Reisbach
Vilstaler Hexenbruad und de Rotzdeifen

In Reisbach gibt es ab sofort eine Gruppe, die altes Brauchtum wiederbelebt – Generalprobe für die ersten Auftritte

13.10.2023 | Stand 13.10.2023, 5:00 Uhr

Gar schaurige Gestalten: Die Krampusse. − Fotos: Bergbauer

Man „munkelt“ in Reisbach bereits seit einiger Zeit, dass es da „was Neues“ gibt. So ganz geläufig ist der Name noch nicht, aber es hat mit Brauchtum zu tun, so ist zu hören. Und tatsächlich tat sich seit dem Frühjahr einiges in diese Richtung. Entstanden sind die „Vilstaler Hexenbruad und de Rotzdeifen“.

Dahinter stehen Mitglieder, die sich auf alte Traditionen besinnen und diese leben. Im Mai gründete sich der Verein mit Mitgliedern überwiegend aus dem Vilstal. Den Vorsitz hat Lisa Schrafstetter aus Geisenhausen, Stellvertreter sind Justine Hösl aus Frontenhausen und Christian Wagner aus Pilsting. Sie leiten die Gruppe jener, auf die die Raunächte einen ganz besonderen Reiz ausüben.

Darum herum wurde nun ein Programm einstudiert und vor einigen Tagen als Generalprobe inszeniert. Dabei können mehrere Mitglieder schon aus der Aktivität ähnlicher anderer Vereine profitieren. Nun wird man heuer im Winter erstmals zu sehen sein. Ein klein wenig gruslig kann's schon sein, vor allem ist es lehrreich, wenn „alte Bekannte“ umherstreifen, während die Zuhörer erfahren, welchen Ursprung und welche Bedeutung sie haben.

Aufwendige Kostüme für die schaurigen Gestalten

Die Kostüme sind aufwendig selbst gemacht. Besonders imposant sind die schaurigen Krampusse, die auch ganz schön an Gewicht zu schleppen haben. Die Masken sind hauptsächlich von Schnitzern aus Österreich oder dem Bayerischen Wald erworben.
Geprobt wird an unterschiedlichen Treffpunkten und gerne auch an jenen Orten, wo man Auftritte hat, um sich auf die Gegebenheiten vorbereiten zu können.

Unter anderem wird man mit Krampus und Nikolaus unterwegs sein. Der erste offizielle Auftritt in Reisbach ist zum Nikolausmarkt Ende November. Dabei möchte man keinesfalls, wie es oftmals beim Perchtenlauf geschieht, ängstigen, sondern vielmehr Familien erfreuen.

Bei Einbruch der Dunkelheit begann die „Show“ mit Blick auf die fünf größten Raunächte rund ums knisternde Feuer. Da zog zunächst der „Bluadige Dammerl“ umher. Die längste Nacht des Jahres – da galt es deshalb früher, das Haus nicht zu verlassen. Wer weiß schon, dass aus dem ursprünglichen Tag des Gottes Thor der Thomas-Tag wurde.

Kettengeklirre kündigt die „Habergoas“ an, die an eine Hausziege erinnert und an allen möglichen Orten rumgeistert.

Sie ist eine zwiespältige Gestalt, die „Bluadige Lucia“, die am Vorabend des 12. Dezember ihren Tag hat. In der Schüssel ein Menschenhaupt mitführend. Sie schlitzt bösen Menschen mit ihrer Sichel die Bäuche auf. Aber eigentlich ist sie als Lichtbringerin bekannt. Trommelschläge kündigten den Wolf an, der von jeher eine besondere Verbindung zu den Menschen hat, teils Ängste schürt aber auch als übernatürlicher Beschützer gilt.

Habergoaß, Blutige Lucia und Gevatter Tod

Und auch der „Gevatter Tod“ kommt vor, der oftmals als Sensenmann symbolisiert wird. Hörbares Messerwetzen untermauerte dies. Er kommt mit der Sichel, um das Leben symbolisch abzuschneiden. Beim „Ernten“ der Seele gibt es keine Unterschiede.

„Der 5. und 6. Dezember ist meine Zeit - die vom Krampus.“ Mit imposanten Klängen zogen sie ein, die Kramperl in ihren schaurigen Masken, die aus Holz zu kunstvollen Fratzen geschnitzt sind und Kleidung aus Ziegenfell. Die Glocken am Rücken übertönten oftmals die Musik. Als sie am Ende der Show schwitzend ihr wahres Gesicht zeigten, wollte man es kaum glauben, auch Frauen steckten unter den Masken.

Nun hoffen die Akteure, dass man mit der Inszenierung den Zuschauern genau so viel Freude bereiten kann, wie sie selbst damit haben. Und im übrigen ist die Gruppe stets offen für Neues. Auch für zusätzliche Mitwirkende, „Platz“ ist für jeden, der sich einbringen und die „alten Traditionen“ bewahren möchte.