg. „Mir gefällt vor allem die Natur hier sehr gut“, sagt sie, „Es gibt so viele schöne kleine Wälder und Städte.“

Gastspielerin in der Trachtenkapelle



Eine große Leidenschaft der jungen Italienerin ist die Musik. Federica spielt Querflöte. Bei der Trachtenkapelle Pfarrkirchen durfte sie jeden Freitag mitproben.

Mit diesem vollen Programm und der Hilfe von allen Verantwortlichen der Praktikastellen und natürlich ihrer bayerischen Gastmutter Eva Arnold wundert es nicht, dass Federica in den letzten zwei Monaten große Fortschritte mit der deutschen Sprache gemacht hat. Die bayerische Mundart stellt allerdings noch ein kleines Hindernis dar. Aber immerhin: „Grüß Gott“ oder „Schau ma mal“ sind bereits gefestigt und finden beim nächsten Bayernurlaub bestimmt Verwendung.