Zirkus in der Kritik
Tiere in der Manege: Tierliebe oder Tierquälerei? Circus Krone bezieht Stellung

14.04.2024 | Stand 15.04.2024, 6:17 Uhr

Leidet dieser Löwe? Tierschutzorganisationen wie PETA sind davon überzeugt und kritisieren, dass Tiere in der Manege vorgeführt werden.

Der berühmte Circus Krone wird gefeiert und gleichermaßen kritisiert für seine Tierhaltung. Wie schlecht geht es den Tieren im Circus Krone wirklich? Die Landauer Neue Presse ist der Frage nachgegangen.



Vier Tage lang entführte der Circus Krone die Landauer in eine traumhafte Zirkuswelt, am Sonntag zum letzten Mal. Eine der Hauptattraktionen waren die Löwen und Tiger, die unter Raubtier-Dompteur und Krone-Direktor Martin Lacey jr. Kunststücke vorführten. Der Auftritt der majestätischen Tiere wurde vom Landauer Publikum immer mit viel Applaus belohnt. Andere wiederum kritisieren gerade dafür Circus Krone sehr. Tierrechtsorganisationen wie PETA oder User in sozialen Medien werfen dem Zirkus Tierquälerei vor. Krone-Direktor Martin Lacey jr. bezieht dazu Stellung.

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Auf der Facebookseite der Landauer Neuen Presse finden sich unter den Berichten zum Zirkus nicht nur viele Kommentare von begeisterten Zirkusbesuchern, sondern auch viele User, die sich um das Wohl der Tiere sorgen. In den Vorstellungen in Landau treten neben Löwen und Tigern auch viele Pferde und Hunde auf. „Es ist traurig, dass Tiere zur Belustigung von Menschen in der heutigen Zeit immer noch gequält werden“, schreibt eine Leserin. Viele geben ihr recht.

Scharfe Kritik von Tierschützern

Auch Tierrechtsorganisationen wie PETA kritisieren, dass sensible Tiere zu Unterhaltungszwecken in der Manege vorgeführt werden. Um die Kunststücke einzustudieren, würde Circus Krone den Tieren sogar Gewalt antun, Stock und Peitsche einsetzen. Die Tierschützer fordern auch ein Ende der „Qualzucht“. Die Zucht weißer Raubkatzen in Gefangenschaft basiere auf der gezielten Inzucht von den wenigen in der Natur gefangenen Tieren. Die Tiere würden ein Leben lang an den Folgen der Inzucht leiden, sofern sie denn überhaupt lebensfähig seien. PETA wirft dem Krone-Direktor zudem vor, die Löwenbabys viel zu früh von ihren Eltern zu trennen.

Die Organisation stützt ihre Vorwürfe unter anderem auf Untersuchungsergebnisse von Veterinärbehörden, die „wiederholt gravierende Missstände bei der Tierhaltung“ festgestellt hätten. Im exklusiven Interview mit der Landauer Neuen Presse distanziert sich Lacey deutlich. „PETA sind keine Experten.“ Dass die Organisation vor allem seinen Zirkus kritisiert, erklärt er sich damit, dass der Circus Krone sehr bekannt sei. Dadurch sei PETA Aufmerksamkeit sicher. Dass Tierliebhaber sich Gedanken um das Wohl der Zirkustiere machen, kann Lacey aber absolut verstehen. Es gebe gute und schlechte Zirkusse, gerade was den Umgang mit Tieren betrifft. Aber: „Hier ist die falsche Adresse. Den Tieren geht es gut und wir haben einen hohen Standard“, versichert er.

Werden die Löwen und Tiger geschlagen?



Der Vorwurf, er würde seine Raubkatzen schlagen, wiegen dennoch schwer. Und sie treffen ihn auch sehr. Im Interview betont er mehrmals, dass ihm das Wohl der Tiere sehr am Herzen liegt. „Ich liebe die Tiere.“ Für ihn sei es eine Beleidigung, wenn jemand etwas anderes behauptet oder sogar sagt, dass er ihnen Schmerzen zufügt.

Da im Interview zu wenig Zeit bleibt, den Einsatz von Stock und Peitsche zu untersuchen, verweist Lacey auf ein Video, das er auf YouTube eingestellt hat. Dort zeigt er, wie sein Signal-Stock funktioniert. Mit diesem Stab würde er die Löwen und Tiger nicht schlagen, sondern „anfassen“ – „und das ohne Schmerzen“ für die Raubkatzen. Im Video führt er den Stock-Einsatz an einem Mitarbeiter aus. Er holt aus und berührt ihn, wie die Tiere im Zirkus, mehrmals. Gelassen steht sein Arbeitskollege da und bestätigt: „Keine Schmerzen.“

Lacey jr. verteidigt den Einsatz von Peitschen

Weiterhin erklärt er: „Das laute Knallen, was die Zuschauer in den Darbietungen hören können, ist die Schmitze. Das ist das Ende einer Peitsche und das laute Geräusch, was für manche gefährlich klingen mag. Das entsteht aber durch einen Windzug – und eben nicht durch einen schmerzvollen Schlag auf den Löwen, Tiger oder das Pferd.“

Für die PETA-Tierschützer sind die Tiere aber in einem schlechten Zustand und untermauern ihre Behauptung mit Untersuchungsergebnissen von Behörden und Gutachtern. Der Krone-Direktor versichert der Heimatzeitung gegenüber, dass seine Tiere medizinisch gut betreut werden. „Wir waren sogar im Landkreis Dingolfing-Landau beim Amtstierarzt und haben grünes Licht bekommen“, sagt er.

