Ruderting
Von Schärding über Passau nach Grafenau: Säumer machen Rast

04.08.2023 | Stand 13.09.2023, 0:09 Uhr
Helga Wiedenbein

Salzsäckchen als Festabzeichen verkauften Melissa und Rebecca Mayer.

Überpünktlich kamen die rund 50 Säumer mit ihren elf Pferden am Donnerstagabend am Muttenhammer-Stadl in Ruderting (Landkreis Passau) an, wo sie von Bürgermeister Rudolf Müller und der Stadtkapelle Grafenau begrüßt wurden.

Schon eine lange Tradition verbindet die Teilnehmer des Zugs, der seit 1976 alle fünf Jahre von Schärding in Oberösterreich nach Grafenau stattfindet. Die Gemeinde Ruderting bot den Säumern und ihren Saumtieren nach der längsten Etappe Quartier und auch Gelegenheit zum Feiern auf der Weinwiese. So werde, um die 40-jährige Städtepartnerschaft von Schärding und Grafenau gebührlich feiern zu können, der große Säumerzug bereits wieder 2026 erfolgen, informierte Schärdings Bürgermeister Günter Streicher.

„Das weiße Gold“



Bürgermeister Rudolf Müller wusste viel über die Säumer zu berichten. So transportieren sie im Mittelalter das „Weiße Gold“ auf dem Rücken der Pferde über die Pässe der Alpen nach Bayern und Böhmen, denn dieser Handelsartikel war hier Mangelware und man benötigte große Mengen Salz, beispielsweise zum Konservieren von Lebensmitteln. Auf derselben Route brachte man kostbare Stoffe, Südfrüchte, Gewürze, Wein nach Böhmen und zurück nach Passau nahm man Getreide, Malz, Honig und Bier. Allein auf dem südlichen Zweig waren wöchentlich bis zu 1200 Pferde mit einer Traglast von jeweils 150 Kilogramm unterwegs.

Weg am Inn entlang



Bürgermeister Alexander Mayer aus Grafenau berichtete vom beschwerlichen ersten Tag, der mit einem Weißwurst-Frühstück in Schärding begann, der weitere Weg am Inn entlang, quer durch Passau, hoch auf die Ries führte und nach einer Pause weiter nach Ruderting ging.

Im Namen seines Grafenauer „Hohen Rates“ und seiner „bärtigen“ Säumergesellen aus drei Ländern (Bergreichenstein, Schärding, Grafenau) überbrachte Mayer einen Gruß aus dem Mittelalter. Der Säumerzug solle die Geschichte der Stadt Grafenau rund um den Salzhandel immer wieder aufs Neue erlebbar machen und auch er als Bürgermeister gehe die insgesamt 60 Kilometer lange Strecke im klassischen Säumergewand.

Spediteure des Salzes



Es freue ihn ganz besonders, dass seine mittelalterlichen „Spediteure“ des Salzes in Ruderting so herzlich empfangen wurden und dankte Bürgermeister, Verwaltung, Bauhof und auch der Pferdestallbesitzerin für die Bereitung eines perfekten Lagers.

Rund 300 Rudertinger kamen, um mit den Säumern bei deftigen Grillköstlichkeiten der AH vom SV Ruderting den Abend bei Lagerfeuerromantik und musikalischer Unterhaltung der Stadtkapelle Grafenau ausklingen zu lassen. Als Attraktion für die Kinder wurde ein Bogenschießstand aufgebaut.