Großes Fest am 1. Mai
„Inntaler Buam“ stellen in Aigen seit 75 Jahren den Maibaum auf

21.04.2024 | Stand 21.04.2024, 16:00 Uhr |
Lorenz Diet

Viele kräftige Hände packen mit an, wenn am 1. Mai die Inntaler Buam beim Trachtenheim den geschmückten Maibaum aufstellen. − Foto: Diet

Seit dem 1. Mai 1949 ist der Heimat- und Trachtenverein „Inntaler Buam“ für das Aufstellen des Maibaumes in Aigen am Inn (Gemeinde Bad Füssing) zuständig. Ob auch davor schon in Aigen dieser uralte Brauch gepflegt wurde, lässt sich heute – 75 Jahre später – nicht mehr feststellen. Jedenfalls wird auch heuer wieder am 1. Mai das Maibaumaufstellen in Aigen zu einem großen Spektakel werden.

Überall in Deutschland, wie auch in vielen anderen Ländern, wird der 1. Mai gefeiert. Es war die heutige SPD, die 1889 den 1. Mai zum Tag der Arbeitsbewegung gemacht hatte. Erst 1919, während der Weimarer Zeit, wurde der 1. Mai erstmals deutschlandweit zum gesetzlichen Feiertag. Aber nur für ein Jahr. Seit dem 1. Mai 1933 ist er endgültig gesetzlicher Feiertag.

Schon die alten Römer feierten unterm Maibaum



Die Feiern am 1. Mai und das Maibaumbrauchtum lassen sich bis in die Antike zurückverfolgen. Die Römer, deren Göttin Maia wir den Namen des Monats Mai verdanken, feierten bereits das „Fest der Maia“ am 1. Mai. Sie wurde als die Göttin des Wachstums, der Fruchtbarkeit und des Gedeihens der Pflanzen verehrt. Als Symbol ihrer Würde und ihr zu Ehren wurden Bäume aufgestellt. Zu den Maifeiern gehörte der Tanz um den großen Maibaum.

Auch unseren germanischen Vorfahren waren die Bäume heilig und segensbringend. Ihrem Glauben nach wohnte in jedem Baum eine Seele. Am 1. Mai stellten sie zur Feier der Vermählung der Erdgöttin Freia mit dem Himmelsgott Wotan junge grüne Birken- oder Buchenbäume auf. Sie sollten die Fruchtbarkeit der Felder und der Dorfgemeinschaft positiv beeinflussen.

Kirche wollte Maibaumbrauch verbieten



Unser heutiger Maibaumbrauch ist bis zurück ins 13. Jahrhundert belegbar. Er war immer ein Sinnbild der Zuversicht und der Hoffnung auf eine glückbringende und fruchtbare Frühlings- und Sommerzeit. Immer wieder gab es staatliche und kirchliche Bestrebungen, das Maibaumaufstellen zu verbieten und unter harte Strafen zu stellen. Der Staat beklagte, dass zu viel Holz verschwendet werde, und die Kirche, dass durch den Maibaumbrauch ein Drittel der bis dahin tugendsamen Jungfrauen ihre Ehre verlören.

Im 18. Jahrhundert begann man, den Maibaum mit Figuren, christlichen Symbolen, handwerklichen Zunftzeichen, Wappen, Fahnen und Kränzen zu verzieren. Im 3. Reich wurde der Maibaum zum Propagandabaum, zur Hakenkreuzfahnenstange.

Heute segnet die Kirche den Maibaum vor dem Aufstellen, damit den Aufstellern bei dem gefährlichen Unterfangen nichts passiert. Für die meisten ist das heutige Maibaumaufstellen ein gemütliches Beisammensein mit Speis und Trank und zünftiger Musik.

Heimat- und Trachtenverein pflegt Brauchtum



In Aigen kümmert sich der Heimat- und Trachtenverein seit 1949 um das Aufstellen des Maibaumes. Schon einige Tage zuvor sucht der Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Doppelhammer, mit den Goaßlschnoizern und dem Förster den geeigneten Baum im Riedenburger Forst aus. Schnell ist er mit der Motorsäge gefällt und wird gleich an Ort und Stelle entrindet. Beim „Stoaningeranwesen“ wird der Baum nach altem Brauch mit den drei Kränzen und der Girlande geschmückt, wobei auch die Maibaumdiebe eingespannt werden. Natürlich darf der grüne Wipfel, Zeichen des Lebens, nicht fehlen.

Maibaumaufstellen mit Muskelschmalz



In Aigen beginnt der Mittwoch, 1. Mai, um 9.30 Uhr mit einem Gedenkgottesdienst in Sankt Leonhard für die verstorbenen Mitglieder des Heimat- und Trachtenvereins. Er wird musikalisch von den Inntaler Musikanten gestaltet. Gegen 11 Uhr beginnt der große Festzug beim „Stoaningerwirt“. Er wird angeführt von der Vereinsfahne des Trachtenvereins, der Musik und den Vereinsmitgliedern. Meist mit einem Oldtimerbulldog wird der Baum zum Aufstellplatz beim Vereinsheim an der Schule gefahren.

Nach der Segnung wird er in Aigen noch per Hand von vielen kräftigen Männern mit den „Schwaiberln“ aufgestellt. Die Hofmarkböllerschützen verkünden gegen 12 Uhr lautstark „Aufg’stellt ist“. Mit Köstlichkeiten vom Grill, einem frischen Bier, Kaffee und Kuchen wird gefeiert. Dabei warten die Gruppen des Vereins mit ihren Darbietungen auf der Freibühne auf, während die Aigener Blechmusi zur Unterhaltung aufspielt.

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