Am Tanner Wachsmarkt
Diskussion mit Landwirten: SPD-Abgeordnete im EU-Parlament kämpft für Demokratie und Europa

01.02.2024 | Stand 01.02.2024, 18:00 Uhr

MdEP Maria Noichl setzt sich im Agrar-Ausschuss der EU für die Landwirte ein. Bei ihrem Besuch am Wachsmarkt überreichten ihre Europa-Kandidat Severin Eder (links) und SPD-Kreisrat Alfred Feldmeier als Dank für ihre Rede ein Paket der Direktvermarkter Rottal-Inn. − Foto: Brodschelm

„Ich wünsche mir eine Generation, die gerne laut ist auf Demonstrationen, aber mit beiden Füßen auf dem Grundgesetz steht.“ Lautstark, kämpferisch und ohne Scheu vor Diskussionen mit anwesenden Landwirten zeigte sich Europaabgeordnete Maria Noichl bei der SPD-Kundgebung am Tanner Wachsmarkt (Landkreis Rottal-Inn) im ehemaligen Café Kammergruber.

Ein Glücksgriff für die Kreis-SPD und Rottal-Inns Europakandidaten Severin Eder, die mit ihr eine Rednerin eingeladen hatten, die nicht nur auf die Europawahl im Juni einstimmte, sondern als Mitglied im EU-Agrar-Ausschuss und Frauenrechtlerin durch und durch auch kompetent Auskunft gab.

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Abgeordnete sucht die Diskussion



Einige Landwirte waren gekommen und nahmen die Gelegenheit war, um mit ihr als MdEP zu diskutieren und ihr auch unbequeme Fragen – vor allem am Ende – zu stellen. Als SPDlerin gab sie zwar zu, dass auch die Ampel im Moment nicht alles richtig gemacht habe, aber „die Ampel hat ein bereits volles Fass geerbt“, das der Agrardiesel zum Überlaufen brachte. „Das war nicht richtig.“ Aber: Gefüllt wurde dieses Fass von CDU/CSU. „Ich persönlich kann die Landwirte absolut verstehen“, stellte sich Noichl auf die Seite der Bauern und sprach an, was hier seit Jahrzehnten schief gelaufen sei. Unter anderem die Pachtverteilung, denn große Holdings wie Edeka, Aldi oder sogar Fielmann kaufen Felder und Wälder auf und verpachten es wieder. „Die EU fördert und der Landwirt kann sich das Geld kurz anschauen und dann gleich an die Verpächter weiterreichen. Da läuft in der Bodenpolitik etwas gravierend falsch“, war sie überzeugt.

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„Ihr seid zu recht sauer“



Das Freihandelsabkommen, die Marktstellung der Bauern, die niedrigen Importstandards – „Ihr seid zu recht sauer“, sagte sie in Richtung der Landwirte. „Faire Preise, Bodenmarkt und bessere Standards – darüber müssen wir reden.“ Als sie sah, dass ein SPD-Fähnchen mit dem Spruch „Die Ampel muss weg“ überklebt war, erinnerte sie daran, wer unter anderem den Güllebonus vor Jahren eingeführt habe. „Und auch die PV-Anlagen auf den Höfen müssten eigentlich rot-grün sein und nicht schwarz“, scherzte sie.

Natürlich wurde auch bei ihr nicht ausgelassen gegen Schwarz als Opposition im Bundestag zu poltern. „Was würde ein Fußballverein sagen, wenn die Ersatzspieler auf der Bank das ganze Spiel lang ,Scheiße‘ gegen die eigene Mannschaft schreien würden?“, beschrieb sie die Situation.

Allerdings sei es wichtig eine gute Parteienlandschaft zu haben, das seien die Grundpfeiler unserer Demokratie. Mittlerweile vereine alle Parteien ein gemeinsamer Gegner – die AfD. „Das ist keine normale Partei, sondern sie will die demokratische Parteienlandschaft zerstören.“ Als EU-Politikerin sehe sie, wie gefährlich ein Aufstieg von Rechts sein könne. „Wir müssen gemeinsam gegen diese Antidemokraten kämpfen“, meinte sie lautstark.

Wie wichtig die EU sei, erklärte sie eindringlich: „Weltweit gesehen ist Europa ein Sehnsuchtsort, denn nirgends auf der Welt ist man so frei wie hier, nirgends haben Frauen so viele Rechte wie bei uns in Europa.“ Das dürfe man sich durch die Rechten nicht zerstören lassen.

Am Ende ihrer Rede wurde noch heiß diskutiert und einige Probleme angesprochen. Da die Zeit aber nicht mehr ausreichte, alles ausführlich zu besprechen, versprach Noichl sich im Anschluss mit den Landwirten noch zusammen zu sitzen.

„Als Sozi in Bayern haben wir es nicht leicht“



Zuvor erklärte Europakandidat Severin Eder: „Als Sozi in Bayern haben wir es nicht leicht, aber wir stehen fest im Wind.“ Er führte aus: „Meine Kernthemen für die Wahl sind Reformen, ein soziales Europa und faire Arbeitspolitik kombiniert mit Umweltschutz. Ich kämpfe für ein besseres Europa, in dem wir alle aufeinander zugehen.“

Die Kreispolitik hatte SPD-Kreisrat Alfred Feldmeier zu Beginn angesprochen und welche Themen die SPD nicht nur anspricht, sondern vor allem in Angriff nimmt – zum einen die Ärztesituation im Landkreis, zum anderen den Personennahverkehr.