Seit Anfang April
„Kaltes Plasma“ heilt chronische Wunden

Bad Füssinger Fachklinik ist jetzt Kompetenz-Zentrum für diese neuartige Therapie

11.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:46 Uhr
Melanie Brzenskott-Baur

Das Johannesbad-Wundzentrum behandelt seit Anfang April Patienten mit chronischen Wunden, akuten Wunden, Brandwunden oder Hauterkrankungen. −Foto: Johannesbad

Von Rudolf G. Maier

Die Fachklinik Johannesbad behandelt nun chronische Wunden, Brandwunden und schlecht heilende Wunden im neuen Wundzentrum mit dem CPT-Patch von „Coldplasmatech“.

Das Produkt eines jungen Greifswalder Unternehmens, das bereits mit dem deutschen und auch mit dem bayerischen Innovationspreis ausgezeichnet wurde, hilft Patienten, schmerzfrei schwer heilende Wunden zu behandeln und nachhaltig zu verschließen.

Auch bei multiresistenten Keimen oder hartnäckigen Hauterkrankungen hilft der CPT-Cube, eine Art Generator.


Daran angeschlossen wird eine spezielle Wundauflage aus Silikon – das CPT-Patch. Der Clou: Über das Patch wird ionisiertes Gas auf die Wunde aufgebracht. Wo sonst zum Beispiel aufgetragene Salben von der Oberfläche aus wirken, beginnt der Heilungsprozess hier in der Tiefe. Nicht nur alle Arten von Bakterien werden abgetötet, sondern auch die Zellen zur sekundären Wundheilung angeregt. Neue Blutgefäße bilden sich und versorgen das regenerierende Gewebe, versprechen die Erfinder. In der Kranken- und Altenpflege sei das Wundliegen ein Dauerthema „und ein gesundheitsökonomisches Problem“, so Dr. Carsten Mahrenholz, Gründer und CEO des Greifswalder Unternehmens. Mit der Zeit könnten großflächige Entzündungen und offene Stellen entstehen, die in der klassischen Wundversorgung eben nur „versorgt“, aber nicht geheilt werden. Das sei mit der neuen Therapie mit dem CPT-Patch anders – hier würden Wunden nachhaltig geheilt. Für die Anwendung gebe es eine Krankenkassenzulassung, die Behandlung sei voll erstattungsfähig. Interessierte Patienten wenden sich an ihren Hausarzt oder Facharzt.

Vom Behandlungserfolg überzeugt

Klinikleiter Karsten Fuchs informiert im Gespräch mit der Heimatzeitung über die Anfänge der neuen Abteilung „Wundzentrum“ und die neue Therapie mit kaltem Plasma: „Wir haben es in der Klinik immer wieder mit schlecht oder nicht heilenden Wunden zu tun. Die Kaltplasmatherapie ist etwas völlig Neues. Es gibt viele Wunden, die viele Jahre offen sind und konventionell behandelt werden. Diese Patienten sind vom sozialen Leben abgeschnitten. Zusammengefasst: Wir haben uns nach einigen Gesprächen und Informationen vor Ort in Greifswald von Behandlungserfolgen überzeugen können. Die Fachklinik Johannesbad hat sich dann dem Qualitäts-Check durch das Unternehmen ‚Coldplasmatech‘ gestellt und der Ernennung zum Kompetenz-Zentrum stand nichts mehr im Wege.“

Auf die Frage, was unter „kaltem Plasma“ zu verstehen sei, erklärt Klinikleiter Fuchs: „Die Wirkungsweise, beziehungsweise die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind von physikalischen Gesetzmäßigkeiten abgeleitet, mit denen wir uns beschäftigen mussten: Wenn einem Gas zusätzlich Energie zugeführt wird, geht dieses in den ‚vierten‘ Aggregatszustand über. Nach fest, flüssig und gasförmig folgt Plasma. “ Neu sei die Technologie zur Erzeugung von kaltem, gasförmigem Plasma, das auch hautverträglich ist. Erst dadurch sei die Anwendung auf lebenden Zellen ermöglicht worden. Durch das Plasma werde die Luft zwischen dem CPT-Patch und der Wundoberfläche in einen energetisch aktiven Zustand überführt. Damit verbunden sei die Erzeugung von elektrischen Wechselfeldern, Licht im UV- und Infrarot-Bereich, die Bildung von Ionen sowie eine leichte Erhöhung der Temperatur. „Die Kombination dieser physikalischen Wirkmechanismen führt zu einer antimikrobiellen Wirkung des physikalischen Plasmas und zu einer Förderung der Wundheilung“, so Fuchs.

Oliver Kort, Leiter der Abteilung Wundversorgung/Pflege ergänzt: „Wir sind seit Anfang April eines der ersten ‚Plasma-Kompetenz-Zentren‘ in Bayern und freuen uns, möglichst vielen Patienten nicht nur mit chronischen Wunden, sondern auch bei akuten Wunden, Brandwunden oder Hauterkrankungen nachhaltig helfen zu können.“