„Liege wie auf einem Kanapee“
Handbiker Manuel Scheichl reist mit einem heißen Carbon-Renner zur WM: Ziel Olympia 2024

25.07.2023 | Stand 25.10.2023, 10:57 Uhr

Ein völlig neues Gefühl: Handbiker Manuel Scheichl aus Bayerbach startet im August mit seinem neuen Carbon-Renner bei der WM in Glasgow – und er hofft, dass ihn sein neues Sportgerät noch näher an die Weltspitze heranführt. −Foto: Scheichl

„Das Ding ist der Wahnsinn“: Manuel Scheichl (42), Handbiker aus Bayerbach, freut sich immer noch wie ein Schneekönig über seinen neuen fahrbaren Untersatz, den er nach langem Warten Ende Juni endlich erhalten hat. Und mit diesem Renner startet der 42-Jährige Anfang August bei der WM im schottischen Glasgow – und dort geht’s auch um ein mögliches Ticket für die Paralympics im kommenden Jahr in Paris.

„Ich liege in dem Renner wie auf dem Kanapee“, schwärmt Manuel Scheichl über sein neues, schwarzes Sportgerät mit den auffälligen, güldenen „Blade“-Aufklebern. Allerdings hatte er zunächst Probleme, im neuen Sofa Platz zu nehmen, „nach einer Woche hatte ich den Dreh raus“. Der querschnittsgelähmte Radsportler setzt sich dazu vom Rollstuhl aus hinten auf die Liegeschale, lässt sich dann runterrutschen und wirft dann seine Beine per Zielwurf in die vorderen Schlaufen – „und das klappt jetzt prima“.

Die Gemütlichkeit ist für den Handbiker jetzt beileibe aber nicht das wichtigste Kriterium, sondern die technischen Details des neuen Untersatzes. Und da ist vor allem eins entscheidend: das Gewicht: Fast 17 Kilo wog das alte Stahlross, beim neuen stoppt die Waage schon bei 12 Kilo – fünf Kilo weniger, das ist im Radsport eine andere Dimension.

Aber auch die automatische Schaltung lässt das Herz von Scheichl stets höher schlagen. „Ich tippe einmal an – und dann ist der neue Gang drin, Wahnsinn.“ Auch die Scheibenbremse erledigt nicht nur ihren Job, „vom Feinsten, da kann ich mit einem Finger bremsen.“

Der Bayerbacher hat sich neben dem Satz Carbon-Räder noch einen zusätzlichen Satz aus Alu bestellt, fürs Training, denn die feinen Carbon-Räder will der Rottaler nur im Wettkampf einsetzen. Und da stehen im August zwei hochkarätige Wettbewerbe an: Einzelzeitfahren und Rennen bei der WM in Glasgow.

Der Fahrplan bis zum ersten Wettkampf im neuen Flitzer am Donnerstag, 9. August, sieht für den 42-Jährigen wie folgt aus: sportmedizinische Untersuchung in München (2. August), Flug von München mit Umstieg in Frankfurt nach Glasgow (4. August) und eine erneute Klassifizierung vor Ort in Schottland (7. August).

Scheichl gehört nach seinen guten Ergebnissen bei den Weltcup-Rennen in Italien und Belgien jetzt wieder zur Nationalmannschaft des Deutschen Behindertensportverbandes. Im Hinblick auf die Paralympics im kommenden Jahr in der französischen Stadt der Liebe bedeutet das indes noch nichts, Scheichl muss jetzt liefern. „Mit einem Platz unter den ersten Fünf bleibe ich in der Nationalmannschaft“, erklärt der 42-Jährige, dessen großes Ziel natürlich die Weltspiele 2024 sind. Die vorderen drei Plätze in seiner Klasse HP2 scheinen dabei an die Konkurrenten aus Frankreich, Italien und Spanien vergeben, aber „ab Platz 3 traue ich mir alles zu, zumal ich beim jüngsten Weltcup nur vier Sekunden hinter dem Amerikaner Cody Wills lag – und der fährt schon ein Carbon-Rad“.

Scheichl ist in guter Form und freut sich auf das Abenteuer WM, seine zweite nach dem Wettkampf im vergangenen Jahr im kanadischen Baie-Comeau – und dann will er es im neuen Renner jetzt wissen.

Von diesem muss er sich indes bereits morgen wieder trennen. Er trifft sich mit Bundestrainer Gregor Lang am Pendlerparkplatz Holledaubrücke an der A9 zwischen Ingolstadt und Freising „zur Material-Übergabe“, wie Manuel Scheichl sagt. Gute 180 Kilometer einfach muss er fahren, damit er sein Sportgerät für die WM-Teilnahme in die richtigen Hände geben kann ...