Kontrolle via App
Falls jemandem in Kirchham ein Baum auf den Kopf fällt

18.01.2024 | Stand 18.01.2024, 16:30 Uhr

Per App sind alle Daten des Baums abrufbar. − Foto: RIWA GmbH

Bislang ist nichts passiert. „Da hatten wir einfach Glück“, sagt Stefan Biereder, Chef des kommunalen Bauamts in Kirchham. Damit für die Zukunft die Kommune rechtlich abgesichert ist, falls ein umstürzender Baum Menschen verletzen oder gar erschlagen würde, soll eine App angeschafft werden, mit der die lückenlose Kontrolle der Bäume dokumentiert und nachgewiesen werden kann. Eine Maßnahme, die Gemeinderat Heinz Winklhofer für blanken Unsinn hält.

Die Verwaltung hat die Gemeinderäte im Vorfeld für das Thema sensibilisiert und sie darüber informiert. In einem Presseartikel ist sogar die Rede von einem Kind, das von einem Baum erschlagen worden ist. Will eine Kommune bei Schadensfällen rechtlich abgesichert sein, müssen die gemeindlichen Bäume in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.

Im Schadensfall lückenloser Kontroll-Nachweis

Und diese Kontrolle muss im Schadensfall lückenlos nachgewiesen werden. Wie Bauamtsleiter Biereder bei der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend erklärt, haben Mitarbeiter des Bauhofs weder die Qualifikation noch die Kapazitäten, um diese Dokumentation zu gewährleisten.

„Im Grunde geht’s im Ernstfall um die Frage: Wer hat Schuld? Und hatte derjenige überhaupt die Qualifikation, diesen Job zu machen?“, sagt Stefan Biereder. Mit einem digitalen Baumkataster, das die Kommune jetzt erstellen lassen will, sei man „aus dem Schneider“. „Das ist quasi wie der TÜV beim Auto. Wir können sagen: Wir haben die Bäume begutachten lassen.“

Quasi ein „TÜV für Bäume“

Dafür sollen die kommunalen Bäume im ganzen Gemeindegebiet – man geht von bis zu 600 Bäumen aus – untersucht und per GPS eingemessen werden. Jeder Baum bekommt eine Nummer. Per App lässt sich jeder einzelne Baum aufrufen. „Da steht dann beispielsweise: Das ist eine Linde, 50 Jahre alt, zuletzt geprüft am Soundsovielten.“

Dieses digitale Baumkataster wird für die Kommune die Firma RIWA-GIS erledigen – „ein renommierter Anbieter, der gut supportet und auch vom Landkreis Passau beauftragt wird“, erläutert der Bauamtsleiter. Rund 3.600 Euro soll die BaumkontrollApp inklusive Installation kosten, als jährliche Dienstleistungen zum Modul Bäume fallen an die 1.200 Euro an.

Dritter Bürgermeistern hält das für „Käse“

Bis auf den dritten Bürgermeister Heinz Winklhofer stimmen alle für den Kauf dieser Leistung. Heinz Winklhofer dagegen sagt: „Man kann sich nicht gegen alles absichern. Es wird immer Stürme geben, da fallen halt Äste runter oder Bäume um. Für mich sind das reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Wenn jemandem bei Sturm etwas passiert, ist er selbst schuld.“ Zusammenfassend hält er den Kauf der App „für einen Kas“. „Stimmt, Heinz, im Grunde hast Du recht. Aber um so einen Kas kommen wir nicht herum“, erwidert Gemeinderat Franz Bauer.

Im gleich darauffolgenden Tagesordnungspunkt geht es um einen Solarpark, der in Auretsdobl, Marktgemeinde Rotthalmünster, errichtet werden soll. Als „berührter Träger öffentlicher Belange“ wird Kirchham gebeten, eine Stellungnahme dazu abzugeben. Belange der Kommune seien aber nicht betroffen, erklärt Bauamtschef Stefan Biereder. „Das ist noch so ein Kas“, kann sich Franz Bauer in Richtung seines Kollegen Winklhofer nicht verkneifen.