Bei der U20-WM dabei
Passaus größtes Eishockey-Talent Michael Reich: „Er ist einfach zu gut für die Black Hawks“

26.12.2023 | Stand 26.12.2023, 17:39 Uhr

Im deutschen Nationaltrikot: Erste WM-Einsätze im schwarz-rot-goldenen DEB-Trikot absolvierte Michael Reich bereits im April 2022 bei der U18-Weltmeisterschaft in der heimischen Landshuter Fanatec-Arena – hier im Duell mit dem US-Boy Isaac Howard. − Foto: imago images

Aufgewachsen quasi im Schatten der Passauer EisArena in Kohlbruck, wo er als kleiner Bub erstmals einen Eishockeyschläger für die Passau Black Hawks in die Hände nahm, wird Michael Reich (19) nunmehr in Schweden die nächsten Schritte auf seiner steilen Karriereleiter gehen – oder besser gesagt: in Göteborg skaten. Der inzwischen als Verteidiger für Eishockey-Zweitligist EV Landshut spielende Youngster steht im Kader des Deutschen Eishockey-Bundes für die U20-Weltmeisterschaft (26.Dezember bis 5. Januar) in der südschwedischen Hafenstadt.

Reich – im Vorjahr bei der U18-Heim-WM in Landshut schon im schwarz-rot-goldenen Nationaltrikot im Einsatz – bewährte sich jetzt eine Altersklasse höher erneut bei intensiven Trainingseinheiten während der ersten Phase der WM-Vorbereitung in Füssen sowie bei zwei Testspielen (3:4 n.P/1:6) gegen die Schweiz – und flog daher am Montagmorgen mit der DEB-Junioren-Auswahl Richtung Skandinavien. An seiner Seite zwei weitere, bereits DEL-erprobte niederbayerische Top-Talente: Torhüter Philipp Dietl aus Bogen (Straubing Tigers/Förderlizenz EV Landshut) und der gebürtige Landshuter Veit Oswald (EHC Red Bull München), Sohn des einstigen EVL-Profis Günter Oswald. Dazu kommt mit Linus Brandl aus Neumarkt/Oberpfalz ein weiterer für die Straubing Tigers bzw. EV Landshut aktiver Jungprofi.

In der Vorrundengruppe A der Junioren-WM treffen die Abstreiter-Schützlinge erst auf Finnland (27. Dezember/14.30 Uhr), gefolgt von Schweden (28.12./19.30), Lettland (30.12./ 19.30) und Kanada (31.12./19:30 Uhr) – ein Hammerprogramm. Auf dem Weg in ein mögliches Viertelfinale gilt es, mindestens ein Team hinter sich zu lassen. Im Viertelfinale heißen die möglichen Gegner aus der Gruppe B dann Finnland, Schweiz, Slowakei, Tschechien oder Norwegen.

„Michi ist ein extrem harter Arbeiter“

Natürlich hat der aus den EHF Passau Black Hawks (Oberliga Süd) hervorgegangene junge Verteidiger seine Wurzeln in der Dreiflüssestadt nicht vergessen – aber für ein WM-Turnier „würde ich sogar Weihnachten mit der Familie sausen lassen“, lacht Reich, als ihn die Heimatzeitung kurz vor WM-Beginn in Schweden telefonisch erreicht. Umgekehrt ist man auch bei den „Habichten“ voll des Lobes auf das flügge gewordene Küken: „Michi ist ein extrem harter Arbeiter, ehrgeizig und mit einer Top-Einstellung ausgestattet“, sagt EHF-Vorsitzender Christian Eder über den ersten U20-Nationalspieler aus der eigenen Jugend. „Er war und ist stolz, das Black-Hawks-Trikot zu tragen.“

Der vom EV Landshut mit einem Fördervertrag bis 2025 ausgestattete Verteidiger (1,81 Meter/83 Kilo), der gleichzeitig bei der Sparkasse Landshut eine Ausbildung zum Bankkaufmann macht, könnte parallel immer noch fürs Passauer Oberliga-Team auflaufen – allerdings wohl nur noch theoretisch, wie Christian Eder einräumt: „Michi hat sich in Landshut schnell zum Stammspieler entwickelt, daher habe ich wenig Hoffnung, dass er nochmal für die Black Hawks auflaufen wird – dafür ist er einfach zu gut.“ Das sieht offenbar auch EVL-Chefcoach Heiko Vogler so – er setzt auf den Jungspund aus Passau: Nach ersten sporadischen DEL2-Einsätzen für Landshut in der Vorsaison hat Reich in dieser Spielzeit schon 23 von 28 möglichen Partien für den aktuellen Tabellensechsten der 2. deutschen Eishockey-Liga absolviert.

„Er tritt mit großartiger Leichtigkeit auf“

Reichs spielerische Qualitäten hatte bei Abschluss des EVL-Fördertrages im Februar 2022 schon der damalige Landshuter Sportchef Axel Kammerer hervorgehoben: „Er ist schon in seinem jungen Alter ein sehr cleverer Spieler, tritt mit einer großartigen Leichtigkeit auf, hat eine hervorragende Spiel-Übersicht und ist ein exzellenter Schlittschuhläufer.“ Nichtsdestotrotz will sich Reich noch in möglichst vielen Bereichen verbessern. „Körperliche Robustheit, Härte, Zweikämpfe, schnellerer Antritt, Grundtempo – da ist überall noch Verbesserungspotenzial“, gibt sich der 19-Jährige extrem lernfähig – und bereit, dafür im Training immer wieder auch Sonderschichten zu schieben. „Gerade von den älteren Mitspielern in Landshut wie zum Beispiel Nick Pageau kann ich mir da noch einiges abschauen.“

Zudem hat der junge Mann auch schon maximale sportliche Flexibilität bewiesen: Bedingt durch zwei schwere Schulterverletzungen im Juniorenalter ließ sich der ehrgeizige Bursche auf Anraten seiner Trainer vom Stürmer zum Verteidiger umfunktionieren. „Von Technik und Tempo her hat man als gelernter Stürmer vielleicht sogar Vorteile, wenngleich man als Verteidiger dann lernt, nur noch auf den Körper des Gegners zu schauen.“

Ziel: Er will in die DEL

Unabhängig von seinen Berufungen in die DEB-Kader für die letztjährige U18-WM in Landshut und nun für die U20-WM-Vorbereitung ist Michi Reichs sportliches Ziel, es bis in die Deutsche Eishockey-Liga zu schaffen. „Bei welchem Klub, wäre mir erst mal egal, wichtig ist, dass man von den Trainern auch Vertrauen und Eiszeit bekommt.“ Aber heimatverbunden wie der junge Mann nun mal ist, wäre ihm ein bayerischer Erstligist eigentlich am liebsten. „Da gibt’s ja einige gute Adressen wie München, Straubing, Ingolstadt, Nürnberg oder Augsburg.“

Ins Ausland hingegen, vor allem in die weit entfernten Eishockey-Hochburgen Kanada, USA, Finnland oder Schweden hingegen zieht’s Reich nicht. „Dazu müsste man fast alles aufgeben, Familie, Freunde, Kultur“ – der Preis für den sportlichen Ruhm wäre jedenfalls sehr, sehr hoch. Da liegt dem bodenständigen Youngster erstmal eine solide Berufsausbildung „dahoam“ mit anschließendem Fachstudium schon näher. Schließlich wird es auch noch ein Leben nach dem Eishockey geben.


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