Scheidender FSV-Coach im Interview
Meistermacher und Dauerbrenner: Jochen Freidhofer (51) – über den Landau-Abschied und Zukunfts-Pläne

09.02.2024 | Stand 09.02.2024, 7:26 Uhr

Will als Trainer weitermachen, aber auch eine Auszeit ist denkbar: Jochen Freidhofer, derzeit FSV Landau, aus Dingolfing ist seit 25 Jahren im „Geschäft“ – und das sehr erfolgreich. − Foto: Magdalena Nadler

Ehrgeizig. Zielstrebig. Engagiert. Kompetent. Entschlossen. Mutig. Akribisch. Kumpelhaft. Durchsetzungsstark. Jochen Freidhofer hat von allem.

In den mittlerweile 25 Jahren Tätigkeit als Trainer – nach einer erfolgreichen Karriere als Spieler – hat der Dingolfinger viele richtige Entscheidungen getroffen. Manchmal kopflastig, analytisch, manchmal aus dem Bauch heraus, intuitiv – immer das Ziel vor Augen. Der Mix macht es. Seine Ansprache haben die Spieler angenommen und umgesetzt. Die Resultate sprechen für sich: Viermal Meister – in der Bezirksoberliga, in der Bezirksliga und der Kreisliga und weitere Top-Plätze.

Wenn es nach dem 51-jährigen geht, soll nach der Trennung vom FSV Landau nach dieser Spielzeit nicht Schluss sein. Der Inhaber der B-Lizenz will weiterhin an der Seitenlinie stehen. Und Verantwortung übernehmen. Genauso wie im beruflichen Leben. Er ist seit über zwei Jahrzehnten bei einer internationalen Logistikfirma im Vertrieb beschäftigt. Aber es ist nichts in Stein gemeißelt, eine Auszeit ebenfalls denkbar.

Herr Freidhofer, Sie brechen nach drei Jahren Ihre Zelte beim FSV Landau ab. Welche Gründe gibt es dafür? Ihr Impuls?
Jochen Freidhofer: Ja, das ist korrekt. Ich habe in der Vergangenheit zu oft den Fehler gemacht, den richtigen Zeitpunkt für den Abschluss zu verpassen. Das Resultat waren dann zumeist nicht so harmonische Trennungen und das wollte ich beim FSV Landau unbedingt vermeiden. Auch glaube ich, dass wir das Maximale aus dem Team herausgeholt haben und den Jungs eine neue Ansprache sehr gut tun wird. Der Fakt, dass die sportliche Leitung des FSV Landau dies genauso sieht, macht die ganze Sache bedeutend einfacher und wir trennen uns absolut im Guten.

Die beiden letzten Spielzeiten sind − mit jeweils Rang drei – hervorragend verlaufen. In dieser Punkterunde war es zunächst holprig, dann deutlich besser, Sechster zur Winterpause. Was war zu Beginn der Spielzeit los?
Jochen Freidhofer: Uns allen war klar, dass diese Saison ein großer Umbruch stattfinden muss. Wir haben acht Spieler der Vorsaison verloren, die auch ein wichtiger Bestandteil im Mannschaftsgefüge waren. Die Lücken wurden durch sehr junge Spieler aus dem gehobenen Juniorenbereich und unterklassigen Spielern gefüllt – und zunächst waren wir noch nicht auf dem Level, der in dieser starken Bezirksliga erforderlich ist, und fanden uns nach fünf Spieltagen mit nur drei Punkten auf einem Abstiegsplatz wieder.

Durch welche Maßnahmen haben Sie die Wende eingeleitet?
Jochen Freidhofer: Im Training mussten wir nicht viel anpassen, die Jungs haben voll mitgezogen, aber wir brauchten auf dem Platz eine neue Hierarchie und verstärkten unser Defensivverhalten. Die Jungs, die ich als neue Führungsspieler in die Verantwortung genommen habe, sind ihrer Aufgabe mehr als gerecht geworden und wir konnten uns schnell stabilisieren. Es brauchte also nur einen Anstoß von mir, den Rest hat die Mannschaft selbst erledigt.

