„Keine hat Pflegemedaille so verdient wie Maria Hofbauer“
Maria Hofbauer pflegt 14 Jahre lang ihren Sohn nach einem Waldunfall – „Absolut keine Selbstverständlichkeit“

Maria Hofbauer hat ihren Sohn 14 Jahre lang gepflegt – Pflegemedaille der Sozialministerin – Landrat und Bürgermeister gratulieren

01.03.2024 | Stand 01.03.2024, 5:00 Uhr

Landrat Werner Bumeder (von links) übergab die Pflegemedaille samt Urkunde und Blumen an Maria Hofbauer mit ihrem Partner Franz Geigenberger und gratulierte zusammen mit Bürgermeister Gerald Rost zu einer „keineswegs selbstverständlichen Leistung“. − Foto: Nadler

Das Leben der Familie Hofbauer hat sich von einen auf den anderen Moment von Grund auf verändert. Sohn Franz hatte einen schweren Waldunfall und ist seitdem ein Pflegefall. Man wollte den 30-Jährigen in einem Heim behalten. Das verhinderte seine Mutter Maria vehement. „Das ist jetzt 18 Jahre her“, berichtet sie berührt, als sie ihre Geschichte im Büro von Landrat Werner Bumeder erzählt. Dieser durfte ihr im Auftrag von Sozialministerin Ulrike Scharf die Pflegemedaille überreichen.

Die Familie Hofbauer hat in der Gemeinde Gottfrieding einen Bauernhof mit Waldflächen. Alles war wie immer, als Sohn Franz, der am 13. Mai seinen 30. Geburtstag feiern wollte, im Wald arbeitete. Nach dem schrecklichen Unfall war lange nicht klar, ob er überleben wird. „Zwei Wochen war er in Regensburg“, berichtet die Mutter. Durch die schweren Kopfverletzungen lag er einige Monate im Wachkoma, monatelange Krankenhausaufenthalte waren notwendig.

Sie ließ sich ihren Sohn nicht wegnehmen

„Die hätten ihn mir dann weggenommen“, kämpft Maria Hofbauer mit den Tränen bei den Gedanken an die schlimme Zeit, als sie sich wie eine Löwin dafür einsetzte, dass ihr Sohn heim darf und von ihr gepflegt werden darf. „Ins Heim geht gar nicht“, war für Maria Hofbauer immer klar. Landrat Bumeder hatte durchaus Verständnis für das Handeln der Ärzte: „Manche zerbrechen daran. In Ihrem Fall war es dann aber die richtige Entscheidung.“

„Er hat immer gewusst, wo er ist“, berichtet Barbara Hofbauer, die zusammen mit ihrem Mann Franz Maria Hofbauer und deren Partner Franz Geigenberger ins Landratsamt begleitet hat. Diese Hofbauers sind nicht verwandt, aber seit langem befreundet und sie wissen, dass niemand diese Medaille so sehr verdient hat wie Maria Hofbauer. „Sein Geist ist in einem komplett kaputten Körper gefangen“, sagt Barbara Hofbauer über Franz und bringt alle zum Schmunzeln, wie er erklärt hatte, wo die Lüsterklemmen sind, die alle lange gesucht hatten.

Während Maria Hofbauer sich mit ihrem Mann um die Landwirtschaft kümmerte und sich nicht schonte, verlangte sie von ihrem Sohn enorme Mitarbeit. „Viele kleine Fortschritte“ habe ihr Sohn sich hart erarbeitet. „Du bringst ihn noch um“, tadelte ihr Mann sie immer wieder liebevoll.

Alle Grundbedürfnisse musste Franz neu lernen

„Franz musste die Grundbedürfnisse neu erlernen“, zitierte Bumeder aus der Laudatio der Sozialministerin. „So eine Leistung ist schnell vorgelesen“, sagt Bumeder. „Sie waren 365 Tage im Jahr zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten gefordert“, so der Landrat, „über 14 Jahre lang.“

Als einen der größten Erfolge sieht Maria Hofbauer, dass es gelungen ist, den Katheder wieder entfernen lassen zu können. Dank der Fortschritte konnte ihr Sohn im Jahr 2021 in ein betreutes Wohnen der Stiftung Ecksberg in Mettenheim einziehen. In dessen Werkstätten kann er auch eine Arbeit verrichten. „Manche würden jetzt sagen, es ist eine Selbstverständlichkeit, dass eine Mutter sowas für ihren Sohn tut, aber es ist keineswegs selbstverständlich“, weiß Bumeder und sagte zu Maria Hofbauer: „Das ist höchst anerkennenswert.“

Im Jahr 2009 verstarb ihr Ehemann und für Maria Hofbauer war dann klar, dass sie die Betreuung ihres einzigen Kindes und die Landwirtschaft alleine schaffen muss und wird. „So jemanden in der Gemeinde zu haben, ist was ganz besonderes“, lobte Gottfriedings Bürgermeister Gerald Rost. Zwar habe das ganze Dorf zusammengehalten und wie die andere Familie Hofbauer geholfen, trotzdem ist ihm unbegreiflich: „Wie die Maria das geschafft hat!“ Dabei habe sie sich nicht zurückgezogen, habe weiterhin am Leben in der Gemeinde teilgenommen.

Gerührt nimmt sie die Auszeichnung an

Maria Hofbauer habe sich jahrelang darum bemüht, dass ihr Sohn die beste Betreuung mit Physiotherapeuten und Logopäden erhält. Essen, Trinken, Sprechen, Bewegungen – alles musste neu erlernt werden. „Im Lauf der Jahre verbesserte sich sein Zustand, das war nur Ihrem unermüdlichen Einsatz zu verdanken“, sagte leise der Landrat, dem es schwer fiel, für dieses Handeln angemessene Worte zu finden.

Also köpfte er eine Flasche Sekt und bekam gleich Widerstand von Maria Hofbauer: „Ich muss ja noch fahren.“ Aber zu einem Essen ließ sie sich dann doch noch einladen. Dass sie so konsequent ist, habe sie erst erlernen müssen, sagt sie. „Ich habe viel erlebt und lasse mir nicht mehr viel gefallen“, sagt sie und berichtet von Reha-Aufenthalten wie in Bad Kötzting, die sehr viel gebracht haben, aber auch von Aufenthalten, die Rückschritte verursacht haben.

Die Vermutung von Bumeder, dass es ihr schwergefallen sei, ihren Sohn jetzt in die betreute Einrichtung gegeben zu haben, bestätigt sie. Einmal wöchentlich besucht sie ihren Sohn, telefoniert werde jeden Tag, stellt sie klar.

Als ihr dann der Landrat die Hand schüttelt, Urkunde und Medaille überreicht, winkt sie ab, sie wolle das gar nicht und nimmt die ganz seltene Auszeichnung dann doch gerührt an.