Landtagskandidat Martin Behringer:
Wähler mehr in den Diskurs einbeziehen

Bürgermeister von Thurmansbang kandidiert für die Freien Wähler

27.09.2023 | Stand 27.09.2023, 16:42 Uhr

Martin Behringer − Foto: privat

Was ist Ihr wichtigstes Anliegen?
Mein wichtigstes Anliegen bei der anstehenden Landtagswahl ist die Interessen der Bürgerinnen und Bürger wieder stärker zu berücksichtigen. Ich stehe für eine bürgernahe Politik von unten nach oben. Das bedeutet, dass die Stimmen und Bedürfnisse der Menschen vor Ort aktiv aufgenommen und in politische Entscheidungen einbezogen werden.

Ein weiteres zentrales Anliegen ist mir die Gleichstellung der Lebensbedingungen zwischen Stadt und Land. Oftmals fühlen sich Menschen in ländlichen Regionen abgehängt und benachteiligt. Dieses Gefühl betrifft dabei nicht nur Themen der Infrastruktur, Bildung und Arbeitsmöglichkeiten, sondern auch die Bereitstellung wichtiger Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung oder kultureller Angebote. Ich setze mich für Chancengerechtigkeit auf dem Land ein, damit alle dieselben Möglichkeiten erhalten. Insgesamt möchte ich dazu beitragen, dass die Landespolitik wieder näher an den Menschen rückt, seine Bedürfnisse ernst nimmt und daran arbeitet, die Lebensqualität in allen Regionen unseres Landes zu verbessern. Dazu gehört auch die Förderung transparenter Entscheidungsprozesse um den Wähler letztlich auch in den politischen Diskurs einzubeziehen. Ich stehe für eine lebendige Demokratie, in der jeder ein selbstbestimmtes Leben in Würde führen darf.

Wie wollen Sie Jungwähler ansprechen?
Dialog, Aktion und Authentizität. Man wird junge Wähler mit oberflächigen Kampagnen nicht erreichen können. Ich möchte junge Menschen ernst nehmen und ihnen in ihren Medien auf Augenhöhe begegnen. Dabei werde ich aktiv auf sie zugehen, zuhören, verstehen und handeln.

Ihre Position zur Migrationspolitik?
Meine Grundprinzipien umfassen Menschlichkeit, Rechtsstaatlichkeit und Integration. Ich vertrete damit eine ausgewogene, rationale und effektive Asyl- und Migrationspolitik. Es ist mir wichtig, dass wir Menschen, die Schutz suchen, mit Würde und Respekt behandeln. Gleichzeitig müssen wir die Anliegen und Ängste unserer eigenen Bevölkerung endlich wieder ernst nehmen, was momentan von der Bundesregierung nicht geschieht.

Eine ausgewogene Politik bedeutet, sowohl den Schutzbedürfnissen von Flüchtlingen gerecht zu werden als auch die sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Auswirkungen auf unser Land zu berücksichtigen.

Für tragfähige und solidarische Lösungen reichen nationale Bemühungen allein nicht aus - eine enge Zusammenarbeit auf europäischer Ebene ist dafür unerlässlich. Hierbei sollte auch die Bekämpfung der Fluchtursachen in den Herkunftsländern eine zentrale Rolle spielen. Die Umwandlung von Geldleistungen in Sachleistungen kann dabei helfen, die Ressourcen gezielter einzusetzen. Es ist an der Zeit, dass der Bund endlich seiner Verantwortung gerecht wird, die Kommunen bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen zu unterstützen.

Wie kann eine Energiewende gelingen und in welche Richtung müsste sie gehen?
Die Bezahlbarkeit von Energie für alle ist eine grundlegende Voraussetzung einer gelingenden Energiewende. Die Umstellung auf erneuerbare Energien darf nicht dazu führen, dass die Energiekosten unerschwinglich werden. Die Energiewende ist eine gemeinsame Aufgabe, bei der alles Akteure eingebunden werden müssen.

Eine transparente Energiepolitik muss Bürgerinnen und Bürger zeigen, wie der die Energiewende in ihrer Region konkret umgesetzt werden kann. Offene Diskussionen, Informationsveranstaltungen und partizipative Prozesse können dazu beitragen, das Vertrauen der Menschen zu stärken und Bedenken auszuräumen.

Der ländliche Raum ist mit seinen erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen ein bedeutender Energielieferant. Wo doch der Hauptverbrauch in den Ballungsräumen liegt. Es ist unsere Aufgabe, eine ausgewogene Verteilung zu erreichen und dabei Kommunen und Unternehmen angemessen in die Wertschöpfung einzubeziehen.

