Hauzenberg
Zusammenarbeit zahlt sich aus

Räteversammlung der ILE Abteiland mit vielen Informationen in Hauzenberg

27.07.2023 | Stand 13.09.2023, 4:05 Uhr

Für das Radgebiet Donau-Moldau wurden 13 bestehende Radwege in den Gemeinden der ILE Abteiland zusammengefasst. Sie werden gemeinsam beworben. Der Pferdebahn-Radweg, der über knapp 13 Kilometer von Untergriesbach nach Hauzenberg führt, ist ein Teilabschnitt des 380 Kilometer umfassenden Routennetzes. Auf der leichten Tour bietet sich ein Zwischenstopp im Besucherbergwerk Kropfmühl an. −Foto: ILE Abteiland

Über 100 Stadt-, Markt- und Gemeinderäte aus den zehn Kommunen der Inte-grierten Ländlichen Entwicklung – kurz ILE – Abteiland sind zu einer Informationsveranstaltung im Konferenzraum auf dem SWS-Campus in Hauzenberg zusammengekommen. Dabei ging es einer Pressemitteilung der ILE zufolge gleichermaßen um Geschichtliches wie um Zielsetzungen für die Zukunft.

Unter dem Motto „Woher kommen wir – wo stehen wir – und wo wollen wir hin?“ stand zu Beginn ein Vortrag von Prof. Dr. Britta Kägler und Stefan Sagberger vom Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte und europäische Regionalgeschichte der Universität Passau. Sie lieferten interessante Informationen zur Geschichte des historischen Abteilands, dem Namensgeber der ILE. Abteiland ist demnach auf eine Landschenkung König HeinrichsII. an das Kloster Niedernburg im Jahre 1010 zurückzuführen. Dieses Gebiet im sogenannten Nordwald wurde im Laufe des Mittelalters sukzessive von Süden her besiedelt.

Im Abteiland blickt Kellberg auf eine besonders lange Geschichte bis ins elfte Jahrhundert zurück. Die jüngste urkundliche Erwähnung ist die Besiedelung von Breitenberg im 17.Jahrhundert. In dieser relativ jungen Geschichte liegt der Ursprung des Begriffs „Neue Welt“, wie die Gegend um Breitenberg noch heute genannt wird. Lange Zeit spielte im Abteiland der Salzhandel und -transport auf den verschiedenen Routen des „Goldenen Steigs“ eine sehr wichtige Rolle.

Nach dem geschichtlichen Vortrag ging es in die Gegenwart und um die Zielsetzungen der interkommunalen Kooperation. Ziel ist es, dass Gemeinden bei ähnlichen Problemstellungen zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. In Kurzvorträgen wurden jeweils die fünf Schwerpunktbereiche der ILE – Handlungsfelder genannt – vorgestellt.

In fünf Handlungsfeldern voneinander profitieren

Zur „Verwaltungszusammenarbeit“ berichteten die Geschäftsleiter Michael Graml vom Markt Untergriesbach und Alexander Höllmüller von der Stadt Hauzenberg über bereits umgesetzte Maßnahmen – etwa Treffen von Mitarbeitern der Verwaltungen zum Erfahrungsaustausch oder projektorientierte Zusammenarbeit. Auch wurden gemeinsame In-House-Schulungen durchgeführt, was Kosten und Zeitaufwand durch kurze Anreisen reduziert.

Als wichtigstes Projekt im Handlungsfeld „Digitalisierung und digitale Kompetenz“ stellte Bürgermeister Klaus Weidinger aus Sonnen das Projekt „Smarte Gemeinde“ vor. Die Gemeinde Neureichenau erhält hierbei – stellvertretend für die gesamte ILE – Unterstützung bei der Erarbeitung einer Digitalisierungsstrategie vom TechnologieCampus Grafenau der THD Deggendorf. Grundsätzlich stehen bei der Digitalisierung alle Kommunen vor den gleichen Herausforderungen mit vielen Synergien bei den Projekten.

