Mit Video
Für Demokratie und Frieden: So verlief die Demonstration in Pfarrkirchen – Rund 1000 Teilnehmer

11.02.2024 | Stand 11.02.2024, 18:52 Uhr

Die Veranstaltung am Stadtplatz eröffnete die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Marlene Schönberger (links). − Fotos: Slezak/Wanninger

Unter dem Motto „Gemeinsam für unsere Demokratie“ haben am Samstag Redner von 14 Organisationen und Parteien am Stadtplatz in Pfarrkirchen (Landkreis Rottal-Inn) das Wort ergriffen.



Nach Angaben der Veranstalter hörten fast 1000 Menschen 90 Minuten lang ein breites Spektrum an Beiträgen, die für das pluralistische Miteinander warben. Organisatorin MdB Marlene Schönberger (Grüne) sprach für das „Bunte Aktionsbündnis für Demokratie Rottal-Inn“ von einem „starken Zeichen der Mehrheit, dass rechte Umsturzfantasien keinen Platz haben“.

Im warmen Südwind flatterten die Flaggen politischer Parteien. Jung und Alt reckten selbst gefertigte Tafeln in den Himmel. Darauf stand: „Ich mag alle Farben außer Braun.“ Oder: „Rassisten sind keine Alternative.“ Auch wenn die Atmosphäre entspannt war: Die Reden blieben ernst. So rief Marlene Schönberger dazu auf, „sich Schulter an Schulter der rechten Bedrohung entgegenzustellen, damit alle ohne Angst verschieden sein können“.

„Existenzbedrohung für die Menschlichkeit“



Starkes Statement gleich zu Beginn: Alle drei Bürgermeister der Kreisstadt traten gemeinsam auf die Bühne. Eingerahmt von seinen Stellvertretern Hermann Gaßner (JL/BL) und Hans Hirl (FW), mahnte Rathauschef Wolfgang Beißmann (CSU) „einen wertschätzenden Umgang miteinander“ an. Unter Applaus stellte er klar: „Die Rechten machen keine Sachpolitik, sondern wollen einen Systemwechsel, wogegen wir Demokraten uns mit aller Macht wehren.“

DGB-Kreisvorsitzender Thomas Asböck erinnerte daran, „dass der Kampf gegen Rechtsextremismus zur DNA der Gewerkschaft gehört“. Bei der AfD sei mittlerweile der rechtsextreme Bodensatz übriggeblieben. Nick Kelldorfner (FDP) sagte: „Unsere Kinder sollen nicht in einer Welt voller Hass und Hetze aufwachsen.“ Grünen-Stadträtin Sarah Kandlbinder warb dafür, „überparteilich gegen Rechtsextremismus und widerwärtige Deportationspläne zu demonstrieren“. Die Worte „nie wieder“ müssten jetzt mit Leben gefüllt werden.

Bewegender Auftritt des Jugendzentrums



Unter die Haut ging, was sieben Vertreter des Jugendzentrums um dessen Leiterin Petra Fuchs auf die Bühne brachten. Angesichts des Treffens von Rechtsradikalen in Potsdam veranschaulichten die jungen Leute: Auch wir müssten aufgrund unserer Familiengeschichte Deutschland verlassen, wenn diese die Macht an sich reißen. „Die Pläne der Rechten sind eine Existenzbedrohung für die Menschlichkeit“, schloss Fuchs.

In eine Regenbogenflagge gehüllt, brandmarkte Herbert Lohmeyer für Queer Niederbayern, dass seine Community von Nazis, allen voran Bernd Höcke, diskriminiert werde. Für die AfD sei Inklusion Sozialromantik. Severin Eder (SPD) erinnerte an die Nazi-Zeit, in der Unliebsame abgeholt wurden. „Es verbindet, dass wir uns der Demokratie verpflichtet fühlen“, schloss Eder. Glasbau-Sprecherin Susanne Theuerkorn veranschaulichte, wie die Nazis Schritt für Schritt eine Diktatur aufbauten, und folgerte: „Antidemokraten dürfen keine politischen Ämter bekommen.“ Marion Winter (Frauenbaum) machte klar, dass die Rechten gegen Gleichstellung seien und den Feminismus gezielt diskreditieren. „Hass und Menschenverachtung haben sich eingeschlichen und gefährden die Demokratie.“

„Die AfD steht für Nationalismus“



Passend dazu zeigte Robert Forster (Linke) der AfD die rote Karte und sagte: „Probleme müssen menschenfreundlich und sozial gerecht gelöst werden.“ Sepp Rettenbeck (ÖDP) warnte: „Die AfD steht für Nationalismus und völkischen Hochmut.“ Er hoffte, „einen Teil der AfD-Wähler zurückholen zu können“. Der evangelische Dekan Jochen Wilde machte klar, dass Hass mit dem christlichen Menschenbild unvereinbar sei. „Die AfD ist für Christen nicht wählbar“, so Wilde. Der katholische Stadtpfarrer Egon Dirscherl (Eggenfelden) warnte vor „einer Schwarz-Weiß-Malerei mit Sündenböcken“. Im christlichen Glauben habe jeder Mensch seinen Wert und seine Würde. Schülersprecherin Jule Rimböck (Gymnasium Pfarrkirchen) rief abschließend dazu auf, „Gleichheit und Gerechtigkeit immer wieder neu zu verteidigen“.

Angriffe auf Aiwanger und die Frage: „Wo ist die CSU?“



Auch wenn alle Redner Gemeinsames betonten, griffen manche über die AfD hinaus die CSU und speziell FW-Chef Hubert Aiwanger an. Severin Eder fragte: „Wo ist die CSU?“ Thomas Asböck ging einen Schritt weiter und warf CDU-Chef Friedrich Merz vor, „dass bei seinen hochgezogenen Brandmauern die Statik nicht stimmt“. Queer-Sprecher Herbert Lohmeyer bezeichnete Aiwanger gar als „unerträglichen Rechtspopulisten“. Stets blieb der Beifall bei einenden Worten deutlich stärker. Versöhnlich für die „Zusammenarbeit aller Menschen guten Willens“ warb etwa Pfarrer Dirscherl. Marlene Schönberger schloss mit den Worten: „Wer vor Rassismus und Antisemitismus Angst hat – wir stehen euch zur Seite.“

Eingeladen waren der Organisatoren zufolge alle demokratischen Parteien. Jenseits des Auftritts von Wolfgang Beißmann habe sich die CSU nicht zurückgemeldet, hieß es. Die Freien Wähler benannten keinen Redner. Die Moderation lag in den Händen von Bernhard Weigl. Die Pausen zwischen den Redeblöcken füllten Mr Jones & Friends mit Musik.

Polizei zieht positive Bilanz



Eine positive Bilanz zog die Polizei, die von gut 800 Teilnehmern sprach: „Alles komplett friedlich, alles bestens“, hieß es seitens der Pfarrkirchner Inspektion.

Und das ist die Liste der Unterstützer: Grüne/Grüne Jugend, SPD/Jusos, Freie Wähler, FPD/Julis, ÖDP, Linke, DGB, evangelische und katholische Kirche, Katholische Landvolkbewegung, Deutsch-Israelische Gesellschaft, VVN-BdA, Gymnasium Pfarrkirchen, Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Spielecafé der Generationen, JUZ Pfarrkirchen, Glasbau, Frauenbaum, Queer in Niederbayern.