Bürgerversammlung in Langdorf
Der große Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters

26.10.2023 | Stand 26.10.2023, 13:16 Uhr
Eva Kraus

In den Pfarrsaal hatte Bürgermeister Michael Englram in diesem Jahr zur Bürgerversammlung eingeladen. − Foto: Eva Kraus

Eine Premiere gab es in diesem Jahr bezüglich des Veranstaltungsortes für die Bürgerversammlung der Gemeinde Langdorf: Bürgermeister Michael Englram hatte aufgrund der hervorragenden örtlichen Gegebenheiten, wie unter anderem barrierefreier Eingang und vorhandener Beamer, in den Pfarrsaal eingeladen. 38 Zuhörer, darunter auch den Hausherrn, Pfarrvikar Martin Guggenberger, konnte der Bürgermeister begrüßen.

Seit Oktober 2022 fanden 15 Gemeinderatssitzungen statt, bei denen insgesamt 241 Tagesordnungspunkte behandelt wurden. Von den 206 Beschlüssen wurden 167 einstimmig gefasst, was auf ein „sehr gutes Arbeitsklima“ hinweist, meinte Bürgermeister Englram. Weiter wies der Bürgermeister auf die Neueinstellungen in Bauhof, Kindergarten und in der Verwaltung hin. Da es sehr schwierig sei, qualifiziertes Personal zu finden, wurde zum 1. September eine Auszubildende in der Verwaltung eingestellt. Aktuell beschäftigt die Gemeinde insgesamt 35 Mitarbeiter.

Seit Oktober 2022 hatte die Gemeinde mehrere neue Satzungen erlassen. Zur Überarbeitung des Flächennutzungsplans der Gemeinde ist bereits eine Bestandsaufnahme durch ein beauftragtes Büro erfolgt. Der Vorentwurf wird mit den Fachstellen am Landratsamt erörtert, anschließend sollen auch die Bürger beteiligt werden. Für das gesamte Gemeindegebiet wird ein Landschaftsplan erstellt, um Bauland und Gewerbegebiete ausweisen zu können.

Allerdings, so Bürgermeister Englram, sind zwar im Gemeindegebiet ausreichend potenzielle Bauflächen vorhanden, jedoch befinden sich diese fast ausschließlich in Privatbesitz. Die Gemeinde hat aktuell nichts mehr. Eine Fertigstellung des neuen Flächennutzungsplans ist für Ende 2025 vorgesehen.

Rückwirkend zum Januar 2022 wurden die Wasser- und Abwassergebühren vom Büro Kommunalberatung Radlbeck in Straubing kostendeckend neu kalkuliert. Für die Wasserversorgung Langdorf wird jetzt eine Gebühr in Höhe von 2,51 Euro pro Kubikmeter erhoben (vorher 2,55 Euro/cbm), für die Abwasserbeseitigung Langdorf – Schöneck steigen die Kosten: SW-Einleitung 2,51 Euro/cbm, SW/RW-Einleitung 2,81 Euro/cbm (vorher: 1,91 Euro/cbm bzw. 2,12 Euro/cbm). Aufgrund höherer Betriebskosten im Nach- und Vorkalkulationszeitraum ist ein Anstieg der Gebühren zu verzeichnen. In der Abwasserbeseitigung für die Ortsteile wurden deutlich niedrigere Gebühren errechnet: SW-Einleitung 3,74 Euro/cbm und SW/RW-Einleitung 3,79 Euro/cbm (Gebühren vorher: 4,80 Euro/cbm).

Weiter zeigte der Bürgermeister verschiedene Statistiken auf. Bei der Einwohnerzahl konnte seit 2020 (1792 Einwohner mit einzigem oder Hauptwohnsitz in der Gemeinde) wieder ein Anstieg der Einwohnerzahl verzeichnet werden (aktuell 1872 Einwohner).

Zum ersten Mal liege 2023 das in den letzten Jahren ziemlich konstante Haushaltsvolumen über über sieben Millionen Euro, so Englram. Die Einnahmen haben sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Besonders wichtig für die Gemeinde sei die Zuführungsrate, die im Jahr 2022 noch knapp eine Million Euro betrug, in diesem Jahr jedoch nur mehr 16000 Euro.

Bürgermeister Michael Englram verdeutlichte, dass die Gemeine aus eigener Kraft nicht mehr aufbauen kann. 2024 werde der Wert aufgrund hoher Strompreise und Heizölkosten sogar negativ sein. „Für die Gemeinde bedeutet dies, man muss schauen, was wir verstärkt machen“, so der Bürgermeister. Noch schwieriger sei die Entwicklung der freien Finanzspanne. „Wir werden nicht alles finanzieren können. Wir müssen gezielt überlegen, was wir wann machen.“

Der Bürgermeister geht davon aus, dass in einigen Jahren die Höhe der Kreisumlage für Langdorf bei 1,1 Millionen Euro liegt. Für das Jahr 2023 ist keine neue Kreditaufnahme erforderlich, vermutlich auch für 2024 nicht. „Das oberste Ziel muss sein, soweit es geht, keine Verschuldung“, bekräftigte der Bürgermeister. Aktuell liege die Pro-Kopf-Verschuldung bei 622,17 Euro, der niedrigste Stand seit 2015 – damals waren es über 1600 Euro.

Stabi-Hilfe muss wohl zurückgezahlt werden

Eine Teilrückforderung der Stabilisierungshilfe werde unumgänglich sein, kündigte Englram an, da in den Jahren 2018 und 2019 aufgrund einer „fehlenden Bekanntmachung“ keine kostendeckende Festsetzung von Wasser- und Abwassergebühren erfolgte. Seit 2013 habe Langdorf insgesamt 3,91 Millione Euro vom Freistaat erhalten. Englram hofft auf ein „Ende mit Schrecken“ – dass also die Rückzahlungssumme geringer ausfalle als die 2021 und 2023 gewährten Investitionshilfen in Höhe von insgesamt 1,05 Millionen Euro.

