Marktgemeinderat stimmt zu
Westernstadt will wachsen: Pullman City plant Erweiterung um 6,5 Hektar

Erweiterungspläne parallel zur Wiedereröffnung – Lärmbelästigung befürchtet

19.04.2024 | Stand 22.04.2024, 17:58 Uhr

So sieht die Pullman-Erweiterung aus. Oben rechts ist das Dorf Passerting. Darunter, ab der „grünen Spitze“, beginnt die Erweiterungsfläche. In grün: der zu erhaltende Waldgürtel, der das erweiterte Gebiet umfasst. Innerhalb des „Grüngürtels“ sind geplant: Parkplätze, Blockhütten ein Indoor-Spielplatz. Zentral befindet sich der zu erhaltende Mischwald. Links davon, in orange, befindet sich weitestgehend das Bestandsgebiet von Pullman City, aber auch hier soll gebaut werden. Geplante Neubauten sind in rot eingezeichnet. − Foto: Gemeinde Eging

Nach dem Großbrand in der Westernstadt hatte der Marktgemeinderat Eging am See (Landkreis Passau) in jeder seiner Sitzungen diverse Pullman-City-Anträge zu bearbeiten, um den Wiederaufbau zu beschleunigen.



In der Main Street wird derzeit geackert, was das Zeug hält, denn kommende Woche ist die offizielle Wiedereröffnung geplant. Parallel dazu verfolgen die Geschäftsführer Claus Six und Ernst Grünberger die Erweiterungspläne für die Westernstadt weiter. So hatten die Markträte bei ihrer Sitzung am Donnerstagabend die Änderung des Bebauungsplans (Deckblatt 15) auf der Tagesordnung. Der Flächennutzungsplan wird parallel angepasst.

Dazu wurden die Stellungnahmen der Behörden und der Öffentlichkeit aus der ersten Auslegung behandelt. Die Stellungnahmen bekamen die Markträte im Vornherein zugestellt. Zu lange hätte es gedauert, die teils mehrere Seiten langen Texte – insgesamt 38 Seiten – plus Abwägungen der Gemeinde zu verlesen.

Der Beschluss lautete jeweils: „Der Marktgemeinderat nimmt die Stellungnahme sowie die Abwägung dazu zur Kenntnis und beschließt, auf die gleichlautende Abwägung der Bauleitplanung zu verweisen.“

Zwei bis fünf Gegenstimmen im 17-köpfigen Gremium



Zwei bis fünf Gegenstimmen gab es jeweils im 17-köpfigen Gremium. Die Markträte Marianne Schmid (ÜW) und Georg Fröhler (CSU) stimmten grundsätzlich gegen alle Beschlüsse. Je nach Stellungnahme schlossen sich auch Benedikt Kufner, Christina Ritscher-Döttl und Heinrich Rauscher (alle CSU) der Ablehnung an, was aber nichts an der Zustimmung änderte.

Das ist in Pullman City geplant: Entstehen sollen ein weiterer Parkplatz, eine Indoor-Spielhalle mit Außenspielplatz für Kinder, ein Betriebshof mit Lagerflächen, ein Erlebnispfad durch den Wald sowie ein Tiergehege. Außerdem sind weitere Unterkünfte für Gäste wie Tipis und Blockhütten geplant, sodass die Zahl von 510 Übernachtungsmöglichkeiten auf 700 steigen kann.

50 neue Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. Ziel sei nicht, die Besucherzahlen übermäßig zu steigern. Wichtiger sei es, zum Beispiel an regnerischen, verschneiten Tagen ein Alternativprogramm für die Urlauber zu bieten, erklärte Claus Six dem Vilshofener Anzeiger. Man wolle sich mit der Erweiterung für die Zukunft rüsten. Damit sei der Fortbestand der Westernstadt für die nächsten Jahrzehnte gesichert.

