Netzbetreiber informiert
380-kV-Leitung: Keine Erdverkabelung bei Bad Birnbach geplant

20.10.2023 | Stand 20.10.2023, 17:09 Uhr

Beim Infomarkt im Lokschuppen zur neuen 380-kV-Leitung Pleinting-St. Peter wurde vor allem der genaue Trassenverlauf an den Bildschirmen studiert. − Foto: Gilg

Gut besucht war der „Infomarkt“ des Netzbetreibers TenneT TSO zur geplanten 380-kV-Stromleitung Pirach-Pleinting. Interessierte Bürger hatten am Donnerstag im Simbacher Lokschuppen (Landkreis Rottal-Inn) zweieinhalb Stunden lang die Gelegenheit, sich umfassend über das Vorhaben schlau zu machen.

Das Ganze lief in Form einer Messe ab. Große Schautafeln mit komprimierten Infos und anschaulichen Grafiken bildeten das Thema in Kapiteln ab. Auf einem Monitor lief eine Video-Präsentation. Die komplette Trasse konnte genauestens erkundet werden. Zudem standen rund 20 TenneT-Mitarbeiter für Auskünfte zur Verfügung. Und wer noch mehr wissen wollte, konnte sich mit Hochglanz-Broschüren eindecken.

Neue Leitung läuft parallel zur Bestandstrasse



Das etwa 70 Kilometer lange Leitungsbauvorhaben Pirach-Pleinting gliedert sich in Abschnitt 1 von Pirach nach Tann (27 Kilometer) und Abschnitt 2 von St.Peter am Hart bei Braunau nach Pleinting an der Donau (43 Kilometer). Um letzteren ging es speziell bei diesem Termin, der am Dienstag bereits in Vilshofen und am Mittwoch in Bad Griesbach stattgefunden hatte. Betroffene Grundstückseigentümer hatte man schriftlich eingeladen, um ihnen die nun vorliegende Grobtrassierung zu erläutern. Dabei nahm TenneT auch Hinweise auf, wird diese prüfen und eventuell in den Planungen berücksichtigen.

Daniela Schwerdfeger, Referentin für Bürgerbeteiligung und Projektkommunikation, stellte fest: „Die Akzeptanz in der Bevölkerung für dieses Projekt ist an sich gut. Die Bürger verstehen, dass wir die Leitung sehr dringend brauchen.“ Freilich seien Betroffene nicht immer glücklich, wenn sie einem Mast auf ihrem Grundstück bekommen. „Dafür fallen aber auch Bestandsmasten durch den späteren Rückbau der 220-kV-Leitung weg.“

118 Masten geplant



Ein paar Fakten: Die neue Leitung verläuft weitgehend parallel zur Bestandstrasse durch die Landkreise Passau und Rottal-Inn. Sie ist etwas länger und benötigt etwas mehr Fläche. Insgesamt gibt es 118 Maststandorte, die noch innerhalb eines Radius von 50 Metern verschoben werden können. Die Masten haben eine Grundfläche von zwölf Metern im Quadrat. Sie stehen im Schnitt 350 Meter auseinander und sind zwischen 15 und 20 Meter höher als die bisherigen.

Im Landkreis Rottal-Inn sind folgende Kommunen von der Leitung betroffen: Bad Birnbach (stark), Bayerbach (kaum), Triftern, Wittibreut, Stubenberg und Simbach. Man benötigt Grundstücke von 120 Eigentümern, mit denen TenneT bereits in Kontakt ist. Es geht dabei um formelle Grunddienstbarkeiten, die finanziell entschädigt werden. Aber auch für überspannte Flächen gibt es Geld – ebenso für Einschränkungen während der Bauphase. In dieser zersiedelten Gegend lasse es sich nicht vermeiden, dass manche Anwesen dicht neben der Leitung sind, aber alle vorgeschriebenen Grenzwerte würden laut TenneT eingehalten.

