Letzte Ruhestätten fast ausgebucht
Ruhstorf: Es wird eng an der Urnenmauer und im Naturfriedhof

27.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:00 Uhr

Die freien Grabnischen an den Urnenwänden am Friedhof Lindau sind rar geworden. Der Bauausschuss informierte sich daher jetzt vor Ort über die Möglichkeiten einer Erweiterung. Das neue Urnengrabfeld, so deutet Bürgermeister Andreas Jakob (vorne rechts) an, soll an die Friedhofs-Westseite. −Fotos: Brandl

Von Stephan Brandl

Es wird eng an der Urnenmauer und unter den Bäumen im Lindauer Naturfriedhof. Nur noch wenige Grabplätze sind dort frei. Deshalb will der Markt Ruhstorf die Urnengräber schnellstmöglich erweitern − und dabei gleichzeitig die Gelegenheit beim Schopf packen, den neuen kommunalen Friedhof am Lindauer Weg zu verschönern. Vor Ort hat sich jetzt der Bau- und Umweltausschuss des Marktrates ein Bild von der Friedhofslage gemacht und beschlossen, dass die Verwaltung entsprechende Erweiterungsmaßnahmen in die Wege leiten soll.

Sehr großzügig wurde Mitte der 1970er Jahre der neue Friedhof angelegt. Auf einer Fläche von 13460 Quadratmetern bietet sich dort Platz für insgesamt 564 Gräber. Dabei ist die große Wiese im Friedhof noch gar nicht mitgerechnet, weil dort auf absehbare Zeit keine Grabstellen geplant sind. Drei Architekten haben sich bereits mit der Friedhofsgestaltung beschäftigt, Wirbel gab es einst um die Ansiedlung eines Krematoriums, das abgelehnt wurde. Der Wandel der Friedhofskultur führte dazu, dass zunächst 2002 und dann 2009 zwei Urnenwände mit insgesamt 108 Mauergrabnischen errichtet wurden, 2018 kam der Naturfriedhof im angrenzenden Wäldchen dazu, unter dessen Bäumen 87 Grabstellen Platz finden (15 „Familienbäume“ mit bis zu fünf Urnen und 72 Doppelgrabstellen). Acht anonyme Grabstellen ergänzen dort das Angebot.

Von 108 Mauergrabnischen sind nur noch 16 frei

Wie Martin Probst vom Ordnungsamt den Ausschussmitgliedern erläuterte, habe sich auch in Ruhstorf der Trend weg von der Sargbestattung hin zum Urnengrab durchgesetzt. 75 von 100 wollen in einer Urne beigesetzt werden, die Sargbestattung nimmt weiter stetig ab. Die Folge: Von den 108 Grabnischen an den beiden Urnenwänden am Lindauer Friedhof sind nur noch 16 frei. Zum Vergleich: „Normale“ Erdbestattungsgräber sind noch 99 am Friedhof Lindau zu haben. Es muss also nachgebessert werden.

Und das soll, so schlug Bürgermeister Andreas Jakob vor, in Form von sogenannten Urnenstelen (wie sie schon am kirchlichen Friedhof im Ort errichtet wurden) geschehen. An der Westseite des Friedhofs sollen auf einer Fläche von zehn Mal fünf Metern Zug um Zug acht solcher Stelen aufgestellt werden (Preis pro Stele rund 2500 Euro), vier auf jeder Seite, dazwischen ein Pflasterweg. Pro Stele sind das dann zwei bis drei neue Urnengrabstellen. „An dieser Stelle bietet sich ein eigenes Grabfeld geradezu an“, sagt Jakob.

Fast kein Platz mehr im Naturfriedhof

Noch enger geht es am Lindauer Naturfriedhof zu. Die Urnenplätze unter den schattigen Bäumen mit ihren schlichten Grabsteinen von der Größe eines Hofpflastersteins sind quasi ausgebucht. Zwar sind laut Martin Probst noch 36 Doppelgrabstellen offen, aber kein einziger „Familienbaum“ ist mehr frei. Auch die anonymen Grabstellen sind auf nurmehr drei geschrumpft. Der Naturfriedhof soll deshalb nun im Süden in Richtung Priestergrab/Aussegnungshalle erweitert werden, um so neuen Platz für zusätzlich rund 20 Urnen zu bieten. Auf Vorschlag von Markträtin Martina Hösl soll auch geprüft werden, ob sogenannte Urnengrab-Themenfelder im Naturfriedhofswald angelegt werden könnten, also Urnengräber etwa im Lavendelfeld, unter Rosensträuchern oder neben Steinfindlingen.

Nicht nur Erweiterung, auch Verschönerung

Und weil man schon dabei ist, schlug Bürgermeister Jakob vor, die „Infrastruktur“ am Friedhof gleich mit zu verbessern: Kieswege sollen angelegt werden (auch im Naturwald), neue Ruhebänke entlang der Friedhofswiese, eine neue Toilettenanlage, ein eingehauster Lagerplatz für die Totengräber-Utensilien. Am Ende soll so ein ansprechendes Gesamtbild des Friedhofes entstehen.

Der Bauausschuss hat die Verwaltung nun beauftragt, die Vorbereitungen zur Erweiterung des neuen Urnengrabfeldes und des Naturfriedhofs einzuleiten. Diese Vorarbeiten werden nun in den nächsten Monaten sukzessive beginnen. Fertiggestellt wird die Urnengrab-Erweiterung aber erst im nächsten Jahr.

Im Naturfriedhof ist kein Grabschmuck erlaubt

Übrigens: Im Naturfriedhof gilt eine strenge Regel, was den Grabschmuck anbelangt – es ist schlichtweg keiner erlaubt! Darauf wies Bürgermeister Jakob beim Ortstermin nochmals besonders hin. Schnittblumen, Kerzen, Plastikengerl und sonstige Devotionalien haben dort nichts zu suchen. Dennoch, so der Bürgermeister, sei der Naturwald voll davon, regelmäßig werde der unerlaubte Grabschmuck vom Bauhof konsequent entsorgt. Bürgermeister Jakob appelliert in diesem Zusammenhang an die Angehörigen, dies zu unterlassen. „Das gehört nicht auf einen Naturfriedhof“, so Jakob. Wer das aber wolle, müsse sich eben für ein herkömmliches Erdgrab entscheiden. Ein solches Doppelgrab ist übrigens mit 45 Euro pro Jahr deutlich billiger als eine Naturfriedhofs-Urnengrabstelle – die kostet nämlich 80 Euro Jahresgebühr.