Die schrittweise Umstellung von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien birgt ein enormes Potenzial für unsere Region. Von Wasserkraft über Wind, Sonne, Biogas und Holz bis hin zu Geothermie und Wasserstoff bieten die erneuerbaren Energien ein breites Spektrum, das wir gezielt nutzen und optimieren müssen. Ich glaube fest daran, dass die Wertschöpfung vor Ort erheblich gesteigert werden kann. Die Förderung der erneuerbaren Energien bedeutet nicht nur eine sauberere Umwelt, sondern schafft auch neue Arbeitsplätze und innovative Geschäftsmöglichkeiten für unsere Gemeinden und Unternehmen. Insbesondere die Nutzung von Speichern spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg der Energiewende. Die Speichertechnologien ermöglichen es uns, überschüssige Energie zu speichern und dann abzurufen, wenn sie benötigt wird. Dadurch können wir einen kontinuierlichen Stromfluss sicherstellen, selbst wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Deshalb ist es äußerst wichtig, den Ausbau der Verteilernetze zu beschleunigen und die Entwicklung dezentraler Speichermöglichkeiten voranzutreiben.

Was können Sie für die heimische Wirtschaft tun?
Unsere heimische Wirtschaft bildet das Rückgrat unserer Heimat und es ist von entscheidender Bedeutung, dass sie weiterhin gedeihen kann. Sollte ich gewählt werden, werde ich gerne als ihr Vertreter und Ansprechpartner fungieren und mich dafür einsetzen, die Interessen unserer vielfältigen Wirtschaftssektoren – sei es Dienstleistung, Handel oder Industrie – im Rahmen der Fraktion und des bayerischen Landtags bestmöglich zu vertreten. Mir ist es besonders wichtig, dass Unternehmer einen direkten Ansprechpartner für ihre Anliegen und Probleme haben.

Ganz besonders am Herzen liegt mir der Erhalt der Regionalförderung im Wirtschaftsbereich. Diese Förderung ist von unschätzbarem Wert, um sicherzustellen, dass der Mittelstand, der das Herzstück unserer heimischen Wirtschaft darstellt, weiterhin gefördert wird. Weiter werde ich mich dafür einsetzen, dass die positiven Entwicklungen im Mittelstand gefördert und unterstützt werden, um unsere Region wirtschaftlich stark und zukunftsfähig zu gestalten.

Haben Sie ein Rezept für eine bessere Gesundheitspolitik?
Eine bessere Gesundheitspolitik, insbesondere im ländlichen Raum, ist zweifellos von großer Bedeutung, um eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe Versorgung sicherzustellen. Hier sind einige Schwerpunkte und Maßnahmen, die nach meiner Ansicht dazu beitragen könnten.

Ein Beispiel wäre hier Ansiedelungszuschüsse durch den Freistaat einzuführen (die es schon für Hausärzte gibt) für Haus- und Fachärzte, um Ärzte zu ermutigen, sich in unserer Region niederzulassen und somit dem Ärztemangel entgegenzuwirken. Sehr wichtig wäre es die kommunalen Krankenhäusern zu stärken. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Gesundheitsversorgung gerade im ländlichen Raum. Die Investition in die Infrastruktur und Ausstattung dieser Krankenhäuser sowie die Gewährleistung einer qualifizierten medizinischen Belegschaft könnten die Versorgungssituation ebenso erheblich verbessern. Neben Ärzten sind auch Apotheken und Hebammen essenziell für eine umfassende Gesundheitsversorgung. Für mich steht außer Frage, dass die medizinische Versorgung und somit die Gesundheit jedes Einzelnen zu jeder Zeit gewährleistet werden muss.

Wo würden Sie Schwerpunkte in der Verkehrspolitik setzen?
Die Verkehrspolitik auf dem Land muss sich im Grundsatz von der städtischen unterscheiden. Die ländliche Mobilität muss an die individuellen Bedürfnisse und regionalen Herausforderungen angepasst werden. So kann die Verkehrswende im Bayerischen Wald nicht wie in der Stadt größtenteils aus U-/S-Bahn gelingen. Vielmehr muss auch der Individualverkehr neu gedacht und durch Innovation zukunftssicher gestaltet werden. Damit der ÖPNV mit Bus, Bahn, Rad und Sharing-Konzepten zu einer ernstzunehmenden Alternative und Baustein im Mobilitätskonzept auf dem Land werden kann, müssen sich unsere Landkreise unter anderem dafür stark machen, mit Fördergeldern die Qualität und Verfügbarkeit des ÖPNV weiter verbessert wird. Der Erhalt und die Modernisierung unserer Straßen ist für eine nachhaltige Mobilität unerlässlich.