Freileitung als Vorzugsvariante



Am 14. April dieses Jahres hat die Regierung von Niederbayern mit der landesplanerischen Beurteilung das Raumordnungsverfahren für Abschnitt 2 abgeschlossen. Sie bestätigt die Raumverträglichkeit des gesamten Vorhabens als Freileitung und knüpft diese an eine Reihe von Maßgaben, Prüfaufträgen und Hinweisen für den weiteren Planungsprozess. Auch die Möglichkeit einzelner Erdkabelabschnitte stand noch zur Disposition.

TenneT hat sie geprüft und kam zum Ergebnis, diese Option nicht weiter zu verfolgen. Daniela Schwerdfeger erklärt, wieso: Am Anfang und Ende eines Erdkabelabschnitts benötigt man Übergangsanlagen mit der Fläche von zwei bis drei Fußballfeldern. Die zwölf Kabel verlaufen dann unterirdisch in einem 50 bis 60 Meter breiten Korridor. Das habe einen extrem negativen Einfluss auf den Boden. Hinzu kämen Probleme beim Unterqueren von Straßen, Bahnlinien und Gewässern. Und die Kosten einer Erdverkabelung wären erheblich größer als die der Freileitung. Somit ist das Thema auch bei Bad Birnbach vom Tisch. Dort liege die neue Trasse dicht an der Bestandsleitung und rücke sogar etwas weiter von der Wohnbebauung ab, sagt die Sprecherin.

Feicht: „Belange des Marktes zu wenig berücksichtigt“



Dementsprechend groß ist die Enttäuschung im Bad Birnbach. Denn die Marktgemeinde hatte sich vehement für eine Leitungsänderung oder die Prüfung einer Erdverkabelung eingesetzt, vor allem im Bereich zwischen Lengham und Lenghamer Feld, aber auch in anderen Bereichen, wo der Leitungsverlauf sehr nahe an Wohnbebauung heranreicht. „Die Belange des Marktes, sowie auch vieler anderer Kommunen, wurden aus unserer Sicht zu wenig berücksichtigt“, sagte Dagmar Feicht in der jüngsten Sitzung des Marktrates, wo der geplante Trassenverlauf bereits Thema war. Unterstützung erhielt sie von Marktrat Georg Baumgartner. Er sprach von „Taktik“, die Infoveranstaltung über Bad Birnbach in Bad Griesbach, also zehn Kilometer entfernt, abzuhalten und reagierte mit scharfen Worten auf die Mitteilung von TenneT.

Wie geht es jetzt weiter? TenneT bereitet derzeit das Planfeststellungsverfahren für Abschnitt 2 vor und arbeitet nächstes Jahr an der Feintrassierung. Dabei geht es auch um die genauen Mastentypen, ihre Höhe sowie die benötigten Bauflächen. „Wir schätzen, dass wir Ende 2024 die Unterlagen für die Planfeststellung einreichen können. Das Verfahren startet vermutlich Anfang 2025.“

Bau zwischen 2027 und 2030 geplant



Dann erhalten Betroffene, Kommunen und Fachstellen Einsicht in die Pläne und können Stellungnahmen, bzw. Einwände vorbringen, die dann auch entsprechend behandelt und abgewogen werden müssen. Nächstes Jahr gibt es Bodenuntersuchungen an allen Maststandorten, damit man weiß, welche Fundamente benötigt werden. Wenn alles klappt, wird die neue Leitung zwischen 2027 und 2030 gebaut. Im Anschluss können die alten Masten entfernt werden, was ein weiteres Jahr dauern wird.

Zum Stand des Leitungsbaus Altheim-St. Peter im Bereich Simbach (Schellenberg) informierte Bürgerreferent Markus Kretzler: Ein Großteil der rund 40 Masten sei errichtet. Auch erste Leitungsseile wurden bereits aufgezogen. Bis Ende des Jahres soll alles stehen und bereits Strom fließen. Nächstes Jahr folgen noch Restarbeiten. Die alte Leitung wurde bereits in weiten Teilen zurückgebaut.