Massing
Kittelschürzen, Spielzeug, Pavesen: Viel los am Wachsmarkt

31.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:11 Uhr

Ein Textilangebot wie in einem Modehaus: Beim Wachsmarkt in Massing kann man den Kleiderschrank günstig auffüllen. −Fotos: hl

Einen Wachsmarkt gab es früher einmal in fast jedem bayerischen Marktflecken, vor allem in den Zeiten, in denen die Märkte die zentrale Möglichkeit waren für den Einkauf des Alltagsbedarfs. Heute gibt es nicht mehr so viele Wachsmärkte, in Massing gehört dieses Angebot aber zur Tradition und es wird gerne genutzt von den Marktbürgern.

Auch am Dienstag wieder konnte man an vielen Standln noch Preiswertes und Ausgefallenes finden: vom Heftpflaster in Meterware bis hin zum „unschlagbar großen, fast schon verschenkten Wurstkorb“. Unüberhörbar ist Michael Rühl aus Vilshofen, der mit seinem „Top-Sonderangebot“ auf dem Massinger Marktplatz steht: „Kommen Sie näher, kosten Sie, dann kaufen Sie von ganz alleine.“

„Früher einmal waren hier noch viel mehr Standln, ich weiß das noch aus meiner Jugend“, erzählt Massings ehemaliger Bürgermeister Josef Auer, der mit drei warm eingepackten Enkelkindern der doch stark spürbaren Kälte und dem Wind trotzt. Doch auch wenn die Fieranten weniger werden – der Besuch auf dem Wachsmarkt gehört für Auer dazu. „Wir sollten froh sein, wenn solche Traditionen erhalten bleiben“, ist der frühere Bürgermeister überzeugt.

Am großen Spielwarenstand geht es auch traditionell zu: Spielzeugtraktoren für die Buben, Puppen in rosa Kleidern für die Mädchen, dazu Stofftiere und andere Kleinigkeiten, die das Kinderherz erfreuen. Für die Erwachsenen ist aber auch gesorgt: meterlange Tische, auf denen die Anbieter von der Arbeitshose bis zum Wollmützerl, von der Kittelschürze bis zur Unterwäsche alle textilen Register ziehen. Und hier wird auch gekauft, denn, wie es eine Kundin auf den Punkt bringt: „In der Stadt ist es gar nicht mehr so leicht, eine gescheite Kittelschürze zu finden – dabei braucht man die eigentlich fast jeden Tag.“

Verführerisch duftet es am Stand von Manuela Mühlthaler und Heike Augsberger: Frisch aus dem heißen Schmalz kommen die Pavesen, Krapferl und anderen Leckereien, viele Kunden kommen vorbei und decken den Bedarf für die nachmittägliche Kaffeetafel. „Unsere Kundschaft mag diese traditionellen Stücke, gerade dann, wenn es kalt ist, wird gerne auch sofort hineingebissen, weil die Pavesen so schön warm sind“, weiß Manuela Mühlthaler.

Ganz besonders wichtig am Wachsmarkt sind traditionell auch die „Wachsstöckl“, ein Geschenk, das einst von den Knechten den Mägden gemacht wurde als Dank für das tägliche „Aufbetten“ in der Schlafkammer. Anneliese Hutterer aus Kirchdorf a. Inn hat kunstvolle Stöckl dabei, die gerne gekauft werden, denn: „Es ist auch heute noch eine schöne Geste, wenn man sich bei der eigenen Frau bedankt dafür, dass sie das Haus so ordentlich in Schuss hält“, schmunzelt auch Josef Auer.

Käse aus Österreich, Gartenschmuck, Gewürze aus aller Herren Länder und dazu noch einen zünftigen Ratsch mit den Bekannten: „So muss der Wachsmarkt sein“, stellt der ehemalige Bürgermeister fest.

− hl