Im Handlungsfeld „Innenentwicklung und Daseinsvorsorge“ wurde bereits das Thema Gebäudeleerstände in Ortskernen angegangen und ein praxisorientiertes Vorgehen formuliert. Bürgermeisterin Kristina Urmann aus Neureichenau informierte, dass seit Juni 2023 dieses Handlungsfeld fachlich durch einen externen Architekten und Städteplaner begleitet werde, so dass konkrete Maßnahmen angegangen werden, um für bestehende und drohende Leerstände zu beheben oder zu vermeiden. Ziel ist: Die Ortschaften sollen lebendig bleiben und weniger Flächen für Neuausweisungen nötig sein.

Bürgermeister Roland Freund aus Jandelsbrunn berichtete aus dem Handlungsfeld „Energie, Wasserver- und Abwasserentsorgung“. Auch in diesem Handlungsfeld werden die ILE-Kommunen von einem Fachbüro unterstützt und begleitet. Vor allem im Bereich erneuerbare Energien sollen die Kommunen von der Expertise profitieren.

Nachhaltiger Tourismus ist das Thema des Handlungsfelds „Tourismus&Öffentlichkeitsarbeit“, über das ILE-Umsetzungsbegleiterin Edith Stadlmeyer informierte. Als erstes Projekt wurde ein gemeinsames Radwegenetz initiiert und als „Radgebiet Donau-Moldau“ vermarktet. Nun soll ein gemeinsames Wanderwegenetz folgen. Regelmäßig wird auf Facebook und Instagram unter „Abteiland“ und „Radgebiet Donau-Moldau“ über aktuelle Themen berichtet.

Bürgermeister Hermann Duschl aus Untergriesbach stellte das Thema „Regionalbudget“ vor. Seit 2020 wurden 65 Kleinprojekte umgesetzt und mit bis zu 80 Prozent gefördert. Der Bikepark in Untergriesbach, der Sinnesstreifzug in Neureichenau, das Kunst- und Kulturkammerl Kellberg, der Markt „Kleinstadtliebe Hauzenberg 2022“ oder die Homepage der Senioren AG in Waldkirchen sind nur einige Beispiele.

Gefördert werden Projekte im ländlichen Raum

Im Rahmen des Regionalbudgets stehen jährlich 100.000 Euro zur Verfügung – 90.000 Euro kommen vom Amt für Ländliche Entwicklung aus Landau, der Rest aus den Kommunen, in denen Projekte umgesetzt werden.

Sven Päplow vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) gab einen Überblick über die vielfältigen Aufgaben seiner Behörde. Zählte früher die Umsetzung der Flurbereinigungsgesetze zu den Kernaufgaben, gewann die Integrierte Ländliche Entwicklung, eine Förderinitiative des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Unterstützung und Begleitung freiwilliger Zusammenschlüsse ländlicher Gemeinden, immer mehr an Bedeutung. Das ALE unterstützt die ILE-Kommunen bei der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit nach dem Motto „Kooperation statt Konkurrenz“. Ziel ist es, den ländlichen Raum zu stärken.

Die ILE Abteiland ist einer von 23 solchen Zusammenschlüssen in Niederbayern, die sowohl fachlich als auch finanziell unterstützt wird. Die bisherige Fördersumme seit der Gründung der ILE Abteiland im Jahr 2011 belaufe sich bis jetzt auf rund 2,65 Millionen Euro, so Päplow. Darin enthalten sei auch der sogenannte ILE-Bonus, der dazu führt, dass Maßnahmen der Dorferneuerung höher gefördert werden.

Die Gemeinde- und Stadträte waren beeindruckt von den Zahlen und den Vorteilen der interkommunalen Zusammenarbeit. Es ist geplant, die Räteversammlung im jährlichen Turnus fortzusetzen.

− red