Dingolfing-Landau
Zurück zu den Anfängen

20. Jubiläum der KEB-Reihe „Kirche und Wirtshaus“: Wallfahrtskirche Usterling und Schachtner-Wirt Oberhöcking

02.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:50 Uhr
Andrea Luderer-Ostner

Pfarrer Thomas Gleißner begrüßte in dem voll besetzten Gotteshaus die Besucher. −Fotos: Luderer-Ostner

Vor genau 20 Jahren startete die KEB-Reihe „Kirche und Wirtshaus“ in Usterling und Oberhöcking. Am Sonntag führte das Jubiläum an den Ursprung zurück. Die Kirchenführung fand in der Filial- und Wallfahrtskirche St. Johannes der Täufer statt. Anschließend begaben sich die Teilnehmer ins Gasthaus Schachtner, wo Georg Schachtner sen. und Heimatforscher Nik Söltl über die Wirtshausgeschichte berichteten. Zudem wurde die Jubiläumsfeier in der Kirche von Herbert und Jamie Hutterer und im Wirtshaus von Georg Schachtner sen. und Xaver Sichart musikalisch umrahmt.

Die Idee zu „Kirche und Wirtshaus“ wurde 1999 in Regensburg geboren. Von Anfang an erfolgreich begann sich die Kulturreihe bayernweit auszubreiten. Im Landkreis fanden bereits 92 Veranstaltungen in 20 Jahre statt.

Bisher 92 Veranstaltungen durchgeführt

Pfarrer Thomas Gleißner und Mesnerin Erna Steinbeißer führten durch das spätgotische Gotteshaus, der Filial- und Wallfahrtskirche St. Johannes der Täufer in Usterling. Der jetzige Bau stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Die Bedeutung der Wallfahrtskirche geht mit der besonderen Anziehungskraft des Wachsenden Felsens parallel. Früher war eine Wasserleitung vom Wachsenden Felsen die Versorgung für das Dorf. Am 24. Juni wird der Patroziniumstag gefeiert.

„Nur an Feiertagen wird der Flügelaltar geöffnet“, betonte Erna Steinbeißer, die von 2005 bis 2015 Mesnerin dort war. Der unbekannte Schöpfer des Altars hat im unteren Relief ein lokales Naturphänomen verewigt: Der Wachsende Felsen von Usterling verdankt seine Entstehung den Ablagerungen einer kalkhaltigen Quelle. Das Wasser dieser Johannisquelle galt frommen Wallfahrern als heilkräftig bei Augenleiden.

Vermutlich am 3. Mai 2016 ist der Brand nach einer Maiandacht entstanden und blieb zwei Tage lang unbemerkt, wobei wertvolle Figuren am linken Seitenaltar zerstört wurden und der Innenraum samt wertvollen Hochaltar stark verrußte. Nach dem ersten Schrecken war für die Dorfgemeinschaft aber sofort klar, gemeinsam anzupacken und das Baudenkmal soweit wie möglich seinem Ursprung zurückzuführen.

Zügig wurde durch Spezialfirmen der Staub und Ruß entfernt und Ausstattungsstücke restauriert sowie Feuchtigkeitsschäden entfernt. Nach dem Festgottesdienst am 24. Juni 2018 übergaben die Restauratoren die Rekonstruktion der völlig zerstörten Pietá. Die Brandschäden sollten absichtlich am Kleidersaum der Gottesmutter an den Händen und an der Brust von Jesus erkennbar bleiben.

Nach der Kirchenführung ging es um Schachtner-Wirt nach Oberhöcking. 2017 feierte der Familien-Betrieb sein 100-jähriges Bestehen. Das Gasthaus ist ein Mittelpunkt im Dorf. Zudem ist der Familienbetrieb in der vierten Generation ein Aushängeschild für die Stadt Landau, die Region und dem Landkreis.

Begonnen hat alles im Jahr 1917. Schon das Gründungsjahr, mitten im Ersten Weltkrieg, war bemerkenswert. Nach dem Krieg und der anschließenden Inflation hat die Maß Bier 450 Millionen gekostet. Maurermeister Georg Schachtner erwarb das Anwesen der Gastwirtschaft an der Dingolfinger Straße in Oberhöcking von der Familie Wihrler. Zusammen mit seiner Frau Maria sowie den beiden Töchtern Maria und Berta betrieb Georg Schachtner neben der Gastwirtschaft auch das Lagerhaus in Oberhöcking.

In den 1950er Jahren gab es noch weitere Wirtshäuser

Knapp 20 Jahre später, 1934 wurde der erste Saal erbaut. Nachdem Georg junior seine Ausbildung zum Metzger absolviert hatte, übernahm er 1946 den väterlichen Gast- und Landwirtschaftsbetrieb. Georg Schachtner berichtete, dass es 1955 noch ein zweiter Wirtshaus in Oberhöcking gab und jeweils eines in Niederhöcking, Usterling, Zulling und in Weihern. Aus 1955 erzählte Georg Schachtner die Anekdote, dass bei einer großen Bauernhochzeit mit 160 Gästen 2000 Semmeln verbraucht wurden, zwei Kälber und zwei Schweine und 80 Pfund Rindfleisch.

1965 entschlossen sich die Wirtsleute zur Renovierung. In der zweijährigen Bauphase erhielt nicht nur die Gastwirtschat ein neues Gesicht: Der Betrieb wurde um eine Kegelbahn erweitert. 1976 übernahm Sohn Georg das Geschäft. Dieser Generationswechsel brachte auch viele Veränderungen mit sich. Bereits sechs Jahre später nahmen die jungen Wirtsleute Georg und Hildegard Schachtner den Saalbau in Angriff, der 1983 eingeweiht wurde. Von 1996 bis 1998 entstand das heutige Erscheinungsbild.

2006 wurde der Saal renoviert und erweitert. Seit 2015 ist der Betrieb in die vierte Generation „Georg Schachtner“ übergegangen und noch im selben Jahr erweiterte „Girgl“ Schachtner das Wirtshaus um die Almhütte.