Ganz Jägerwirth feiert mit Jubilar
100-Jähriger blickt auf ein bewegtes Leben zurück

27.04.2023 | Stand 16.09.2023, 22:59 Uhr
Alfons Sagmeister

Glückwünsche von allen Seiten: Hans Witzlinger und seine Ehefrau Centa freuten sich über die Glückwünsche von Bürgermeister Manfred Hammer und stv. Landrätin Cornelia Wasner-Sommer. −Foto: Sagmeister

Es gibt nicht sehr viele Menschen, die das Glück haben, ihren 100. Geburtstag feiern zu können. Hans Witzlinger aus Mahd zählt zu ihnen und hat doppelt Glück, denn er ist in seinem hohen Alter sowohl körperlich als auch geistig noch sehr rüstig.

Neben seiner Familie, bestehend aus Ehefrau Centa, Sohn Hans, den Töchtern Rosemarie, Andrea und Theresa, sechs Enkeln und zwei Urenkeln ließ es sich eine große Gratulantenschar aus dem Ort nicht nehmen, diesen schönen Anlass mit Hans Witzlinger im Heim der Mahder Schützen zu feiern (PNP berichtete). Zu den Gratulanten zählten auch Bürgermeister Manfred Hammer und seine Stellvertreterin Uschi Berchtold. Für den Landkreis gratulierte die stellvertretende Landrätin Cornelia Wasner-Sommer, die auch den Glückwunsch des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder übermittelte.

Besondere Überraschung: Böllerschießen



Hans Witzlinger ist seit langem in vielen Vereinigungen. Für den CSU Ortsverband gratulierte ihm Vorsitzende Laura Wastlhuber als ältestes Mitglied, ebenso der Sportverein DJK Jägerwirth, deren Gründungsmitglied Witzlinger ist. Der Soldaten- und Kriegerverein Jägerwirth-Voglarn hatte zusammen mit den Jagdhornbläsern des Jagdschutzverbandes Passau und Umgebung eine besondere Überraschung in Form eines Böllerschießens organisiert. Seine Saunafreunde boten ihm ein Ständchen. Der Moststammtisch war da sowie die Vertretungen der Feuerwehren Jägerwirth und Sandbach. Und die beiden Urenkel Julian und David warteten mit einem Gedicht für ihren Uropa auf.

Hans Witzlinger, man kennt ihn vor allem als den „Waldaderer Hans“, nach dem Hofnamen seines Wohnsitzes in Mahd. Er füllte in seinem Leben viele Ehrenämter aus, doch der so gesellige Jubilar hatte auch schwere Schicksalsschläge zu verkraften.

Jubilar erzählt von Kriegsgefangenschaft



1923 geboren, wuchs Hans Witzliger mit einem älteren Bruder und einer jüngeren Schwester auf. Weil seine Eltern den Kindern damals schon einen dreijährigen Kindergartenbesuch vor der Schulzeit vergönnten, was selten war, habe er einen großen Wissensvorsprung in der Grundschule gehabt, erinnert sich der Jubilar. So hätte der im Malen und Zeichnen talentierte Bub später gerne einen Künstlerberuf ergriffen, aber auf dem Hof wartete auch für Kinder viel Arbeit – und damals war ja alles Handarbeit. Weit nach Jägerwirth war der Schulweg, und besonders im Winter hart, erzählt Witzlinger.

Die Zeit des Nationalsozialismus kam und hinterließ auch auf dem Land deutliche Spuren. Aber die anfängliche Begeisterung auch der jungen Menschen kühlte sich bald ab, vor allem nach Kriegsbeginn. 1941 musste sein Bruder zur Wehrmacht, 1943 kam er dran. Er erlebte die folgenden Jahre auf verschiedenen Plätzen, von Polen bis Kroatien und Italien. Hans Witzlingers Kriegserinnerungen sind vor allem geprägt von den harten Einsätzen während des Rückzugs und dem wohl härtesten Schicksalsschlag, als sein Bruder 1943 fiel. 1945 kam Hans nach Gefangenschaft in Frankreich heim.

Fast den Lebensmut verloren



Seine erste Ehefrau Rosa, geb. Weber aus Hilgen, die er 1959 geheiratet hatte, schenkte ihm vier Kinder, zwei Buben und zwei Mädchen. Mit ihr brachte er das alte Anwesen zu einem stattlichen Hof mit viel Vieh. Doch das Schicksal schlug erneut hart zu: 1974 verstarb Rosa und Hans war mit vier schulpflichtigen Kindern allein.

Mit Centa Anetzmann aus Obereichet fand er dann sein Glück wieder und 1978 kam Tochter Theresa auf die Welt. Doch die harten Prüfungen sollten noch nicht vorbei sein für Hans, 1979 starb sein Sohn Walter. Das habe ihm fast den Lebensmut genommen, erzählt Hans Witzlinger heute. Doch er kämpfte sich wieder hoch, die Familie hielt zusammen.

Vor 40 Jahren gab er dann nach und nach die Landwirtschaft auf, konnte mit seiner Frau das verdiente Ruhstanddasein genießen. Er fand auch die Zeit, sich weiter in Ämtern zu engagieren.

Witzlingers Geheimrezept für ein Jahrhundert



Auf die Frage, wie man das volle Jahrhundert gesundheitlich denn so schafft hat er mehrere Antworten. Er habe nie im Überfluss gelebt, sei sparsam aufgezogen worden, beim Essen habe es wenig Fleisch, viele Mehlspeisen gegeben. Und vielleicht haben seine regelmäßigen Saunagänge – 25 Jahre lang einmal die Woche in Pilzweg, danach noch zehn Jahre in Vilshofen – auch eine Rolle gespielt. Heute haben das seine täglichen Runden mit Hund Romy abgelöst.

Kleine Wehwehchen gehören zum Alter, meint er. Trotz dieser kleinen Altersbeschwerden hat er sich seine Geselligkeit bewahrt und ist froh, mit seiner Centa noch daheim leben zu können.