Handwerks-Protest
Tettenweiser Firma Harbeck mahnt Wirtschaftsminister Habeck

19.01.2024 | Stand 20.01.2024, 11:46 Uhr
Hans Nöbauer

Handlungsbedarf zur Unterstützung des Handwerks forderten die Führungskräfte und Beschäftigten des Metallbau-Betriebs Harbeck von Bundeswirtschaftsminister Habeck. Vorne (v.r.) Hannes, Klaus und Gabriele mit (jeweils dahinter) Seniorchef Willy Harbeck und Gemeinderat Martin Eichlseder, vorne (v.l.) Innungsgeschäftsführer Thomas Schosser mit Landrat Raimund Kneidinger. − Foto: Nöbauer

Am Freitag hat der Handwerksbetrieb Harbeck Metallbau GmbH in Tettenweis (Landkreis Passau) pünktlich zum Aktionszeitpunkt um 11 Uhr für zehn Minuten die Arbeit niedergelegt. Harbeck kritisierte damit gewissermaßen Wirtschaftsminister Robert Habeck.



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Die Bundes- und -Landesfachverbände des deutschen Handwerks haben die friedliche Protestaktion „Zeit-Zu-Machen“ initiiert. Es handelte sich hierbei um einen „direkten Aufruf an die Berliner Bundesregierung“, der durch die Handwerksbetriebe aller Gewerke nach außen getragen werden sollte. Der Zentralverband des deutschen Handwerks billigte die Aktion, wollte aber aus „Neutralität-Gründen gegenüber der Politik“ nicht selbst aktiv werden und beschränkte sich im Vorfeld auf eine überwiegend informative Rolle.

Am Freitag, 19. Januar, legte der Handwerksbetrieb Harbeck Metallbau GmbH in Tettenweis pünktlich zum Aktionszeitpunkt um 11 Uhr für exakt zehn Minuten die Arbeit nieder, um sich mit dieser „Protest-Aktion für eine bessere sowie vor allem planbare Wirtschafts- und Standortpolitik in Deutschland“ einzusetzen.

Zeichen gegen die negative wirtschaftliche Entwicklung

Nicht nur die gesamte Belegschaft stand hinter der Aktion, sondern auch Landrat Raimund Kneidinger folgte bereits tags zuvor spontan der Einladung des Unternehmerpaares Gabriele und Klaus Harbeck, um damit ein „öffentliches Zeichen gegen die negative wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland“ zu setzen. „Die Bundespolitik verschließt gegenwärtig ihre Augen vor dem mittelständischen Gewerbe als wichtigen Leistungsträger unserer Gesellschaft.“

Bürokratieabbau, bezahlbare Energie, Senkung der Lohnnebenkosten, Aufwertung und Förderung von handwerklichen Ausbildungsberufen, Behebung der Bildungsmisere – das alles müsse angegangen werden. „Auf Bundesebene passiert viel zu wenig, um die Belastungen für Betriebe und ihre Beschäftigten zu reduzieren und die Leistungsträger zu stärken“, sagte Thomas Schosser, Geschäftsführer der Passauer Metall-Innung sowie 15 regionaler Innungs-Gruppierungen.

Zahlreiche Probleme werden nicht angepackt

„Wie bei den Landwirten steigt auch im Handwerk schon seit Jahren der Frust über und die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung“, sagte Diplom-Kauffrau Gabriele Harbeck. Bei vielen Handwerksbetrieben herrsche der Eindruck, dass die zahlreichen Probleme nicht angepackt würden. „Ganz im Gegenteil: Die Auflagen und Anforderungen steigen für die Unternehmen jährlich sogar noch weiter“, kritisiert sie.

Gabriele Harbeck, die zusammen mit ihrem Mann Klaus den Metallbau-Handwerksbetrieb leitet, betonte: „Persönlich würde ich mir wünschen, dass sich die Regierung unbedingt mehr auf Deutschland konzentriert und Steuergelder gerade in gegenwärtigen Krisenzeiten im Inland verbleiben. Ich sehe und spüre das Unverständnis unserer fleißigen Mitarbeiter, wenn die Regierung versucht, allerorts die Welt zu retten, dadurch aber gleichzeitig den Sozialstaat über die Maßen strapaziert und, wie es scheint, den eigenen Bürgern schlichtweg nicht mehr zuhören will.“

Postkartenprotest ans Kanzleramt

In einem Telefonat informierte der bayerische Geschäftsführer Richard Tauber (Fachverband Metall) der Geschäftsführung von Harbeck Metallbau, dass „vom Handwerk noch mehr Aktionen zu erwarten“ seien. So sei zeitnah geplant, bundesweit vorgedruckte Postkarten an Betriebsangehörige zu verteilen, sie sollen direkt ans Kanzleramt als Protestaktion geschickt werden.

„Harbeck mahnt Wirtschaftsminister Habeck: Ich freue mich schon auf das Verfassen meiner Postkarte an den Bundeskanzler“, sagte die Geschäftsführerin. Das Wortspiel bereit ihr durchaus Vergnügen. Vielleicht bringt es ihr sogar eine persönliche Antwort von Habeck ein?

− nö