‚„Sind zutiefst erschüttert“
Schüsse auf Störche in Pfarrkirchen: 1000 Euro Belohnung ausgesetzt

29.04.2023 | Stand 16.09.2023, 22:54 Uhr

Blutverschmiert war der Flügel des Storches, der in Pfarrkirchen von mehreren Schrotkugeln getroffen wurde. Ein Tier ist mittlerweile gestorben. −Foto: PNP

Die Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Rottal-Inn, der Landesbund für Vogelschutz und der Bayerische Jagdverband verurteilen in einer gemeinsamen Erklärung den Schuss auf zwei Störche in Pfarrkirchen aufs Schärfste und setzen eine Belohnung aus.



Für Hinweise, die zur Überführung des Täters führen, loben sie 1000 Euro aus. Außerdem wird die Bevölkerung um sachdienliche Hinweise gebeten. „Wir als Kreisgruppe des BN sind zutiefst erschüttert über den Schuss auf zwei Störche in Pfarrkirchen, wovon einer seinen schweren Verletzungen mittlerweile erlegen ist“, so Daniel Renner, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bund Naturschutz. „Der Storch als Sinnbild für die Geburt eines Kindes, ein friedvoller, eleganter Vogel, der sich in der Bevölkerung breiter Beliebtheit und Sympathie erfreut, wird hinterhältig in seinem Horst attackiert. So etwas kann und darf nicht akzeptiert werden.“

Naturschutzkriminalität hat stark zugenommen



Die Naturschutzkriminalität habe in den letzten Jahren zu aller Leidwesen stark zugenommen – die Aufklärungsquote dieser Delikte sei leider ernüchternd, bedauert Renner. Viel zu oft würden die Täter ungestraft oder, sofern diese zur Rechenschaft gezogen werden können, mit zu milden Urteilen davonkommen. „Hier muss endlich ein Umdenken stattfinden und ein klares Statement seitens der Justiz erbracht werden“, fordert der Kreisvorsitzende.

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Der Bund Naturschutz weist noch darauf hin, dass in den letzten Jahren in Zusammenarbeit mit Kommunen und Gemeinden im Landkreis Nisthilfen für den Storch aufgestellt wurden, was jedes Mal mit hohen Kosten und viel Aufwand verbunden ist. So auch in Pfarrkirchen oder zuletzt auch in Ering am Inn. „Ein Bruterfolg des Storches wurde nun für die kommenden Jahre in Pfarrkirchen durch eine kriminelle Handlung zunichte gemacht.“

Der Schuss auf die Störche sei kein Kavaliersdelikt, heißt es von Seiten des Bund Naturschutz. Dies sei leider nicht der einzige strafrechtlich relevante Vorfall dieser und ähnlicher Art im Landkreis gewesen, denn immer wieder komme es zu Schüssen auf und Vergiftungen von Greif- und Großvögeln.

Entsetzen und Wut



So wurden im Zeitraum von 2020 bis 2022 allein in Bayern 327 Vögel beim Landesbund für Vogelschutz gemeldet, die entweder vergiftet (159) oder erschossen (40) wurden. Hier im Landkreis landen viele Vögel bei Betreuerin Marianne Watzenberger, die sich aufopferungsvoll um die Tiere kümmere. Letztlich könne aber kein genaues Bild über das Ausmaß der Menge der getöteten Vögel gegeben werden, da die Dunkelziffer erheblich höher angesetzt werden müsse.

Die Vogelart scheint bei den Tötungsdelikten übrigens kaum eine Rolle zu spielen, so Renner: Vom Star über den Rotmilan, über die Rohrweihe bis hin zum Uhu wird und wurde in Bayern schon alles vergiftet und erschossen. Die Kreisgruppe des Bund Naturschutz fordert daher von Seiten der Strafverfolgungsbehörden eine lückenlose Aufklärung nicht nur des aktuellen Storchenvorfalls, sondern soweit möglich auch der anderen Delikte dieser Art.

Dr. Edgar Wullinger, 2. Vorsitzender des Landesbund für Vogel- und Naturschutz, Kreisgruppe Rottal-Inn, äußert sich in der gemeinsamen Erklärung ebenfalls: „Entsetzen und Wut waren die ersten Reaktionen auf den Schuss auf die beiden Störche. Dieser Schuss stellt den traurigen Höhepunkt von Nachstellungen gegen streng geschützte Tiere, vor allem gegen Greifvögel und Eulen im Landkreis, dar. Das Attentat auf die Störche muss jedem Menschen klar machen, dass Vergehen gegen Natur- und Tierschutz keine Kavaliersdelikte sind und dass noch konsequenter, vor allem aber erfolgreicher als bisher, dagegen vorgegangen werden muss – auch im Interesse des Ansehens unseres Landkreises.“

Störche als Sinnbild für Glück und Kindersegen



Beispielsweise seien nahezu regelmäßig in den letzten Jahren im Landkreis tote Bussarde gefunden worden, die keines natürlichen Todes gestorben seien oder verunfallt waren, sondern mit Carbofuran vergiftet worden waren. „Auch ein Junghabicht zählte zu den vergifteten Vögeln, ein Uhu verendete an den Folgen eines Schrotschusses“, so Dr. Edgar Wullinger. Die Kreisgruppe des LBV fordert ebenfalls eine lückenlose Aufklärung von Seiten der Polizei.

Und Axel Kuttner – Regierungsbezirksvorsitzender des Bayerischen Jagdverbandes – nimmt ebenfalls in der gemeinsamen Erklärung Stellung: „Störche gelten bei uns als Sinnbild für Glück und (Kinder-)Segen, daher sorgt die Tat in Pfarrkirchen, bei welcher zwei Störche beschossen wurden, zu Recht für Unverständnis und große Empörung.“

Der Weißstorch zähle nach dem Bundesnaturschutzgesetz zu den „streng geschützten Arten“ und unterliegt somit dem klaren Verletzungs- und Tötungsverbot. „Auch liegt für mich ein klarer Verstoß gegen das Tierschutz-, Jagd- und Waffenrecht vor. Offensichtlich und leider wieder ein Fall von Naturschutzkriminalität – nicht der erste in unserer Umgebung und Niederbayern allgemein. Ich erinnere hier z.B. an diverse Vergiftungen von Greifvögeln, bedauerlicherweise können bzw. konnten viele dieser Fälle nicht aufgeklärt werden, womit sie für den oder die Täter leider folgenlos bleiben. Wir schließen uns der allgemeinen Empörung voll umfänglich an, ergänzt um großes Unverständnis für so eine unentschuldbare Tat. Wir alle wünschen uns, dass der Fall aufgeklärt werden kann und der oder die Täter vollumfänglich zur Rechenschaft gezogen werden.“

− wh