Was kann der Freistaat wohnungspolitisch bewirken?
Tatsächlich sehen wir uns auf dem Land vor vielfältigen Herausforderungen: Das Bauen wird zunehmend erschwert durch steigende Preise, überhöhte Anforderungen und durch die Forderung, Flächen zu sparen. Dadurch wird Wohneigentum im ländlichen Raum vor allem für junge Familien zu einem Mammutprojekt. Der Freistaat Bayern muss mit wohnungspolitischen Maßnahmen diesen Entwicklungen entgegenwirken und bezahlbaren Wohnraum für alle sicherstellen. Wie z.B. mit finanziellen Anreizen und Förderprogrammen. Ebenso muss ein Fokus auf barrierefreien Wohnraum gelegt werden.

Auch Kommunen müssen weiterhin durch Förderungen unterstützt werden, um Leerstände zu beseitigen und attraktiven Wohnraum zu schaffen. Durch Anreize für die energetische Sanierung von Wohngebäuden wird nicht nur die Energieeffizienz gesteigert, sondern auch die Wohnqualität bestehender Gebäude verbessert werden.

Was macht Ihnen Angst, wenn Sie an die Zukunft denken?
Grundsätzlich ist es meine Art, die Dinge mit dem nötigen Sachverstand und Entschlossenheit anzugehen. Ich sehe die großen Probleme unserer Zeit als Herausforderungen, die es zu lösen gilt, und halte wenig von Schwarzmalerei. Ich bin mir aber sehr wohl bewusst, dass unter anderem der andauernde Krieg in der Ukraine, die drohende Wirtschaftskrise und nicht zuletzt der Klimawandel vielen Menschen große Sorgen und Angst bereitet. Deshalb sehe ich es als meine Aufgabe, diese Menschen mit auf meinen Weg in eine sichere Zukunft zu nehmen.

In einem Satz: In der Region fehlt es vor allem an…
...einer Verbesserung der Zusammenarbeit und Vernetzung aller politischen Akteure zum Wohle unserer Heimat und einer differenzierten Betrachtungsweise der Bedürfnisse ländlicher Regionen.

In einem Satz: Was ist mit Ihnen auf keinen Fall zu machen?
Parteitaktische Spielchen; und ich stehe zu meinen Überzeugungen.

Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Wir Politiker sollten…
...wieder mehr zuhören, verstehen und handeln.




ZUR PERSON
Alter:
52 Jahre
Wohnort: Thurmansbang
Familienstand/Kinder: Ledig
Beruf: 1. Bürgermeister in der Gemeinde Thurmansbang
Politischer Werdegang:
von 1996 – 2002: Gemeinderat in Thurmansbang; seit Mai 2002: 1. Bürgermeister von Thurmansbang; seit 2002: Kreisrat im Landkreis FRG; seit Mai 2008: Fraktionsvorsitzender im Kreistag; Mitglied im Kreisausschuss; Mitglied im Zweckverband Autobahnzubringer
Ehrenämter:
Vorsitzender der Freien Wähler Kreisvereinigung Freyung-Grafenau; Mitglied in der Bezirksvorstandschaft der Freien Wähler Bayern in Niederbayern; Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen ein Atommüllendlager im Saldenburger Granit e. V.; Vorsitzender der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Passau; 1. Vorsitzender des Trägervereins der Landvolkshochschule Niederalteich; Mitglied im Diözesanrat Passau
Hobbys: Radfahren, Pilgern
Lieblingsmusik: Musicals wie z. B. Elisabeth, König der Löwen, Rebecca
Liebster Urlaubsort: Wien
Meine Stärken: Ausdauernd, zielstrebig, hartnäckig
Schwach werde ich bei…Süßem und gutem Essen
Wütend macht mich…Ungerechtigkeit und die Bürokratie
Mein Leitspruch fürs Leben:Alles, was man über das Leben lernen kann, ist in drei Worte zu fassen: Es geht weiter. (Friedrich Schiller)


Eine Sonderseite zur Landtagswahl 2023 in Bayern sowie zu allen Stimmkreisen im Verbreitungsgebiet der Passauer Neuen Presse finden Sie online unter www.pnp.de/landtagswahl