Hunderte Stunden an Arbeit
Puppenliebe in XXL: Passauerin bastelt sich im Maßstab 1:12 ihre Welten

24.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:54 Uhr

Viele Jahre an Sammel-Leidenschaft und Hunderte Stunden an Arbeit stecken im Puppenhaus von Lydia Böhmisch. „Viele regt so eine Fieselei auf, mich beruhigt sie.“ −Fotos: Danninger/privat

Hunderte Stunden an Arbeit steckt die Grubwegerin Lydia Böhmisch (Stadt Passau) in ihr Hobby. Im Maßstab 1:12 hat sie ein Puppenhaus im Großformat entworfen.



Weg mit dem Kalender, das Haus der Familie Böhmisch in Grubweg zeigt immer die aktuelle Jahreszeit an, innen wie außen. Und Winter ist für Chefdekorateurin Lydia Böhmisch die Hochphase, sie lässt es ordentlich weihnachten in Haus und Garten, es blinkt und leuchtet und klingt überall.

Das Herzstück ihrer Deko-Lust steht im Wohnzimmer, ein Puppenhaus im Großformat. Wie ein durchgesägtes Mietshaus bietet es Einblick in das Leben ihrer Bewohner. Ein Panoptikum im Format 1:12, mit brennendem Deckenleuchter und allem Drum und Dran. Vieles macht die Hausherrin im doppelten Sinne selbst, einiges hat sie auf Miniaturen-Messen aufgestöbert, wo die 62-Jährige mit ihrem Mann Johann (64) regelmäßig vertreten ist.

Dort treten sie in beiden Richtungen auf, als Käufer und als Verkäufer, denn Lydia Böhmisch ist eine Bastlerin vor dem Herrn. „Da muss man ganz genau arbeiten, weil auf der Messe kommen die Leute mit der Lupe und schauen sich alles Millimeter für Millimeter an“, erzählt Johann Böhmisch.

Schwester ist gelernte Schneiderin



Seine Frau arbeitet eigentlich fast professionell, ihre Plätzchen sind ein gutes Beispiel dafür. Natürlich backt sie richtige Plätzchen in der Küche, solche zum Essen. Aber wie fertigt man die fürs Puppenhaus, die also zwölfmal kleiner sein müssen und dazu auch noch haltbar über Heiligdreikönig hinaus? „Die mach‘ ich aus Fimo“, bringt sie eine von vielen Einsatzgebieten ins Spiel, in der ihr die Modelliermasse das Miniaturleben erleichtert. Sehr nützlich ist ihr auch ihre Schwester, eine gelernte Schneiderin. Sie stattet die XXS-Welten mit allem aus, was mit Stoff oder Leder zu tun hat: Vorhänge, Tischdecken, Kleider, Taschen...

„Miniaturen haben mich schon immer gereizt, schon als Kind“, blickt Lydia Böhmisch Jahrzehnte zurück. Oft bekommt sie zu hören: „Nein, das wär‘ nix für mich. Diese Fieselei – furchtbar!“ Sie lacht: „Und bei mir ist es genau umgekehrt, mich beruhigt es, wenn ich mich mit so winzigen Sachen beschäftige.“ Diese Liebe zum Detail half ihr nach eigenen Worten oft, als ihre beiden Kinder sie wach hielten, als sie noch klein waren. Übertragen hat sie ihre Leidenschaft weder auf Sohn noch Tochter, „eher noch auf unseren Enkel, den Leon. Der ist elf und hilft mir schon von klein an gern.“

Essbare Häuschen in der Küche



Diese Hilfe umfasst auch die Arbeit in der Küche, wo ebenfalls Mini-Häuschen entstehen, allerdings essbare: Ihre Lebkuchenhäuser kennt man auch, nicht nur in der Nachbarschaft. Sie verschenkt immer einige an Menschen, die das verdienen und meint damit die Cousine, die das ganze Jahr über zuverlässig Eier liefert genauso wie den hilfsbereiten Nachbarn. Warum sie sich soviel Mühe macht mit Stücken, die auf ein paar Happen weg sein können? „Weil man sie nicht unbedingt essen muss, wenn Lebkuchenteig trocknet, dann hält er jahrelang!“

Die gelernte Friseurin frisiert aber nicht nur das Innere des Hauses auf, sie lässt ihre Kreativität auch draußen von der Leine. Stern an Stern und Lichtschlange an Lichtschlange vertreiben derzeit dunkle Gedanken, im Garten grüßt sogar eine „Lichtfrau“ huldvoll den Betrachter. In ein paar Monaten hoppeln dann die Osterhasen daher... und so geht es munter durchs Jahr: Wer bei den Böhmischs in der Unteren Schneckenbergstraße vorbeischaut, der braucht keinen Kalender.