Nach Angaben von Pullman City müssten 5,5 Hektar Wald weichen



Der Geltungsbereich des Deckblattes 15 zum Bebauungsplan „SO Pullman Ferienpark“ umfasst eine Fläche von insgesamt 189.790 Quadratmetern, also rund 19 Hektar. Zum einen wird der bestehende Bereich – rund 12,5 Hektar – überplant, zum anderen schließt Deckblatt 15 die Erweiterungsfläche von 6,5 Hektar mit ein.

Nach Angaben von Pullman City müssten 5,5 Hektar Wald weichen. Dabei handele es sich vorwiegend um reine Fichtenwälder. Laut Antragsteller bleibt um die Erweiterungsfläche ein 15 bis 30 Meter breiter „Grüngürtel“ erhalten. Auch erhalten bleibe ein rund 1,4 Hektar großer „naturschutzrechtlich wertvoller Mischwald mit Quellbereichen“ im Kern der Gesamtfläche. „Dieser wird von der öffentlichen Fläche des Freizeitparks ausgezäunt“, betont Marco Lebschi, der Sprecher der Eginger Westernstadt.

STELLUNGNAHMEN

Die Stellungnahmen wurden weitestgehend ohne Wortbeiträge abgehandelt.

Auf die Stellungnahme einer Passertinger Familie hin meldete sich der 2. Bürgermeister Thomas Haas zu Wort. Er wollte sichergestellt wissen, dass eine Zufahrtstraße über Passerting ausgeschlossen ist. Darauf pochen die Bürger, da in der Nähe zu ihrem Ort ein neuer Parkplatz gebaut werden würde. Mit einem Hinweis im Bebauungsplan sei damit nicht Genüge getan, meinte Haas, dem pflichtete Georg Fröhler bei: „Ein Bebauungsplan kann jederzeit geändert werden.“ Haas erkundigte sich nach einem Vertrag zwischen der Westernstadt und den Anrainern. „Es hieß, so einen gibt‘s.“ Bürgermeister Walter Bauer bekundete: „Das entzieht sich meiner Kenntnis.“ Man verblieb so, dass die nicht erwünschte Zufahrt notariell beurkundet werden soll.

Was den Einwohnern aus Passerting, Otting, Neuloipfering und Ruberting unter den Nägeln brennt: Sie rechnen mit (noch) mehr Lärm. Diesen hätten sie bislang „stillschweigend toleriert“.

Ein Landwirte-Ehepaar aus Passerting, das seine Rinder draußen halten will, sieht „eine störungsfreie Tierhaltung nicht mehr als gegeben an“. Sie sehen „ihre betriebliche Existenz gefährdet“. Die Bewirtschaftung der angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen werde durch die Planung nicht eingeschränkt, heißt es hingegen in der Abwägung des Eginger Rathauses.

Probleme: Lärm und Oberflächenwasser



Auf das Thema Lärm ging Georg Fröhler ein. Im Durchschnitt sei mit 60 Dezibel zu rechnen. Kurzfristig dürfe es 30 Dezibel lauter sein, was umgerechnet das Achtfache an Lärm für die Anwohner bedeute. Es sei ein Lärmschutzgutachten erstellt worden, so die Gemeinde. Die Maßnahmen zur Einhaltung der Lärmwerte seien im Bebauungsplan festgesetzt.

Weitere Sorge der Bürger: Oberflächenwasser. Schon jetzt sei der Graben, in den das Wasser eingeleitet werden soll, bei viel Regen überlastet. Die Bedenken teilt die Gemeinde nicht: „Die Menge des Oberflächenwassers, das aus dem Bestand und der Erweiterungsfläche der Westernstadt in den Vorfluter eingeleitet wird, wird zukünftig durch umfangreiche Rückhalte- und Drosselungsmaßnahmen kontrolliert begrenzt. Es wird damit eine wesentliche Verbesserung zur jetzigen Situation erreicht, da das Wasser derzeit ungedrosselt abläuft.“