Passau
Erdgas: Die meisten Kunden bekommen was raus

90 Prozent der SWP-Abrechnungen 2022 ergaben Rückerstattungen – Preisbremse: „Wir regeln das“

19.01.2023 | Stand 19.01.2023, 19:00 Uhr

Im Service-Center der Stadtwerke laufen die Fragen der Kunden zusammen, in den vergangenen Wochen herrschte dort Hochbetrieb. SWP-Geschäftsführer Prof. Dr. Stephan Prechtl (v. r.) und Peter Fiedel schauen bei Kundenberater Florian Stockbauer nach dem Rechten. −Foto: Danninger

Von Franz Danninger

In den vergangenen Tagen haben die Stadtwerke-Kunden Post bekommen von den SWP und bei den meisten von ihnen gingen dabei die Mundwinkel nach oben: „90 Prozent haben eine Rückerstattung erhalten“, sagt SWP-Chef Prof. Dr. Stephan Prechtl im Interview mit der PNP.

Noch bleibt der befürchtete Energie-Schock also aus – noch. Aber wie geht es weiter? Die PNP befragte neben dem Geschäftsführer auch Peter Fiedel, Leiter des Service-Centers bei den SWP.

PNP: Seit Monaten hören und lesen wir von Preisexplosionen am Energiemarkt, wie kann es da zu so vielen Rückzahlungen kommen? Die 2022er Abschläge sind doch 2021 berechnet worden, als der Markt noch normal tickte?
Prof. Dr. Stephan Prechtl: Das hat mehrere Gründe. Zum einen hatten wir 2022 sehr mildes Wetter, dann wurde zum 1. Oktober der Mehrwertsteuer-Satz auf Erdgas gesenkt von 19 auf 7 Prozent. Und die Verbraucher sparen ganz einfach, die Thermostate werden zurückgedreht.

War also die ganze Aufregung umsonst? Wie sehen die neuen Abschläge für 2023 aus?
Peter Fiedel: Die Abschläge steigen, ganz klar. Schließlich hat sich der Erdgas-Preis fast verdoppelt. Es klingt sicher paradox, wenn man für 2022 was rausbekommt und für 2023 höhere Abschläge zahlen muss, und die Fragen dazu sind derzeit auch das Hauptthema in den Kundengesprächen bei uns im Service-Center.

Gibt‘s da Verärgerung bei den Kunden?
Prechtl: Nein, die Menschen verstehen das – im Gegenteil: Es gibt einige, die sogar lieber noch höhere Abschläge zahlen möchten, damit sie am Ende des Jahres auf keinen Fall was nachzahlen müssen.

Das betrifft alles das Erdgas, wie sieht es bei Strom aus, bei Wasser und Kanalgebühren?
Fiedel: Beim Strom gab es für 2022 leichte Steigerungen, bei weitem nicht so heftig wie beim Erdgas. Auch hier gab es viele Rückerstattungen. Und das Trinkwasser läuft stabil dahin.

Prechtl: Das Abwasser erledigen wir im Auftrag der Stadt. Das liegt daran, dass wir die Trinkwasser-Verbräuche erfassen, die ja eine wesentliche Grundlage für die Kanalgebühren darstellen. Die Verbraucher bekommen von uns keine Rechnung darüber, sondern einen Gebührenbescheid.

Der Erdgas-Preis am Spotmarkt fällt, können die Kunden der Stadtwerke etwas aufatmen mit Blick auf die Zukunft?
Prechtl: Der Preis am Spotmarkt ist nur eine Blitzaufnahme. Wie alle seriösen Versorger beschaffen die Stadtwerke Passau die Energie-Mengen über eine Einkaufsgemeinschaft weit im voraus. So haben wir die Kontingente für 2023 schon 2020 und in den Jahren darauf eingekauft. Über die Einkaufsgemeinschaft erreichen wir Mengeneffekte und Sicherheit.

Wie muss man sich so einen Einkauf vorstellen?
Prechtl: Das ist im Prinzip ähnlich, wie wenn ein Hausbesitzer mit Ölheizung überlegen muss: Welche Menge kaufe ich zu welchem Zeitpunkt? Angenommen, wir setzen unseren Erdgas-Bedarf für 2023 auf den Wert 100. Dann tauchen die Fragen auf: Wird es ein warmes Jahr oder ein kaltes? Sparen die Verbraucher noch mehr? Kommen Kunden im Lauf des Jahres dazu oder wandern welche ab? Wenn man im Lauf des Jahres feststellt, dass 100 nicht reichen, dann muss man die zusätzlichen Mengen am Spotmarkt kaufen. Auch da: Wann und wie viel? Auch wir haben keine Glaskugel. Die Wahrscheinlichkeit, dass am 31.12 genau die 100 eingetroffen sind, die ist ziemlich gering.

Jetzt greifen bald die Strom- und die Gaspreisbremse. Viel Arbeit?
Prechtl: Unglaublich viel! Aber die gute Nachricht für unsere Tarif-Kunden: Beim Strompreis liegen wir mit rund 29 Cent/kWh deutlich unter der Grenze von 40 Cent/kWh. Und beim Gaspreis zwischen 12 und 13 Cent/kWh etwas oberhalb der maximalen12 Cent/kWh.
Fiedel: Und meine Botschaft an unsere Kunden: Sie müssen nichts machen! Wir regeln das für alle, wir sind die Kümmerer.

Das peb gehört zu den Energie-intensiven Betrieben. Es gab jüngst Kritik an stark gestiegenen Eintrittspreisen. Können Sie das nachvollziehen?
Prechtl: Auch mit den neuen, höheren Eintrittspreisen arbeitet das peb bei weitem nicht kostendeckend. Die Stadtwerke lassen sich diesen Teil von Lebensqualität in Passau im Jahr zwei bis drei Millionen Euro kosten.