Wie sieht der perfekte Basketball-Wurf aus? Was ist der beste Unterbau für einen Kiesweg? Und wie schafft man es, dass ein Verkehrsspiegel im Winter nicht vereist? Fragen wie diesen sind 119 Jung-Forscher aus ganz Niederbayern bei den Regionalwettbewerben von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ nachgegangen.
Die Veranstaltungen fanden nach Pandemie-Pause erstmals seit 2019 wieder in Präsenz statt. Die Schülerinnen und Schüler stellten am Donnerstag und Freitag insgesamt 69 Projekte an der Universität Passau vor. Dort zeigten sie, dass man sich auch schon in jungen Jahren als exzellenter Problemlöser hervortun kann. Großer Höhepunkt war die Preisverleihung am Freitagnachmittag. Insgesamt elf niederbayerische Sieger qualifizierten sich für die Landeswettbewerbe Ende März in Vilsbiburg und Regensburg (siehe Berichte in der Fotostrecke). In diesem Jahr standen bei vielen Projekten die Themen Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz im Fokus der Schülerinnen und Schüler. Aber auch Technik blieb eine beliebte Fachrichtung.
Juroren aus Wirtschaft, Hochschulen und Schulen
„Unser Wettbewerb ist für Kreative gemacht, die auch mal etwas hinterfragen“, sagte Andreas Kämmerer, der den Regionalwettbewerb heuer nach 15 Jahren zum letzten Mal leitete. „Man muss junge Menschen dazu ermuntern, die Herausforderungen anzunehmen. Sucht selbst nach Antworten“, erklärte Kämmerer, der in Waldkirchen als Lehrer arbeitet, in seinen emotionalen Schlussworten. Die Juroren kamen heuer wieder aus der Wirtschaft sowie von Hochschulen und Schulen.
Als Vorbild für viele angehende Forscherinnen und Forscher referierte Prof. Dr. Ursel Fantz vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching als Gastrednerin über die Kernfusion. „Im Energiemix der Zukunft werden wir die Kernfusion sicher brauchen“, sagte sie. Die notwendigen Rohstoffe seien nahezu unerschöpflich, dazu sei die Technik sicher und umweltverträglich. „Außerdem bedarf es keiner Endlagerung von nuklearen Abfällen“, fügte sie an. Nichtsdestotrotz gehe es um einen nuklearen Prozess, das müsse jedem bewusst bleiben.
Motto „Mach Ideen groß“
„Jugend forscht“ (15- bis 21-Jährige) und „Schüler experimentieren“ (Zehn- bis 15-Jährige) stehen dieses Jahr unter dem Motto „Mach Ideen groß“. Bundesweit meldeten rund 9400 Teilnehmer insgesamt 5156 Projekte an. Das ist ein Anstieg um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wegen der Corona-Pandemie fanden die Veranstaltungen die vergangenen beiden Jahre nur digital statt, was sich auf die Anmeldezahlen auswirkte. 2020 entfielen die Wettbewerbe komplett.
SONDERPREISE
Matthias Spateneder (Gymnasium Pfarrkirchen); Tobias Hannich, Samuel Barreto, Martin Faymonville (Maristengymnasium Fürstenzell); Julius Krempl, Bastian Brumbi (Robert-Koch-Gymnasium Deggendorf); Corentin Chamousset, Janina Couet (Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium, Vilsbiburg); Lisa-Charleen Bauer, Selina Bruckmüller (HTL Braunau); Jakob Fesl, Paul Steinberger, Sebastian Sicklinger (Gymnasium Untergriesbach); Alexa Anetsberger, Sophia Marie Boxleitner, Lea Eggersdorfer (Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasium, Grafenau). Die Schulpreise gingen an das Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium in Vilsbiburg, das Robert-Koch-Gymnasium Deggendorf, die Johann-Riederer-Schule in Hauzenberg und das Tassilo-Gymnasium in Simbach am Inn. Auch Lehrer Bernhard Resch von der Johann-Riederer-Schule wurde ausgezeichnet.
ARBEITSWELT/JUGEND: Wenn im Unterricht stilles Arbeiten angesagt ist, ist es nicht immer still. Leon Helbig (18, v.l.), Anna Pritscher (20) und Florian Blenk (21) von der Staatlichen Berufsschule Deggendorf haben sich diesem Problem angenommen. Herausgekommen ist ein Apparat, bei dem man eine maximale Lautstärke einstellen kann. Wird diese überschritten, gibt das Gerät einen Ton von sich. „Man braucht natürlich genug Mikrofone im Klassenzimmer. Aber bei den Lehrern ist unsere Erfindung gut angekommen“, sagt Leon.
PHYSIK/JUGEND: Basketball ist für Janina Couet (18) mehr als ein Hobby. „Ich spiele nicht nur selbst, sondern bin auch Trainerin und Schiedsrichterin“, erklärt die Schülerin vom Vilsbiburger Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium. Also hat sie eine Formel für den perfekten Wurf berechnet. Bei ihrer Abwurfhöhe – rund zwei Meter – sollte sie rein theoretisch den Ball in einem 53 Grad Winkel und mit einer Geschwindigkeit von 7,3 Metern pro Sekunde Richtung Korb werfen, um die besten Chancen auf einen Treffer zu haben.