Auch den Vorwurf der Qualzucht will er nicht unkommentiert lassen. „Wir achten auf die Blutlinie.“ Und schon gar nicht stammten seine Tiere aus Inzucht. „Es sind gesunde und sehr intelligente Tiere“, betont er. Zum Beweis wird das Interview mit der LNP zum Löwenkäfig verlagert. „Sie liegen entspannt da“, meint er noch. Und das sei auch wichtig, denn sie hätten mit zwei Auftritten am Tag viel zu tun und würden die Pausen brauchen. In ihren Käfigen haben sie die Möglichkeit, zu den Besuchern rauszukommen oder sich hinten auszuruhen. „Es gibt kein Tier mit Angst und sie werden gut gefüttert.“

Werden die Tiere gut versorgt?

Und davon brauchen sie einiges. Insgesamt sind es zusammengerechnet 22 Löwen und Tiger. Nur für die Löwen kostet das Futter monatlich 20 000 Euro. Sie bekommen zum Beispiel Rindfleisch, Hühnerherzen und Leber. „Meine Löwen haben eine bessere Ernährung wie die meisten Leute in Deutschland, weil sie das beste Fleisch bekommen“, sagt Lacey und ergänzt scherzhaft: „Leider habe ich keine veganen Löwen.“ Das wäre günstiger, nur mögen sie kein Gemüse.

Im Circus Krone treten fast 50 Pferde auf. Auch ihr Futter habe eine gute Qualität. Woher er das weiß? „Wir haben unseren eigenen Bauernhof in der Nähe von München“, sagt Lacey. Der Hof diene den Tieren nicht nur als Rückzugsort, sondern liefere auch Futter, zum Beispiel Heu. Allerdings reiche die Menge nicht aus, die Tiere sattzubekommen. Daher bezieht Krone auch noch von umliegenden Bauern Futter. Mit vielen bestünde schon sehr lange eine Zusammenarbeit. Zweimal im Monat bekomme Krone auch Fleisch von einem Schlachthof. Und auf Tour kaufe man auch bei Bauern vor Ort ein. „Die bekommen dann eine lange Liste“, sagt er und lächelt. Der Hunger seiner Tiere sei eben sehr groß.

Apropos lang, der Krone-Pferdestall in Landau misst fast hundert Meter, wie Lacey der Heimatzeitung bei einem Rundgang durch die Zeltstadt am Volksfestplatz zeigt. In diesem stehen die Vierbeiner und verfolgen neugierig das Interview. „Sie haben glänzendes Fell“, sagt Lacey. Für ihn ist das ein wichtiger Indikator, dass die Tiere gut versorgt sind.

Aber ist nicht allein schon der Transport für die Tiere großer Stress? Das fragen sich auch viele Leser, wie man auf der LNP-Facebook-Seite nachlesen kann. Eine Frage, über die sich auch Lacey schon viele Gedanken gemacht hat. Deshalb setzt Krone für den Transport in die nächste Stadt „XXL-Pferdetransporter“ ein. Seine Raubkatzen werden in speziell angefertigten Anhängern von A nach B gefahren. Dabei gehe es den Tieren gut und „das ist wissenschaftlich geprüft“.

Wie sehr stresst die Tiere der Transport?

Lacey verweist auf einen Test, bei dem im Speichel der Tiere das Stresshormon Cortisol gemessen wird. Vor und nach einer Reise habe er die Untersuchung mal angeordnet und auch von einem Kamera-Team aufzeichnen lassen. „Das Ergebnis: Es war eine entspannte Fahrt.“ Zum Wohl der Tiere trage auch bei, dass am Zielort ihr gewohnter Stall für sie bereitstehe.

Am Ende will er noch eines klarstellen: Seine Raubkatzen kenne er von Tag eins an. Sie würden in München bei ihren Eltern aufwachsen. „Ich nehme kein Tier von Mama und Papa weg“, sagt er ausdrücklich. Mit dem Training beginne er erst, wenn das Tier ein, zwei Jahre alt sei und wenn es mutig genug sei, ohne Eltern auszukommen – „wie es in der Natur auch ist.“

Überhaupt sei seine Bindung, die er zu seinen Tieren aufbaue, mit einer Mutter-Kind-Beziehung vergleichbar. „Ich weiß, wie sich meine Tiere fühlen.“ Diese enge Bindung bringt der Löwen-Dompteur auch in seiner Show rüber. Er lässt sie fauchen, Scheinangriffe starten, nach Fleisch greifen. Danach legt er sich hin und zwei Löwen kommen zu ihm, um zu kuscheln. Wie Hauskatzen reiben sie sich an ihm und hoffen auf Streicheleinheiten. Angst habe er dabei keine, aber Respekt, sagt er. Auch wenn es in der Show so aussehen mag, weiß er, dass es keine Schmusekätzchen sind. Mit seinen Raubkatzen eine schöne Zeit haben und die Gäste begeistern – das ist sein Leben.