Gelber Behälter für den Müll
Soll die vierte Tonne kommen?

Diskussion um Einführung eines Hol-Systems bei Verpackungen – ZAW-Versammlung am Donnerstag

11.12.2023 | Stand 11.12.2023, 19:00 Uhr

Für die Gelbe Tonne spricht vor allem die Bequemlichkeit. Damit müssten Leichtverpackungen nicht mehr zum Wertstoffhof gebracht werden, sondern werden zu Hause abgeholt. − Foto: Straßer

Neu ist sie nicht, in anderen Regionen Deutschlands gar schon selbstverständlich, im südöstlichen Bayern noch immer eine Seltenheit: die Gelbe Tonne. Auch im Landkreis Regen kennt man es seit jeher so, dass Plastik von den Bürgern selbst gesammelt und zum Wertstoffhof gebracht wird. Weil sich in der Stadt Deggendorf aber offenbar vor allem Neubürger nach der Gelben Tonne sehnen, hat der dortige Oberbürgermeister Christian Moser (CSU) jüngst eine Online-Umfrage gestartet – und gibt damit vielleicht den Anstoß für eine Entscheidung, die auch den Landkreis Regen betrifft.

Auf der Facebook-Seite des Oberbürgermeisters konnten die Deggendorfer per Daumen rauf oder runter über die gelbe Tonne abstimmen. Das soll helfen, ein Stimmungsbild aus der Bürgerschaft zu bekommen. Das Ergebnis war eindeutig. Mehr als 70 Prozent der Deggendorfer, die an der Umfrage teilgenommen haben, sprachen sich für die Einführung der Gelben Tonne aus.

„Das Für und Wider beider Systeme kennen“

Karl-Heinz Kellermann, Geschäftsführer des Zweckverbands Abfallwirtschaft (ZAW) Donau-Wald, ist allerdings skeptisch, ob eine schnelle Aktion wie diese wirklich zielführend ist. „Die Bürger sollten auch das Für und Wider beider Systeme kennen, wenn sie abstimmen.“ Der ZAW ist nicht nur für die Landkreise Regen und Deggendorf, sondern auch für Freyung-Grafenau sowie Stadt und Landkreis Passau zuständig. Eine Entscheidung für oder gegen die Gelbe Tonne – oder alternativ den Gelben Sack – würde also das komplette ZAW-Gebiet betreffen, wie Geschäftsführer Karl-Heinz Kellermann auf Nachfrage erklärt.

Eigentlich sind die Hersteller und Händler für die Entsorgung von Leichtverpackungen selbst zuständig. Dafür haben sie die Dualen Systeme gegründet. Die öffentlich-rechtlichen Müllentsorger, sprich die Landkreise, die sich in der Region im Zweckverband Abfallwirtschaft zusammengetan haben, können nur festlegen, auf welche Art die Dualen Systeme in ihrem Gebiet den Müll einsammeln. Möglich sind entweder der Gelbe Sack oder eine Gelbe Tonne auf der einen Seite – das sogenannte Hol-System – oder die Sammlung im Recyclinghof auf der anderen Seite, also das Bring-System.

Zwischen 11 und 15 Euro im Jahr zahlt jeder Bürger schon beim Einkauf für die Entsorgung der Verpackungen. Erfolgt die Sammlung über Sack oder Tonne, geht dieses Geld direkt an das Duale System. Im ZAW-Gebiet stellt das Duale System Container auf den Wertstoffhöfen auf. Das Personal des ZAW betreut diese und meldet es dem zuständigen Entsorger, wenn ein Container voll ist. Dafür bekommt der ZAW laut Kellermann rund 2,3 Millionen Euro im Jahr. Dieses Geld würde bei der Umstellung auf die Gelbe Tonne wegfallen. „Das wäre logistisch schon sehr anspruchsvoll“, sagt Karl-Heinz Kellermann. Denn dann müssten rund 150000 Gelbe Tonnen im Verbandsgebiet zusätzlich geleert werden.

Die Vereinbarung mit den Dualen Systemen wird immer für drei Jahre getroffen. „Grundsätzlich könnten wir das System wechseln“, sagt Kellermann, dann allerdings mit einer gewissen Vorlaufzeit. Am kommenden Donnerstag wird bei der Verbandsversammlung die Entscheidung für die Jahre 2025 bis 2027 fallen. „Wir haben jetzt bei der Gebührenkalkulation einmal unterstellt, dass es beim Wertstoffhofsystem bleibt“, sagt Karl-Heinz Kellermann. Allerdings werde die Einführung der Gelben Tonne auch dieses Mal wieder diskutiert. Denn Kellermann betont: „Wir sind da in keinem Lager.“ Wichtig sei ihm nur, dass den Bürgern die Vor- und Nachteile der jeweiligen Systeme bewusst sind. Und die gebe es bei beiden. „Das ist kein Schwarz-weiß.“

Für die Gelbe Tonne spreche vor allem die Bequemlichkeit. Denn dann wird der Leichtverpackungsmüll direkt von zu Hause abgeholt. Der Gelbe Sack sei eher problematisch. „Der fliegt dann wieder rum oder reißt ein. Deshalb ist die vorherrschende Variante meinem Empfinden nach die Gelbe Tonne“, so Kellermann. Für den Wertstoffhof spräche, dass dort auch viele andere Stoffe abseits der Leichtverpackungen abgegeben werden können, etwa Metallschrott, Kartonagen oder Grüngut.

Wenn der ZAW allerdings auf das Hol-System umstellen würde, fiele auch der Millionenzuschuss durch die Dualen Systeme weg. Diese Gelder müssten dann kompensiert werden. „Also müssen entweder die Gebühren für die Verbraucher erhöht oder Leistungen reduziert werden “, betont Karl-Heinz Kellermann. „Das würde bedeuten, dass es nicht wie bisher in jeder Gemeinde einen Wertstoffhof geben kann.“ Und wiederum die Fahrten für die Verbraucher länger werden.

Es wäre eine Entscheidung für immer

Einmal umgestellt, gebe es eigentlich kein Zurück mehr, sagt der ZAW-Geschäftsführer. „Es wäre eine Entscheidung für immer.“ Deshalb möchte Karl-Heinz Kellermann in der kommenden Verbandssitzung auch eine Meinungserkundung vorschlagen. „In welcher Form, das muss man dann sehen“, sagt er. „Aber ich denke schon, es wäre angezeigt, zu schauen, wie die Meinung bei den Bürgern zur Gelben Tonne ist. Aber dann müssen auch die Vor- und Nachteile aufgezeigt werden.“

Der Trend gehe in Richtung Gelbe Tonne, so Kellermann. „Fakt ist auch, dass, obwohl man den Plastikmüll reduzieren will, die Leichtverpackungen jedes Jahr mehr werden.“ Die Generation, die mit Online-Shopping aufgewachsen ist, sei der Auffassung, dass die Leichtverpackungen auch zu Hause abgeholt werden sollten. „Dann gibt es aber auch welche, die sagen, sie wollen sich nicht noch eine vierte Tonne hinstellen“, kennt der ZAW-Geschäftsführer beide Seiten. „Am Ende muss jeder für sich entscheiden, was für ihn oder sie die beste Lösung ist.“