Verständnis für Landwirte
Innenminister Herrmann besucht Tanner Wachsmarkt: Raue Worte und Eintrag ins goldene Buch

01.02.2024 | Stand 01.02.2024, 16:45 Uhr

Die Geflügelschau hat Tradition am Wachsmarkt: Innenminister Joachim Herrmann ließ sich von (Mitte) Vereinsvorsitzendem Josef Ebner die verschiedenen Rassen erklären.

Der Umschwung hin zu nassem Wetter kam genau zum Start des diesjährigen Tanner Wachsmarktes (Landkreis Rottal-Inn) gegen 9 Uhr. Aber: Parteifreunde und andere Interessierte ließen den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann nicht im Regen stehen. Schon eine Stunde vor seiner Rede war der Saal im Gasthaus Grainer voll belegt. Das Hauptaugenmerk in seiner Ansprache legte der Innenminister natürlich auf die „zahlreichen Fehler der Bundesregierung“.

Bürgermeister Wolfgang Schmid begrüßte den Innenminister herzlich und führte ihn durch das Tanner Rathaus. Dort trug sich Herrmann, der bereits zum dritten Mal auf dem Wachsmarkt sprach, ins goldene Buch des Marktes ein. Wie schon bei einem seiner letzten Besuche, schaute Herrmann danach noch bei der Geflügelschau des Tanner Geflügelzuchtvereins vorbei. „Ich werde mich nicht an jedes einzelne Huhn vom letzten Mal erinnern können“, kommentierte der Innenminister grinsend. Zwischen Trommeltaube und schwedischem Blumenhuhn erklärte der Vereinsvorsitzende Josef Ebner dem Innenminister, wie die Geflügelzucht funktioniert.

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Spielregeln gelten auch für Landwirte



„Der Tanner Wachsmarkt ist eine großartige Tradition, die weiter gepflegt wird“, sagte Joachim Herrmann zu Beginn seiner Rede. Dann wurde der Ton des 67-jährigen Ministers aber deutlich rauer. Es sei verständlich, dass „sich die Landwirte nicht alles gefallen lassen“. Auch am Mittwoch hätten die Bauern noch einmal deutlich ihre Meinung kundgetan. Die bodengebundene Landwirtschaft, wie sie in Bayern Tradition habe, müsse weiter gefördert werden. Herrmann warnte aber, dass „sich auch Landwirte an die Spielregeln halten müssen“. Sonst gehe auch der Rückhalt der Bevölkerung für die Proteste verloren. „Manche Dinge sind einfach indiskutabel.“

Weiter ging er auf eine Kernaufgabe des von ihm geführten Ministeriums ein: die Sicherheit im Freistaat Bayern. „Wir haben die niedrigste Kriminalitätsrate aller Bundesländer“, so der Innenminister, aber eine hundertprozentige Sicherheit könne niemand versprechen. Süffisant meinte Herrmann: „In Tann gibt es zwar wahrscheinlich nur brave Leute, aber im Rest der Welt kann man auch bösen Menschen begegnen.“ Sein Credo: stabile Arbeit von Polizei und Justiz.

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Bürokratie „teilweise wirklich zu viel“



Immer mehr Anträge, Auflagen und Vorschriften: Das Thema Bürokratie ist derzeit in aller Munde. „Teilweise ist es wirklich zu viel“, unterstrich Herrmann. Vor allem beim Staat und in der Verwaltung könne seiner Meinung nach in manchen Bereichen Bürokratie abgebaut werden.

Die Entwicklung des Schengen-Raums betrachtete der Innenminister in seiner Rede kritisch. „Plötzlich ist ein Land nach dem anderen dazugekommen.“ Es brauche deshalb intensivere Kontrollen an den EU-Außengrenzen, aber „manche Länder halten ihre Verpflichtungen nicht ein“. Deshalb müsse Bayern seine Grenzen wieder selbst kontrollieren. In den meisten Länder würde man ohne gültigen Pass nicht einreisen können, nach Deutschland gehe es ohne Dokumente sogar leichter.

Dank für ehrenamtliche Arbeit



Zum Abschluss dankte Joachim Herrmann noch den vielen Ehrenamtlichen im Freistaat. Man müsse die Katastrophenvorsorge weiter ausbauen, um mit Szenarien wie beim Hochwasser 2016 in Simbach umgehen zu können. „Wir müssen die Organisation weiter ausbauen.“ Die meisten Experten würden seinen Worten nach erwarten, dass Katastrophen in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden.

Landtagsabgeordneter Martin Wagle und Bürgermeister Wolfgang Schmid hatten den Innenminister eingangs begrüßt. Wagle stimmte die Zuhörer im Saal ein, weil „es nun bitter nötig ist, Klartext zu sprechen“. In Bayern laufe nach Meinung des MdL vieles besser als in im restlichen Deutschland. Bürgermeister Wolfgang Schmid monierte die „katastrophale Ampelpolitik“. Der weitere Ausbau der ST2090: Als der Bürgermeister das Thema, das Tann betrifft, ansprach, kam der größte Applaus im Saal auf. „Forcieren sie den Abschluss der Arbeiten“, forderte er von Innenminister Joachim Herrmann.

Zum Ausklang der Veranstaltung spielten die Herrgottsbläser aus Tann dann noch die Bayern- sowie die Deutsche Nationalhymne. Egal ob Bayern oder Bund: Bei beiden standen die Zuhörer und sangen kräftig mit.