Das neue Programm hat keinen Namen, es heißt einfach wie der Mann: Nepo Fitz. Konsequent, schließlich geht es in erster Linie um das, was er alles draufhat. Exakt 60 Minuten feuert der Musiker, Schauspieler und Comedian aus allen Rohren, eine lebende Pyrotechnik-Batterie, wo alle paar Sekunden ein neuer Effekt rausschießt.
Die Bühne voll mit Technik, Soundanlage, Keyboards, Kameras, eine davon am Revers der Jacke filmt angeblich das Publikum, alles wird aufgezeichnet, Nepo Fitz’ Internetseite ist ein Video-Audio-Spektakel. Zentral auf der Bühne ein mannshohes Transparent im Bruce-Willis-Stirb-Langsam-Style: Nepo Fitz mit aufgerissenem Mund vor einer Explosion, dazu der Text: „rock-comedy.com presents: One hour with Nepo Fitz“. Daneben ein digitaler Countdown, 60 Minuten, die Zeit läuft …
Es beginnt mit Stand-up-Klassikern: „Wie heißt du in der ersten Reihe?“, Schäkern mit dem Publikum, bisschen Ironie für die Presse, das Handmikro knallig hochgepegelt, alles schnell, intensiv, bisschen hyperaktiv. „Ein Programm vorbereiten – das halt ich nimmer aus“, sagt der Thronfolger der Unterhaltungs-Dynastie-Linie Hans Fitz, Molly & Walter Fitz, Lisa Fitz, der mit 41 noch aussieht wie 31 – und springt darum in einer Dauerimprovisation zwischen Themenfetzen und Darstellungsformen. „Kein Auftritt wird wie der andere sein.“
Fitz parodiert in nicht verständlichem Silbenmatsch Wirtshaus- und Intellektuellenkabarett, setzt Pointen über wortkarge Oberpfalz, Passauer Katholizismus, spielt als Pantomime das „Heilige Ritual“ des Mannes am Pissoir. Singt mit hervorragend geschulter Stimme Rock, Pop, Musical, macht „Killing in the Name“ zur Klavierswingnummer, erschafft binnen einer Sekunde Charaktere nur mit Stimme und Tonfall. So prickelnd es ist, da zuzusehen, so seltsam ist es, dass es um nix geht.
Der langsam alternde Kritiker grübelt und hat keinen Schimmer, was der Künstler uns sagen möchte. Fitz ist in Präsenz und Handwerk brillant, aber was ist ihm wichtig, warum steht er da oben? Vielleicht ist aber auch die Frage von Gestern und damit heute falsch.
Raimund Meisenberger
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