Vortrag beim BN Eggenfelden
Schwierige Zeiten für die Igel

11.09.2023 | Stand 12.09.2023, 15:30 Uhr

Anlässlich ihres Vortrages beim Bund Naturschutz in Eggenfelden über die Hilfe für bedrohte Igel stellte Margot Niedl auch Futter-Produkte und Igel-Futterhäuser vor. −Foto: Hascher

Von Wolfgang Hascher

Unlängst konnte bei der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Eggenfelden deren Vorsitzender Bernd Dobl fast 60 interessierten Zuhörer zum Vortrag „Igel in Not – wie können wir den kleinen Stachlern helfen zu überleben?“ begrüßen.

Den Fachvortrag hielt dann Margot Niedl, die selbst die „Igelhilfe Eggenfelden e. V.“ betreibt und die deshalb aus einem umfangreichen Erfahrungsschatz referieren konnte. Sie freute sich zunächst über die große Zuhörer-Zahl: „Das zeigt mir, dass unsere Arbeit bei der Igelhilfe nicht umsonst ist“. Die Referentin begrüßte auch ihre ebenfalls in der praktischen Igelhilfe tätigen Kolleginnen Marianne Watzenberger aus Simbach am Inn sowie Rosemarie Engleder aus Anzenkirchen, und schilderte dann ihre tägliche Arbeit mit unterernährten, kranken oder verletzten Igeln.

Überlebenskampf direkt vor der Haustür



Auch freute sie sich, dass erst unlängst die Kinder der Naturschutz-Ortsgruppe Hebertsfelden ihre Igelstation besucht hatten und die Kinder nicht nur sehr viel Interesse für die Hilfe an diesen schutzbedürftigen Tieren zeigten, sondern gleich auch Igel-Fütterungshäuser mit gebastelt hatten. Niedl stellte dann fest, dass durch die extrem schwankenden Witterungsbedingungen die Igel äußerst schwere Jahre durchleben müssten. Auch gebe es angesichts der zurückgehenden Nahrungsvielfalt in freier Natur, durch das dramatische Insektensterben und die Eintönigkeit auf bewirtschafteten Flächen kaum noch gute Nahrung in Form von Laufkäfern, Asseln, Spinnen oder kleinen Amphibien.

Eine weitere Bedrohung für die Igel seien der Straßenverkehr und die immer häufiger zu findenden Rasenroboter, die leider oft auch nachts betrieben werden und dann den nachtaktiven Igeln oft schwere Verletzungen zufügen könnten. „Der oft schlimme Überlebenskampf der Igel spielt sich direkt vor unserer Haustür, in der Landschaft und in unseren Gärten ab“, resümierte Margot Niedl.

Die Referentin gab dann in ihrem Vortrag viele Hinweise zur praktischen Hilfe: „Ein Igel ist meistens in Not, wenn er tagsüber aufgefunden wird, wenn er im Winter unterwegs ist, wenn er kleiner als eine Zitrone oder augenscheinlich krank, verletzt oder ausgehungert ist“, klärte Margot Niedl auf. In solchen Fällen solle man den Igel zunächst ins Haus holen, Fliegen-Eier oder Maden sofort entfernen, fühlen ob der Bauch warm ist und ihn evtl. auf eine handwarme Wärmflasche geben.

Keinesfalls Milch oder Obst und Gemüse



Füttern sollte man ihn keinesfalls mit Milch oder Obst und auch nicht mit Gemüse, sondern mit getreidefreiem Katzenfutter ohne Sauce, ohne Gelee und ab einen Fleischanteil von mind. 60 Prozent. Das Trockenfutter sollte ebenfalls sehr hochwertig sein und keinen Getreideanteil enthalten. Auch frisches Wasser sollte immer zur Verfügung stehen. Gemüse, Getreide und Obst könnten Igel nicht verwerten, sie scheiden dies unverdaut wieder aus. In ihrer Not fressen die Tiere dann Schnecken und Würmer, obwohl diese nie auf dem Speiseplan des Igels stehen, denn sie enthalten haufenweise Parasiten, die den Igel umbringen, mahnte die Referentin.

Tödlich kann es für den Igel sein, wenn er mit Puder oder chemischen Sprays gegen Flohbefall behandelt wird. Ungefährlicher, aber ebenso sicher sei hier ein bisschen Baby- oder Olivenöl, das die Außen-Parasiten abtötet.

Zur Sicherheit sollte man aber auch, und insbesondere bei Verletzungen oder augenscheinlicher Krankheit sofort die Igelhilfe telefonisch benachrichtigen (Telefon 0175-4107253) und sich dort weitere Verhaltensregeln geben lassen. Auch bei der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe in Anzenkirchen unter Telefon 08562-9636086 (eventuell Anrufbeantworter) könne man sich weitere Hinweise geben lassen.

„Wichtig ist für jeden Grundstücks- und Gartenbesitzer, dass etwas für die Igel getan wird“, stellte Margot Niedl fest, und zwar durch Bereitstellen von täglich frischem, sauberem Wasser in einer Schale und von der zuvor empfohlenen Nahrung.

Auch Gartenbesitzer können viel tun



Als sehr wichtig empfahl die Expertin, dass man den Igeln Unterschlupfmöglichkeiten im Garten anbiete, indem man z.B. Igel-Futterhäuser aufstellt, wie sie unlängst beispielsweise von der Naturschutz-Kindergruppe aus Hebertsfelden mit gebaut wurden oder indem man ganz einfach Laub- und Reisighaufen in einer Gartenecke ungestört liegen lasse und nicht mit scharfen Werkzeugen unter Hecken, Sträucher an Komposthaufen und Ansammlungen von Laub und Zweigen arbeite.

Laub oder Pflanzenteile sollte man auch nicht wegschaffen, sondern sie unter Büsche und Hecken geben. Darin hätten nämlich meist Insekten ihre Eier abgelegt bzw. hielten sich dort auf und würden somit eine Nahrungsquelle bieten. „Die blitzsauberen Gärten und erst recht die Schottergärten sind kein Lebensraum für die Igel und andere Kleintiere“, stellte Margot Niedl fest.