Was wollen Sie in der Frühjahrsrunde noch „bewegen“. Primär muss wohl der Klassenerhalt das Ziel sein, oder? Der Vorsprung auf den ersten Relegationsrang beträgt gerade mal fünf Punkte…
Jochen Freidhofer: Sehr richtig. Wir sind noch lange nicht durch und brauchen mindestens noch drei Siege. Je früher desto besser. Es gibt kein anderes Ziel für mich und dafür werde ich ab Tag eins wieder alles geben.

Neues wagen: Wie stellen Sie sich Ihre fußballerische Zukunft als Trainer vor? Ist Ihr künftiges Engagement von der Klassenzugehörigkeit abhängig? Oder von der Region – ein anderer Landkreis?
Jochen Freidhofer: Da bin ich selbst auch gespannt. Ich habe noch keinen Plan, geschweige denn mit anderen Vereinen gesprochen. Fakt ist, es müsste sehr viel passen für mich. Ich kann mir auch vorstellen, erst einmal überhaupt nichts zu machen. Ich habe von der Kreisklasse bis zur Landesliga Vereine trainiert, das ist für mich nicht das wichtigste Kriterium. Bisher hatte ich jedenfalls immer Glück bei der Auswahl meiner Vereine. Ich möchte eine Perspektive haben, alles andere lässt sich meist regeln.

Apropos Vereine. Bei welchen Clubs haben Sie gearbeitet?
Jochen Freidhofer: Seit der Saison 1999/2000 – also ein Vierteljahrhundert – bin ich fast durchgehend als Trainer im Seniorenbereich tätig. FC Teisbach von 1999 bis 2004, unterbrochen von einer Halbsaison als Spieler bei der Spvgg Landshut, beim FC Wallersdorf von 2004 bis 2008, beim TV Schierling von 2008 bis 2009, beim ETSV Hainsbach von 2009 bis 2011, beim FC Wallersdorf von 2011 bis 2014, bei der Spvgg Niederaichbach von 2014 bis 2016, beim FC Ottering 2017 in der Rückrunde, beim FC Teisbach von 2017 bis 2021 und aktuell beim FSV Landau seit 2021.

Was sind Ihre bislang größten Erfolge als Trainer gewesen?
Jochen Freidhofer: Ich bin insgesamt viermal Meister geworden – in der Bezirksoberliga mit dem TV Schierling, in der Bezirksliga mit dem FC Wallersdorf und in der Kreisliga mit dem FC Wallersdorf und dem FC Teisbach. Dazu auch noch einige Male über die Relegation aufgestiegen. Alle diese Erfolge sind unvergessen, weil Meister wird man nur, wenn man über eine ganze Saison die beste Mannschaft stellt. Aber auch die dritten Plätze mit dem FSV Landau in der Bezirksliga haben für mich einen hohen Stellenwert.

Und wenn Sie sich auf eine Saison festlegen müssten?
Jochen Freidhofer: Da war sicher die Saison 2008/09 beim TV Schierling als Niederbayerischer Meister in der Halle und im Freien und der erstmalige Aufstieg in die Landesliga die erfolgreichste. Vor allem, da ich ein großer Fan der damaligen Bezirksoberliga war beziehungsweise bin.

Wäre es denkbar, dass Sie auch im Nachwuchsbereich aktiv werden? Ihre Jungs vielleicht?
Jochen Freidhofer: Ich habe als Juniorentrainer von 1995 bis 1999 beim FC Dingolfing gearbeitet. Durchaus auch im höherklassigen Bereich – B-Jugend Bayernliga damals. Aber ich glaube nicht, dass meine Trainerphilosophie so leicht wieder an die Anforderungen im Juniorenbereich anzupassen ist. Ich verfolge meine Jungs beim FC Dingolfing sehr genau, aber mehr als Fan und Vater. Sie sind dort sehr gut aufgehoben und dass ich sie einmal trainieren werde, kann ich fast ausschließen.

Oder Frauen?
Jochen Freidhofer: Da hatte ich noch keine großen Berührungspunkte. Aber ich respektiere die Leistung aller Frauenmannschaften in unserem Bezirk. Am Ende des Tages ist es das gleiche Spiel. Ich lasse mich jetzt einfach überraschen und hoffe, dass wir mit dem FSV Landau eine gute Frühjahrsrunde spielen werden.