Starke Frau in schwerer Zeit
Rückkehr mit Roman: Autor Otto Hartl liest aus „Julchens Geheimnis“ in Obergrafendorf vor

07.03.2024 | Stand 07.03.2024, 17:48 Uhr

Als Taferlbub ging der elfjährige Otto Hartl bei einem Festzug zum 50-jährigen Bestehen der Feuerwehr Obergrafendorf mit.

Im Buch „Julchens Geheimnis“ blickt Otto Hartl auf das Leben seiner Mutter in Obergrafendorf bei Roßbach zurück. Es geht „um das bewegende Schicksal einer Frau im 20. Jahrhundert“, erzählt er. Am Samstag, 9. März, kehrt der 79-Jährige, der mittlerweile in Grafing (Landkreis Ebersberg) wohnt, für eine Lesung aus seinem Roman ins Kollbachtal zurück.

Manches, was im Buch beschrieben wird, werden die Zuhörer in Obergrafendorf wiedererkennen, anderes hingegen nicht. Denn: „Es ist ein Roman, weshalb ich sinnergänzende Passagen eingefügt habe“, erklärt Hartl. Auch Orte und Namen seien teilweise verändert worden. Der 79-Jährige arbeitete viele Jahre als freier Mitarbeiter für Zeitungen im Münchner Umland, dann sei die Corona-Pandemie gekommen. „Ich hatte keine Termine mehr und habe mir deshalb gedacht, dass ich jetzt ein Buch schreiben will.“ Ein Jahr später war sein Roman dann fertig.

Starke Frau in schwerer Zeit



Im Gespräch erzählt der Autor, worum es im 364-seitigen Buch geht. Die Protagonistin ist Hartls Mutter Juliane, genannt „Julchen“, die mit Heinrich verheiratet ist. Sie ist die Mutter von Otto Hartl und seinen jeweils vier Brüdern und Schwestern, die von allen nur die „Heinerls“ genannt werden. Der Wunsch von Julianes Vater ist es, dass sie einen Geschäftsinhaber aus Obergrafendorf heiratet – obwohl sie in einen anderen Mann verliebt ist. Diese „verbotene Liebe“ beschäftigt den Leser im ganzen Buch. Dazu bestimmen zwei Weltkriege Julchens Leben in Niederbayern. „Der weitestgehend authentische Roman ist eine Hommage an die starken Frauen in einer schwierigen Zeit“, beschreibt der Autor.

Während der beiden Weltkriege erlebt Julchen „Höhen und vor allem Tiefen unsagbaren Ausmaßes“. Drei ihrer kleinen Schwestern sterben im Kindesalter, vier Brüder fallen in den Kriegen. Im Buch schildert Hartl das harte Leben einer Frau Mitte des 20. Jahrhunderts.

Otto Hartl hat für seinen Roman nach alten Bildern gestöbert, für die richtige historische Einordnung mehrere Bücher gewälzt, berichtet der gebürtige Arnstorfer. „Ich hoffe, dass ich bei der Lesung viele bekannte Gesichter wiedersehe“, sagt Hartl. Vor zehn Jahren sei er zum letzten Mal im Kollbachtal gewesen

Lesung am Samstag

Der 79-Jährige, selbst im Februar des letzten Kriegsjahres 1945 geboren, blickt besorgt auf die momentane weltpolitische Lage. „Es schaut zappenduster aus, wenn Trump wiedergewählt wird“, meint er. Es sei ein Problem, dass die EU bei viele Themen nicht an einem Strang ziehe. „Es müsste noch viel mehr für die Ukraine getan werden.“

Die Lesung mit Otto Hartl findet am Samstag, 9. März, um 16 Uhr, im Feuerwehrhaus in Obergrafendorf statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung bei Angelika Pichlmaier unter ✆0175/5114110 ist aber erwünscht.