Helge Schneider ist der (einzige) Beweis, dass auch im deutschen Menschen Humor wohnen kann. Vermutlich ist er der lustigste von diesen. 800 Gäste im über 30 Grad heißen Zelt von Till Hofmanns Eulenspiegel-Festival in Passau prusten und jubeln los im Sekundentakt, als der 67-Jährige aus dem Ruhrgebiet seine Show beginnt, in der er fünf von acht Nummern des aktuellen Albums „Torero“ spielt: American Bypass, Horses, The Guilty Doctor, L.O.T.C. (Love on the couch) und She’s Gone (mit dem flehenden Finale „Komm zurück – Mutter“). Der Auftritt geht weit über die Platte hinaus, in 15 Minuten passiert so viel wie anderswo in einer Stunde: Großartig lässiger Jazz mit Soli von Schneider (Piano, Scat, Trompete, Vibrafon), Sandro Giampietro (Gitarre), Reinhard Glöder (Bass), Willy Ketzer (Drums) und später Sergej Gleithmann mit einem Yoga-Solo. Zu 100 Prozent Musik kommen mathematisch rätselhaft 100 Prozent Humor mit groteskem Tanz, Stimmverrenkungen, irren Assoziationsketten und Texten: „Du und ich auf der elterlichen Couch. Du nimmst zärtlich meine Hand und führst sie in die Tüte mit Erdnussflips. Ich hab sie abgezählt. Es ist schön warm unter der Decke von Tante Erna, selbst gestrickt im Kurs Stricken ohne Nadel.“ Würde es ein anderer sagen, wär’s nur Unfug. Singt es Schneider, ist es große Kunst. Ehrlich Keine Ahnung, wie er das macht. Aber er kann’s.
Raimund Meisenberger
Demnächst live: 28.7. Dorfen, 20.10. Regensburg, 21.10. München, 22.10. Ingolstadt