Auch die neuen Handlungsfelder der ILE-Zellertal stellte der Bürgermeister vor. Für die Zusammenarbeit der Verwaltung und den Gremien ist der Bodenmaiser Bürgermeister Joachim Haller zuständig, für die Kommunikation Englram, für Innenentwicklung, medizinische Versorgung, Energieversorgung, regionale Produkte, Wohnraum und Infrastruktur Arnbrucks Bürgermeisterin Angelika Leitermann, und für das „lebendige Zellertal“ der Drachselsrieder Bürgermeister Johannes Vogl.

Aus dem ILE-Regionalbudget konnten 2023 die Anschaffung eines statisch geprüften Maibaumständers (Dorfgemeinschaft Schwarzach), Gewehre für Senioren (Bergschützen Langdorf), neuer Anstrich der Dorfkapelle (DV Schwarzach) und Sanierung der Jugendhütte (Schnupferclub Schöneck) finanziert werden.

Eine Neuerung werde es im Winterdienst geben, so Englram. Da kein externer Unternehmer gefunden wurde, werden die Bauhofmitarbeiter beide Räumbezirke übernehmen. Dafür wird für den Winterdienst zusätzlich ein Kommunaltraktor samt Anbaugeräten angemietet. Beim Bauhof-Neubau liegt der aktuelle Kostenstand bei etwa 1,3 Millionen Euro. Im kommenden Jahr sollen noch die Außenanlagen fertiggestellt werden, das Gebäude ist bereits in Betrieb gegangen.

Zum Sachstand Kindergarten berichtete der Bürgermeister, dass die Baumaßnahmen zur Erweiterung der Betreuungskapazität abgeschlossen sind bzw. aktuell laufen. Im Kindergarten wird es zukünftig vier Gruppen mit 96 Betreuungsplätzen geben. Die voraussichtlichen Gesamtkosten für den Neubau der Krippe liegen bei 1,3 Millionen Euro. Hier liegt die Förderung bei 90 Prozent. Für die Auslagerung der Kindergartengruppe in die Grundschule liegen die Kosten bei etwa 450000 Euro, Zuschusshöhe: 55 Prozent. Der ausgelagerten Gruppe stünden ebensogute Räume zur Verfügung wie im Kindergarten.

Für die beiden Feuerwehren wurden 42 digitale Pager für etwa 25000 Euro angeschafft. Der Eigenanteil der Gemeinde liegt bei etwa 6000 Euro. Zur Erweiterung bzw. Sanierung des Feuerwehrhauses Langdorf wurde ein Konzept erstellt. Für eine geplante Sanierung mit Kosten in Höhe von 1,7 bis 1,9 Millionen Euro gäbe es keine Förderung, ein vergleichbarer Neubau mit geschätzten Kosten in Höhe von 2,4 bis 2,6 Millionen Euro würde mit etwa 254000 Euro gefördert, ein Neubau mit drei Stellplätzen (Kosten: 2,7 bis 2,9 Millionen Euro) würde mit etwa 411000 Euro gefördert. „Das sind Summen, die für die Gemeinde nicht so leicht zu handhaben sind“, so der Bürgermeister. Daher werden weitere Gespräche geführt.

Gegen die Anschaffung eines dritten Fahrzeuges, etwa zum Nachführen von Personal bei Einsätzen, für die FFW Langdorf hatte der Gemeinderat in einer Sitzung in diesem Jahr entschieden. Für die FFW Brandten werden neue Helme und Einsatzkleidung beschafft. Eine weitere Beschaffung von neuer Einsatzkleidung für alle Aktiven der Brandtner Wehr soll Schritt für Schritt in den nächsten Haushaltsjahren erfolgen. Zum Sachstand Erweiterung des FFW-Hauses in Schwarzach teilte Englram mit, dass aktuell die Grundstücksfrage geklärt werde.

Verschiedene Baumaßnahmen werden aktuell in der Degenbergstraße getätigt. Hier wird die Wasserleitung erneuert und auf einem Teilbereich der Baustelle führt die Telekom einen eigenwirtschaftlichen Breitbandausbau durch. Ab Anfang November sei dann der Breitbandausbau vorgesehen. Für das Frühjahr 2024 sei die Erneuerung der Wasserleitung von Langdorf nach Kohlnberg vorgesehen, teilte Englram mit. Hier sei eine Förderung möglich, nicht aber für den Anschluss von Nebelberg an die gemeindliche Wasserversorgung (Kostenschätzung: 770000 Euro).

Da weiterhin Maßnahmen im Bereich Kanal und Wasser im Gemeindebereich notwendig sind, werden Asphaltierungsarbeiten vermutlich in den kommenden Jahren reduziert werden. Auch aufgrund des Breitbandausbaus müssen viele Straßen erneut aufgerissen werden. Der Hauptort ist mit Glasfaser gut versorgt, nicht aber Waldmann, Burgstall und Berghäusl. Die Markterkundung hatte 577 förderfähige Adressen ergeben. Mit dem Förderprogramm erhalten sie Glasfaser bis zum Haus, so Englram, das Projekt nehme aber viele Jahre in Anspruch nehmen.

Für den Aussichtsturm Schöneck plant die Gemeinde einen Neubau mittels Interreg-Förderprogramm – falls die Gemeinde zum Zug kommt. Entsprechende Projektpartner seien bereits gefunden, so Englram: „Das ist eine freiwillige Leistung, aber es wäre für Einheimische und Touristen wichtig und wünschenswert, wenn der Aussichtsturm erhalten bliebe.“