In Hauzenberg und Büchlberg
Rauhnachtler „überfallen“ Wirtsleut’

Wilde Geisterfahrt durch die Region – Glöckler machen die „Musik“ dazu

02.01.2024 | Stand 02.01.2024, 19:00 Uhr

In Hauzenberg-Eben nahmen die Rauhnachtler Gastronom Rudi Hirz in seiner „Brauliebe“ in ihre Mitte.

Stell dir vor, du sitzt mit Familie oder Freunden in trauter Runde in einem Lokal beim Abendessen, hast als Urlaubsgast einen Wellnessabend hinter dir und genießt ein Glaserl, dann gesellen sich plötzlich 50 wilde Gesellen, vermummte Gestalten, Glockenläuter und Gruselgeister dazu. So geschehen, als zum Neujahr die Waldkirchner Rauhnachtler zu einer unheimlichen Geister-Busfahrt in die Region aufbrachen. Und das Schöne daran – nicht nur ihnen selbst, sondern auch den „überfallenen“ Wirtsleuten und Gästen hat dieser Besuch ausnehmend gut gefallen.

Die Waldkirchner Rauhnachtsgeister pflegen einen Brauch, der nachweislich seit 1725 in der Region bekannt ist. Seit den 1980-er Jahren ist er wieder besonders ausgeprägt, der Höhepunkt ist alle Jahre die große Rauhnacht am Waldkirchner Stadtplatz am 5. Januar. Gerne haben die Waldschratzn, Untoten, Glöckler, Habergoassen, Seelvögel, Hexen, Thamerln und Wurzelwesen um Oberrauhnachtler Dr. Eugen Knollmüller in den vergangenen Jahren immer wieder im Vorfeld eine ganz besondere „Werbung“ für sich, ihren Brauch und die Rauhnachtbetrieben betrieben. Sie sind durch die Lande gefahren und haben schaurig-schöne Überraschungsbesuche gemacht.

Mit aufziehender Dunkelheit geht’s los

Als die Dämmerung kommt, kriechen sie aus ihren Schlupfwinkeln, treffen sich am Busbahnhof. Alle in zotteligen Kostümen, wilden Fellen, zerrupften Gewändern. Mit Holzmasken, gehörnt, zahnluckert, krummnasert, schielend, mit Holzgabeln und Stecken. Begeistert sind sie, dass auch ihre lautstarken Freunde, die Unterhöhenstettener Glöckler, mit ihren „Instrumenten“, den Kuhglocken, dabei sind.

Und dann ist es 18 Uhr. Zeit, in den Bus zu steigen. Es ist eine Überraschung für die Einheimischen und erst recht für Urlauber, dass es im Bayerwald unwahrscheinlich freundliche Geister gibt. Diese Erfahrung macht man auch in der „Brauliebe“, dem Lokal von 2. Bürgermeister Rudi Hirz in Hauzenberg. Denn die Waldkirchner Geister sind jenseits der Landkreisgrenze im nördlichen Passauer Land eingefallen. Eigentlich ist ja einer der Hingucker im beliebten Lokal der Bedien-Roboter, der dort das Personal unterstützt. Diesmal kommen die Rauhnachts- und Glöckler-Gesellen dazu. Rudi Hirz und seine Gäste waren begeistert. Hatte Christoph Blöchl dort schon den Brauch erklärt, so ist er in Büchlberg-Tannöd noch viel mehr gefordert. Denn „Das Stemp“, vielsterniges Wellnesshotel, hat etliche Räume, in denen gerade gespeist wird. Aber saftiges Steak hin oder zarter Saibling her – man unterbricht, als da entstellte Holzgesichter, zottelige Schratzn, Glöckler und die Sänger zur Rauhnacht hereinbrechen. Selbst zartbesaitete junge Damen schließen nach erstem Zögern enge Freundschaft mit den Grausigen aus Waldkirchen. Und Juniorchefin Corinna Stemp freut es, dass sie nach längerer Zeit mal wieder „Das Stemp“ ins Visier genommen haben.

Rauhnacht am Freitag am Waldkirchner Marktplatz

Zum Abschluss fallen dann Oberrauhnachtler Dr. Eugen Knollmüller und die Wilden sowie Hirt Thomas Wagner und die Glöckler wieder daheim in Waldkirchen beim Gottinger ein. Das Hotel ist immer ein gutes Pflaster für die wilde Jagd – und so stoßen sie auf die gelungene Geisterfahrt an – und auf eine gute Rauhnacht am Freitag, 5. Januar, ab 19 Uhr in Waldkirchen.