Landwirtschaft
BBV-Präsident Felßner an der HLS Rotthalmünster: „Junge Generation prägt Zukunft“

08.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:29 Uhr
Hans Nöbauer

Im mehrstündigen Diskurs mit den Studierenden der Höheren Landbauschule Rotthalmünster entwickelte der neue Bayerische BBV-Präsident zielorientierte Perspektiven und Erfolgsstrukturen für agrarwirtschaftliche Familienbetriebe. Vorne (r.) Behördenleiter Helmut Ramesberger, dahinter (v.r.) Günther Felßner mit Schulleiter Fabian Werner. −Foto: Nöbauer

„Ein Teamerfolg resultiert aus der Summe aller Einzelleistungen“, sagt der neu gewählte BBV-Präsident Günther Felßner. Er muss es wissen: Denn als Ex-Landesligakicker seines mittelfränkischen Heimatvereins TSV Lauf (an der Pegnitz) dürfte er dahingehend genügend Erfahrungen gesammelt haben. Diese Philosophie und Schaffensstrategie diskutierte er nun mit Studierenden der Höheren Landbauschule (HLS) Rotthalmünster.

Wie Felßner den Studierenden erklärte, habe der Bayerische Bauernverband rund 140000 registrierte Mitglieder. Sein Ziel sehe er darin, Zukunftschancen für die Landwirtschaft zu erkennen und daraus Perspektiven zu entwickeln, die für alle Bauernhöfe nutzbar gemacht werden könnten. „Daraus erwächst eine wirtschaftlich erfolgreiche und gesellschaftlich anerkannte Zukunftsperspektive für alle heimischen Agrarbetriebe“, ist Felßner überzeugt.

„Zukunftsrelevant für die gesamte Gesellschaft“

Felßner ist studierter Landwirt und bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb mit 100 Kühen mit Nachzucht, 50 Prozent Grünlandanteil und Futterbau, 20 Hektar Wald sowie 150 Kilowatt Photovoltaik auf Dachflächen. Bei Landwirten sei nicht nur deren „Unternehmens-, sondern auch Kommunikationskompetenz“ gefragt.

„Mit ganzen zwei Prozent Bevölkerungsanteil sind Agrarbetriebe vergleichsweise zwar eine kleine Gruppierung, aber durch die Erzeugung gesunder Lebensmittel höchst zukunftsrelevant für die gesamte Gesellschaft“, wie der BBV-Präsident betont. Er sieht den Bauernverband als zukunftsorientierte Denkfabrik. Die Landwirtschaft solle eine autarke Lebensmittel- und Energieproduktionsstätte sein ohne Auslands-Erpressbarkeit. „Bauern können nicht nur die Menschen ernähren, sie können sie auch mit Energie versorgen – und zwar ressourcen- und umweltschonend.“

Landwirtschaft im Wandel der Zeit

Rund vier Fünftel aller Agrarerzeugnisse gingen in den Einzelhandel. Das heißt: 100000 bayerische Einzelproduzenten brauchten eine komplett andere Markt- und damit Machtposition gegenüber einer Hand voll Mega-Vermarktern.

„Die restliche Welt ist bereits längst in ihren Produktions-Kapazitäten ausgelastet. Unsere Agrarfachleute gelten mit ihrem Know-how für nachhaltige Produktion auch mit multifunktionaler Flächennutzung vor allem deshalb als vielversprechende Erfolgsgaranten, weil sie im Ganzen denken, woraus wiederum Wertschöpfung resultiert“, zeichnet der BBV-Präsident ein Bild der Landwirtschaft im Wandel der Zeit. Nachdem dieser Weg über Jahre jedoch einem Marathon-Lauf gleiche, sei Ausdauer gefragt, wofür der Bauernverband durch ein Miteinander die nötigen Rahmenbedingungen schaffen wolle.

BBV-Präsident gibt Studierenden Tipps

„Wartet dabei jedoch niemals auf die Politik oder den Bauernverband, der ohnehin keine Individuallösungen für Einzelne bieten kann“, mahnt er aber gleichzeitig an. „Jeder junge Mensch muss gerade in der Agrarwirtschaft von morgen durch Entwicklung eines maßgeschneiderten Betriebskonzepts seinen eigenen Weg mit potenziellen Alternativen gehen, sollte jedoch keinesfalls alles auf eine Karte setzen.“

Auch zum Thema vegane und vegetarische Ernährung hat er seine Meinung: Beim Rind- und Schweinefleisch gehe der Verbrauch von durchschnittlich 41 auf 38 Kilo pro Person und Jahr zurück. Gesund sei laut Felßner eine Menge von 300 bis 500 Gramm pro Woche, minimal 25 Kilo im Jahr: „Denn darunter wird’s für jeden Menschen wegen körperlicher Mangelerscheinungen ungesund“, wisse er aus einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Lebhafte und informative Diskussion

Die Diskussion moderierten anschließend die Landwirtschaftsdirektoren Fabian Werner (Schulleiter) sowie Helmut Ramesberger (Behördenleiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Passau-Rotthalmünster). Die Gruppen-Moderation der Studierenden oblag Christian Hartinger, während Katharina Zacherl aus Albaching (Landkreis Rosenheim) Hilfestellungen zur Medienarbeit hinterfragte.

Der Preisdifferenz zwischen Lebensmittel-Einzelhandel und Landwirten ging Markus Leeb aus Neuhaus am Inn auf den Grund wie Lukas Kollmannsberger aus Moosinning (Erding) dem Agrarschutz vor dem heiß diskutierten Holzverbrennungsverbot. Auskünfte zur Dünge- sowie Pflanzenschutzverordnung erbaten Michael Hofstetter aus Mintraching (Freising) und Florian Rohr aus Polling, während Georg Hobmeier aus Mettenheim (jeweils Mühldorf) Bullenstall-Investitionen beschäftigten. Michael Prams aus Massing befürwortete BBV-Statements für die praktizierenden Agrarwirtschaftsbetriebe.

− nö