PHYSIK/JUGEND: Ein Segel kann ganz verschiedene Formen und Wölbungen haben. Der 16-jährige Corentin Chamousset, selbst Segler, hat untersucht, wie Boote mit verschiedenen Segeln auf Wind reagieren. Dafür baute er unterschiedliche Segel und testete den Windeinfluss mit einem Gebläse. Sein Fazit: „Gewölbte Segel sind besser als flache. Bei der Form, also dreieckig oder viereckig, ist entscheidend, ob das Segel vorne oder in der Mitte steht“, sagt der Schüler vom Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium in Vilsbiburg.
TECHNIK/JUGEND: Sebastian Sicklinger (17, v.l.), Paul Steinberger (18) und Jakob Fesl (16) haben aus einem Tauch- einen Fischroboter gebaut. Dieser kann organische Bewegungen durchführen – ein Test in einem Schwimmbecken ist erfolgreich verlaufen. So hat der ursprüngliche Roboter für den Vortrieb eine Flosse angebaut bekommen – und kann so einen Fisch nachmachen. „Uns hat einfach die Herausforderung gereizt, es ist ein cooles Projekt“, sagen die Schüler vom Gymnasium Untergriesbach.
BIOLOGIE/JUGEND: Simon Wagenhofer (19) vom Maximilian-von-Montgelas-Gymnasium (Vilsbiburg) hat Haustiere – aber nicht irgendwelche. Ein Jahr lang forschte er an den Nahrungspräferenzen einer Messor barbarus Kolonie, das ist eine südeuropäische Ameisenart. Interessant ist, dass die Ameisen im Sommer mehr Körner mit dicken Schalen essen, weil sie die Energie haben, diese zu knacken. Im Winter bevorzugen die Tiere kleine Körner mit dünnen Schalen. Industriell hergestellte Pulvernahrung kam nicht gut an.
GEOGRAFIE/JUGEND: Was ist der beste Unterbau für einen Kiesweg? David Jungbauer (18, v.l.), Philipp Blob (18) und Noam Braun (17) vom Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasium in Grafenau haben sich auf die Suche nach dem idealen Material gemacht und dabei Aspekte wie Nachhaltigkeit, Preis, Pflege und Sickerungsverlauf beachtet. Ihr Ergebnis, nachdem sie mehrere Testboxen untersucht haben: „Erde und Grobschrotten sind die besten Unterbauten“, erklärt Noam. Das könnte in der Städteentwicklung genutzt werden.
CHEMIE/SCHÜLER: Wenn Mineralöl in Gewässer gelangt, wird dieses oft mit Chemikalien wieder herausgefiltert. Der zwölfjährigen Isabel Sprödhuber ist das nicht nachhaltig genug. Die Schülerin vom Tassilo-Gymnasium in Simbach am Inn testete deshalb in langwierigen Untersuchungen, wie gut verschiedene Materialien Mineralöl binden. Am besten schnitten Federn ab. Auf dem zweiten Platz landeten menschliche Haare. Deutlich schlechter eignet sich Maisschrot, wie Isabel erklärt.
CHEMIE/SCHÜLER: Lucienne Hermisson vom Comenius-Gymnasium Deggendorf ist Chemie- und Garten-Fan. Deshalb hat sie sich ein Projekt gesucht, das beide Themen miteinander verbindet. Die 15-Jährige sammelte Blüten und tropfte Säure beziehungsweise Lauge darauf – und beobachtete, wie sich die Farbe ändert. So werden etwa violette Blüten durch Säure rot, durch Lauge grün/gelb. Außerdem analysierte sie die gewonnenen Farbextrakte. „Ich forsche noch weiter“, sagt Lucienne.
MATHEMATIK/SCHÜLER: Matthias Spateneder (13) hat eine verallgemeinerte, neue Zahlenfolge für ein Treppenstufenproblem aufgestellt. Die Treppe hat beliebig viele Stufen, es gibt nur zwei Voraussetzungen: Mit dem linken Bein kann man ein bis zwei Stufen pro Schritt nehmen, mit dem rechten Bein eine, zwei oder drei. „Am Ende kommt eine Zahlenfolge heraus, die eine Mischung aus der Tribonacci- und der Fibonacci-Folge ist“, sagt der Schüler vom Gymnasium Pfarrkirchen.
TECHNIK/SCHÜLER: Vor dem Tassilo-Gymnasium in Simbach am Inn steht ein Verkehrsspiegel, der im Winter ständig beschlägt oder vereist. Raphael Rogner (12, l.) und Simon Beinhofer (13) haben das Problem gesehen – und gelöst. Nach vielen Tests fanden sie heraus, dass sich nachrüstbare Heizfolie für Fußböden am besten eignet, um den Spiegel von innen zu wärmen. Ein Computer misst Luftfeuchtigkeit und Temperatur und steuert die Folie. „Unsere Lösung ist günstiger als alle, die es bisher gibt“, sagen die Forscher.