Noch fünf Vorstellungen auf der Burg
Kritik zu Shakespeares „Wie es euch gefällt“ – Premiere der Burgenfestspiele im Theater Passau

03.07.2023 | Stand 14.09.2023, 22:05 Uhr
Dorothea Walchshäusl

Alle Verrücktheiten der Verliebtheit: Paul Behrens (Oliver de Boys), Larissa Sophia Farr (Rosalind) und Friederike Baldin (Celia). −Foto: Peter Litvai

„Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler“ – es sind Sätze wie die-ser, mit denen William Shakespeare sein poetisches Denkmal für die Ewigkeit zementierte. Bis heute ist seine sprachliche Kunstfertigkeit berauschend und seine Beschreibung menschlicher Irrungen und Wirrungen von bestechender Schärfe und Schönheit zugleich. Das gilt auch für seine Komödie „Wie es euch gefällt“, die am Freitagabend aufgrund unsteter Wetterprognosen im Stadttheater Passau anstatt auf Veste Oberhaus bei den Burgenfestspielen Niederbayern Premiere hatte.

Die Welt als Bühne ist bei dieser Inszenierung des Landestheaters Niederbayern (Regie: Heinz Oliver Karbus) eine graubraune Wand aus Holzbrettern, davor eine schräge Ebene mit Klapptür und Kletterwandelementen, rechts davon eine Treppe hinauf. In diesem Szenario tummeln sich die bunt gewandeten Figuren in Kostümen mit einem Hauch von Hippie-Stil und begeben sich hinein in ein vertracktes Versteckspiel rund um alle denkbaren Verrücktheiten der Verliebtheit. Rosalind sucht gemeinsam mit ihrer Cousine Celia ihren Vater. Als Jüngling Ganymed verkleidet findet sie ihn im Ardenner Wald, in den er vor seinem Bruder Herzog Friedrich geflohen ist. Unter den Gefolgsleuten ihres Vaters ist auch Orlando, ebenfalls von seinem Bruder betrogen und vertrieben und Rosalinds Geliebter. Verkleidet als Mann und von Orlando unerkannt, beginnt Rosalind mit ihm ein neckisches Spiel um die Liebe, an dessen Ende sich vier Paare im Wald selig in den Armen liegen.

Doch im Hintergrund schwelen die Bruderkonflikte und auch Hunger, Folter und Not sind Teil der Geschichte. Die Darsteller spielen diese Ambivalenzen gelungen aus, allen voran Larissa Sophia Farr als Rosalind, Stefan Sieh als Orlando, ebenso wie Friederike Baldin als Celia und Olaf Schürmann in der Doppelrolle des Herzogs und seines Bruders. Auch die weiteren Rollen sind stark besetzt, wobei insbesondere Igor Karbus als Narr und Martin Kubetz als Troubadour mit Gitarre und Akkordeon für launige Zwischeneinlagen sorgen.

Und doch: Ganz geht die Inszenierung an diesem Abend noch nicht auf und nicht immer gelingt der Balanceakt zwischen Melancholie und leichtfüßiger Verspieltheit. Das liegt an der im Laufe des Stücks gewissen Redundanz der Liebeleien, der einige Kürzungen gut getan hätten. Und vermutlich liegt es auch am Fehlen des Zaubers der Oberhaus-Kulisse. In diesem Sinne: Auf laue Sommernächte!

Dorothea Walchshäusl


Wieder am 2.7., 7.7., 8.7., 9.7. je 20 Uhr Veste Oberhaus, bei Schlechtwetter im Passauer Theater