Pocking
Die Laienbühne ist zurück

Premiere am Samstag vor nahezu vollem Haus – "3000 Mark Belohnung" trifft den Nerv des treuen Publikums

13.11.2022 | Stand 25.10.2023, 11:20 Uhr

Auf der Straße hat der Tierarzt Dr. Specht (Mitte) die feine Dame Lissy aufgefunden – ohne zu wissen, wer sie wirklich ist. Metzger Lenz trägt sie zur Kellnerin Gusti ins Unterbräu.

Es ertönt der dritte Gong, es wird dunkel, langsam schiebt sich der Vorhang zurück und gibt den Blick frei auf die Bühne der Pockinger Stadthalle. Lange haben Theaterbegeisterte und die Mitglieder der Laienbühne Pocking auf diesen Moment warten müssen. Auch sie hatte Corona zu einer zweijährigen Zwangspause verdonnert. Bis zum vergangenen Samstag. Denn da feierte der Traditionsverein die Premiere seines neuen Stücks "3000 Mark Belohnung" von Maria Ibele – die Laienbühne Pocking knüpft damit an ihre Erfolge nahtlos an.

Durch die Erhöhung der Sitzreihen hatte jeder der 280 Gäste des Abends eine gute Sicht nach vorne. Dort präsentierte sich das Wirtshaus "Unterbräu" in Safferstetten. Mit viel Liebe zum Detail und in etwa 1500 Arbeitsstunden hat die Laienbühne eine urig-bayerische Kulisse erschaffen.

Schreiner "Simmerl" (Martin Eichlseder) und Kellnerin "Gusti" (Marion Günzel) lästern über die "großkopfade" Wirtin des Unterbräu. In der Tat lernt man die "Gasthof- und Realitätenbesitzerinswitwe" Veronika Schretzenstaller (Christina Probst), wie sie genannt werden möchte, als eine Frau kennen, bei der Ansprüche und Realität nicht ganz übereinstimmen. Sie mimt die feine Dame, versucht sich lautstark Respekt bei ihren Mitarbeitern zu verschaffen und träumt währenddessen von fernen Ländern, die sie aus ihren Schnulzenromanen kennt, und vom Umbau ihres Wirtshauses in ein Hotel.

Dabei kommt ihr ein neuer Gast sehr gelegen. Er gibt sich als Architekt namens Waldemar Hartnagel (Günther Baier jun.) aus und bedient sich der gehobenen Sprache. Genau dann wird klar, dass die "Unterbräuin" herzlich wenig von der feinen Gesellschaft und vor allem von deren Ausdrucksweise versteht. Wie sich aber herausstellt, ist auch der sogenannte Architekt nicht das, was er vorgibt. Genauso wenig wie die adrette Dame Lissy (Maria Maier), die es ebenfalls in das Wirtshaus in Safferstetten verschlagen hat und die dem Stammgast, Tierarzt Dr. Specht (Franz Lauber), schöne Augen macht.

Hinter diesen beiden versteckt sich eigentlich ein Ehepaar, welches seinen Unterhalt mit Diebstählen verdient. Auf sie ist ein Kopfgeld von 3000 Mark ausgeschrieben. Ihr neues Ziel: die Schmuckschatulle der Wirtin.

Auf das Geld spekuliert die herrlich ehrliche Kellnerin Gusti, die durch die Zeitung von der Belohnung erfahren hat. Mithilfe von Simmerl, dem Metzger Lorenz Kraiberger (Christian Fischer) und der alten Wernerin, die einzigartig verkörpert wird von Daniela Günzel, versucht sie den Dieben auf die Schliche zu kommen.

Der Verdacht fällt aber zunächst auf ein anderes Gästepaar des Wirtshauses (Gerhard Hutterer und Anke Kirchhof), wodurch es nicht nur zu vielen Missverständnissen kommt, sondern die Sache am Ende gänzlich eskaliert.

Die Wirtin meint ihren toten Ehemann als Gespenst durch die Stube spuken zu sehen, der Metzger legt sich mit dem des Diebstahls verdächtigten Gast an, der in Wirklichkeit ein berühmter Filmschauspieler ist und eigentlich nur unerkannt Urlaub machen wollte und die wahren Diebe können sich in der Zwischenzeit mit der Beute davonstehlen.

Gott sei Dank wird am Ende alles gut: Die Diebe werden gefasst und Gusti bekommt ihr Geld. Nur die Wirtin geht ohne ihre Schatulle aus – immerhin muss die Polizei die 3000 Mark Belohnung ja von etwas bezahlen können.

Amüsant, kurzweilig und gut gespielt ist die Theateraufführung der Laienbühne – so wie man es kennt. Da ist es kein Wunder, dass der Kartenvorverkauf, laut Vorstand Raimund Klein, sehr gut läuft und die Ränge in der Stadthalle am Samstagabend fast voll waren.

Insgesamt 60 Leute haben zusammengewirkt, um das Publikum wieder zu begeistern. "Wenn man die Laienbühne braucht, dann ist sie da", sagt Raimund Klein und ist sichtlich stolz auf seine Truppe. Seit September hat diese drei- bis viermal die Woche geprobt und zum Schluss sogar fast täglich. Mit Freude blicken sie nun gemeinsam auf die weiteren Aufführungen in der nächsten Woche am 18. und 19. November jeweils um 19.30 Uhr und Sonntag, 20. November, um 15 Uhr.