Im Beisein von Bischof Oster
Gläubige beten in Regen um geistliche Berufungen

Diözesanweiter Bittgang zum 60. Weltgebetstag

02.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:47 Uhr
Max Lösl

Eine Vesper in der Stadtpfarrkirche stand am Ende des Weltgebetstags, zelebriert wurde sie von Bischof Stefan Oster zusammen mit Domvikar Andreas Erndl (Mitte) und dem Zwieseler Diakon Walter Kraus. −Foto: Lösl

Heuer hat die katholische Kirche am 30. April den von Papst Paul VI. im Jahr 1964 ins Leben gerufenen Weltgebetstag für geistliche Berufungen zum 60. Mal begangen. Es hat sich so eingespielt, dass in der Diözese Passau jedes Jahr ein anderes Dekanat diesen Tag ausrichtet. So war es eine besondere Ehre für die Pfarrei Regen, diesen Tag im Jubiläumsjahr gestalten zu dürfen.

Das Anliegen des Weltgebetstages ist heute, in Zeiten sinkender Priester- und Mitarbeiterzahlen der Kirche, wichtiger denn je. Domvikar Andreas Erndl, der Leiter der „Berufungspastoral“ in der Diözese, zelebrierte am Samstag und Sonntag Gottesdienste im Pfarrverband und ging in seiner Predigt auf das heurige Thema „hören“ ein, berichtete aber auch über seine Berufung zum priesterlichen Dienst.

Am Nachmittag empfing die Pfarrei auch Bischof Stefan Oster und die anderen Gäste aus der Diözese, darunter auch viele Priester und Ordensleute, die zum Teil mit Bussen aus Passau und dem Bayerischen Wald, aber auch aus Altötting, dem Rottal und dem Donauraum angereist waren.

Die Waldvereinskapelle aus Langdorf spielte zum Ankommen fröhlich auf, und viele freuten sich sichtbar, wieder Vertraute zu treffen. Nach einer kurzen Statio, bei der Stadtpfarrer Prälat Ludwig Limbrunner die Gläubigen begrüßte, zogen die gut 300 Teilnehmer – auch die Fahnen der Kolpingsfamilie und des Frauenbundes Regen wurden mitgetragen – am Regen entlang Richtung Stadtplatz und versammelten sich an der Mariensäule, der Mitte der Stadt, wie Pfarrer Limbrunner bemerkte.

Pfarrgemeinderatsvorsitzender Winfried Zeitel gab eine kurze Information zur Entstehung und zur Symbolik der Mariensäule, bevor das Jahresgebet der Berufungspastoral gesprochen wurde und von der Waldvereinskapelle begleitet das Lied „Lasst uns erfreuen herzlich sehr“ gesungen wurde.

Beim „Herrgott auf der Gass“ fand man sich zur nächsten Statio ein. Hier stand die Gruppe der Ordensleute im Mittelpunkt. Die 33 Stufen der Treppe führten dann hinauf zur Kirche. Am Brunnen sang der Jugendchor das Lied „Glaubhaft leben – lebhaft glauben“. Judith Ebner, Maria Prestel und Margit Weiß stellten die sieben Sakramente der Kirche vor, deren Symbole auf den Felsquadern am Brunnen dargestellt sind.
Bei jeder Statio, das war neu, berichteten Vertreter verschiedener Berufsgruppen, angeleitet von Martin Clemens, Referent im Referat „Berufungspastoral“, über ihre Berufung oder warum sie sich für einen Beruf in der Kirche entschieden haben.

Bei der ersten Statio waren das die Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, am Marienbrunnen die Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten und Religionslehrerinnen und Religionslehrer, beim „Herrgott auf der Gass“ die Ordensmänner aus den Klöstern Niederaltaich und Schweiklberg sowie eine Schwester vom Kloster Heilig Kreuz in Altötting.

Dabei war zu erfahren, dass viele das Wertvolle, was sie erfahren haben in ihrer Beziehung zu Gott, den Mitmenschen weitergeben wollen. Die persönlichen Zeugnisse wirkten authentisch und zeigten, wie vielfältig, überraschend und sinnstiftend Berufung sein kann und wie bereichernd für das eigene Leben es sein kann, sich auf den Ruf Gottes einzulassen. Unter Glockengeläut zogen die Teilnehmer in die Kirche St. Michael ein.

Bischof Stefan Oster feierte zusammen mit den Gläubigen die Vesper. Thema seiner Predigt war die „Innere Schönheit“, die Gott jedem Menschen schenkt, die den Menschen attraktiv macht, die der Mensch aber durch die Sünde, durch das Weggehen von Gott verliert, in Jesus aber neu geschenkt bekommt. Am Beispiel von Pater Maximilian Kolbe, der für einen Mithäftling im Konzentrationslager in den Hungerbunker ging, oder Mutter Teresa, die sich um die Ärmsten der Armen in Kalkutta kümmerte, zeigte der Bischof auf, dass innere Schönheit von der Liebe kommt, von der schönen Tat.

Auch Jesus durfte dies erfahren: Durch seinen Tod am Kreuz, geschehen aus Liebe, wird er verherrlicht. Um die Schönheit des Herzens zu finden, so Bischof Oster, braucht es die Stille, gerade in dieser hektischen Zeit. Und er zitierte Mutter Theresa, die sagte: „Die Frucht der Stille ist das Gebet, die Frucht des Gebetes ist der Glaube, die Frucht des Glaubens ist die Liebe, die Frucht der Liebe ist das Dienen, die Frucht des Dienens ist der Friede.“ „Diesen Frieden“, so Oster, „brauchen wir nötig. Und es ist klar: Ohne Stille gibt es keine Berufung!“

Am Ende der Vesper, die der Kirchenchor als Schola mitgestaltete, überreichte Andreas Erndl den „Zeugen“ ein Buchgeschenk. Im Anschluss an die Vesper gab es vor und im Pfarrsaal die Möglichkeit, sich zu stärken. Viel wichtiger, so hatte man den Eindruck, war die Begegnung, der Austausch, die liebevolle Aufmerksamkeit und das gegenseitige Bestärken. Dafür war an diesem schönen Sonntagnachmittag reichlich Zeit.

− ml